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Ein Stück Heimat in der Ferne

Olivia Gerstenberger19. Februar 2014

Das Deutsche Haus in Krasnaja Polyana ist Anlaufstelle für Sportler, Betreuer, Journalisten und Sponsoren. Dort finden wichtige Gespräche statt, im "Kufenstüberl" wird aber auch ordentlich gefeiert.

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Kufenstüberl im Deutschen Haus in Krasnaja Polyana
Bild: DW/O. Gerstenberger

Rudi Größwang lehnt an einem der Stehtische und unterhält sich mit seinen Gästen. Der in weiß-blauen Farben bayerisch gehaltene Raum ist gut gefüllt. Am Nebentisch sitzen Goldmedaillengewinner Felix Loch und seine Kollegen, hinter dem Tresen wird fleißig Weißbier gezapft. "Bei mir haben Trainer, Betreuer und Athleten freien Zugang", sagt Größwang, der Chef des "Kufenstüberls". Journalisten sind nur erlaubt, wenn sie Interviews vorher absprechen und die Athleten sonst weitestgehend in Ruhe lassen, vor allem beim Essen.

Für die deutschen Wintersportler ist das "Kufenstüberl" mittlerweile zur Institution geworden. Hier werden seit vielen Jahren bei Olympischen Winterspielen deutsche Medaillen gefeiert. Die Idee dazu entstand 1988 in Calgary bei einem lustigen Abend mit Salami und ein paar Kisten Bier. Seit 2002 in Salt Lake City ist das "Kufenstüberl" in das Deutsche Haus integriert. "Es soll ein Stück Heimat sein für alle", erklärt Größwang, selbst ehemaliger Rennrodler und seit Jahren Manager von Georg Hackl.

Jeden Abend treten drei Volksmusiker auf. "Wir singen alte alpenländische Lieder, auch dreistimmig. Das lockert das Ganze auf", erzählt Christian, der Gitarrenspieler. Hans mit der Mini-Tuba, mit der man auch ins Flugzeug darf, und "Berti" Engelbert mit der Ziehharmonika nicken. "Wir haben keinen festen Zeitplan und improvisieren oft", erzählen sie. Bei den Team-Skispringern haben sie zum Beispiel ein bekanntes Lied umgedichtet: Aus "Fliege mit mir in die Heimat", bekannt vom Münchener Oktoberfest, wurde "Fliege mit mir in den Himmel hinein, Ihr Skispringer". Das hätte guten Anklang gefunden, sagen die drei in Trachten gekleideten Musiker. Die Party ging bis um drei Uhr.

Botschafterempfang und Medaillenfeier

Gefeiert wird auch in den anderen Räumen des Deutschen Hauses in Krasnaja Polyana. Jeder Medaillengewinner wird mit einem Spalier empfangen und zu einem Gespräch auf die Bühne gebeten. In der "Datscha" und im "Kaminzimmer" treffen sich die Athleten, schauen gemeinsam die Wettkämpfe auf den vielen Fernsehern, geben Interviews oder lassen bei gutem Essen den Tag ausklingen. Das Haus liegt an einer vielbefahrenen Schnellstraße in der Nähe des Bahnhofes von Krasnaja Polyana. Im Gegensatz zum Deutschen Haus in London gibt es dieses Mal kein Fanfest in der Nähe. Man braucht eine Einladung, um hinein zu kommen. In Rio de Janeiro ist aber wieder eine Fanzone in der Nähe geplant.

Auch für Sponsoren bietet das Deutsche Haus eine Plattform, es gibt offizielle Empfänge, Menschenrechtsorganisationen waren auch schon hier, außerdem trifft sich regelmäßig die Prominenz: Zu Gast bei diesen Winterspielen waren unter anderem schon Fußball-Legende Franz Beckenbauer, Bundesinnenminister Thomas de Maizière und der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder, ebenso die zweimalige Olympiasiegerin Magdalena Neuner. Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich allerdings noch nicht blicken lassen.

Insgesamt geht es aber eher gemütlich zu im Deutschen Haus. Über 100 Fässer Weißbier sind schon leer, das sei aber normal, sagt Rudi Größwang. Die ganz wilde Party, wie man sie von einigen Teilnehmern der Sommerspiele kennt, gab es bisher noch nicht. Dennoch wird es im "Kufenstüberl" auch schon mal später, wenn die Wettbewerbe erst am Abend enden. Und das sei auch gut so, meint Größwang: "Es gibt hier keine Sperrstunde. Wir schließen zu, wenn der Letzte sagt: Jetzt reicht's."