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Badesaison eröffnet!

Olivia Gerstenberger16. Februar 2014

DW-Olympiareporterin Olivia Gerstenberger ist überrascht: Während in den Bergen des Kaukasus die Skiwettbewerbe laufen, baden die ersten Wagemutigen bei frühlingshaften Temperaturen in Sotschi im Meer.

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Olympia Olympische Winterspiele 2014 Olivia Gerstenberger
Bild: DW/O. Gerstenberger

Es ist schon kurios: Seitdem ich hier bin, begrüßt mich Sotschis Himmel jeden Morgen mit Sonnenschein und weitgehend blauem Himmel. Es herrscht "Kaiserwetter": Die Temperaturen steigen, der Frühling ist ausgebrochen. Meine Winterjacke nehme ich eigentlich nur noch zur Zierde mit, es sind ja schließlich Olympische Winterspiele. Ein russischer Volunteer, den ich nach dem Wetter frage, sagt scherzend: "Dafür hat Putin gesorgt. Er hat die Wolken mit Raketen wegschießen lassen." Russischer Humor. Dass die Russen der Natur tatsächlich ein wenig auf die Sprünge helfen, zeigt sich, wenn man die bereits erblühten Topfblumen und Bäume an der Strandpromenade von Sotschi genauer betrachtet: Sie sind tatsächlich komplett aus Plastik!

Flip-Flops und Badehose

Viele sind bereits im T-Shirt und kurzer Hose unterwegs, an der Strandpromenade flanieren einige schon in Flip-Flops. Von meinem Hotel aus kann man am Olympiapark bis zum Olympischen Dorf am Meer entlang laufen, es sind knapp fünf Kilometer. Nach Georgien, in die entgegengesetzte Richtung, sind es übrigens gerade einmal drei. Die nagelneue Strandpromenade lädt geradezu zu einem Spaziergang ein. Ich mache mich also auf den Weg, statt wie jeden Tag den Bus zu nehmen. Mir fällt erneut auf, dass kaum Schmutz zu sehen ist: Straßen und Gehsteige rund um den Olympiapark werden regelmäßig geschrubbt. Der Wetterbericht hat 17 Grad vorhergesagt, doch in der Sonne ist es deutlich wärmer. Am Kiesstrand sehe ich die ersten ausgestreckt ein Sonnenbad nehmen, einige Wagemutige haben ihre Badehose mitgenommen und wagen sogar einen Sprung ins eiskalte Meer.

Plastikbaum in Sotschi (Foto: DW/Gerstenberger)
Plastikbaum am Strand von SotschiBild: DW/O. Gerstenberger

Was Hunde und Delfine verbindet

Mein Blick schweift weiter in die Ferne, wo ich zwei Schiffe und plötzlich noch etwas anderes entdecke: Delfine! Sie sind gerade auf der Jagd und springen durch das Wasser. Damit hätte ich jetzt nicht unbedingt gerechnet. In einer inoffiziellen Abstimmung hatten sich die Bewohner Sotschis sogar für einen Delfin auf Skiern als Olympia-Maskottchen ausgesprochen, dieser stünde im Gegensatz zu den ausgewählten (Schneeleopard, Eisbär und Hase) in direkter Beziehung zu dem Kurort am Meer.

Badende in Sotschi (Foto: DW/Gerstenberger)
Winter-Sonnenbaden: Am Strand entspannen die Menschen, einige gehen sogar schwimmenBild: DW/O. Gerstenberger

Die Population der Schwarzmeertümmler ist allerdings vom Aussterben bedroht. Greenpeace verweist seit Jahren auf die Verschmutzung im Schwarzen Meer. Giftige Abwässer landen über die Flüsse dort, in den letzten Jahren spitzte sich die Lage wegen der gigantischen Olympiabauarbeiten noch zu. Ebenfalls pikant: Anlässlich der Olympischen Winterspiele entstanden rund um Sotschi neue Delfinarien als Besucherattraktionen. Diese mussten gefüllt werden. Und dazu werden die Meeressäuger gejagt. Sogar aus Japan sollen Delfine und Kleinwale nach blutigen Treibjagden eingeflogen worden sein, berichten Tierorganisationen wie OceanCare und Whale and Dolphin Conservation. Weltweit protestieren Tierschützer gegen die Vergnügungsparkindustrie und forderten sogar einen Boykott der Olympischen Spiele - erst Recht, als bekannt wurde, dass vor Beginn der Spiele Tausende streunende Katzen und Hunde getötet wurden. "Fangen, kastrieren, freilassen", lautet diesbezüglich ihre Forderung.

Auch am Strand streifen die Hunde in kleinen Grüppchen umher. Einige liegen nur da und genießen die warmen Sonnenstrahlen. Am Ende meines Weges blicke ich noch einmal auf das Wasser und entdecke erneut die Delfine, die sich weit draußen im Meer tummeln. Da stellt sich eine Russin neben mich: "Delfine? Die sind hier heimisch", berichtet sie. "Ich sehe sie fast jeden Tag dort in der Ferne." Bemerkenswert. Und kostenlos noch dazu.