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Olympisches Kontrastprogramm

Olivia Gerstenberger17. Februar 2014

DW-Olympiareporterin auf fremdem Terrain: Bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi ist Olivia Gerstenberger zum ersten Mal beim Eistanz. Anschließend erlebt sie Super-Stimmung beim Eishockey.

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Olympia Olympische Winterspiele 2014 Olivia Gerstenberger Bild: DW/O. Gerstenberger
Bild: DW/O. Gerstenberger

Olympische Spiele lotsen einen ja oft zu Sportarten, denen man im alltäglichen Leben nicht so regelmäßig begegnet. Meine Wochenenden verbringe ich zum Beispiel normalerweise im Stadion oder in der Redaktion und berichte vom Fußball. Hier in Sotschi geht es für mich stattdessen regelmäßig an die Piste oder in diverse Eishallen. Im "Iceberg Skating Palace" findet momentan der Eistanz statt, eine Disziplin des Eiskunstlaufs. Der Unterschied zum Paarlauf wird mir schnell klar: Während die deutschen Bronzemedaillen-Gewinner Aljona Savchenko und Robin Szolkowy stets höchst akrobatische Drehungen und Sprünge wagen, lassen es ihre deutschen Kollegen Nelli Zhiganchina und Alexander Gazsi sowie Tanja Kolbe und Stefano Caruso eher künstlerisch angehen.

Beim Quickstepp und Foxtrott wird es nicht nur musikalisch flott: Die Tänzer trippeln in Windeseile über das Eis und animieren das Publikum zum Mitklatschen. Sprünge sind nicht erlaubt, Hebungen aber schon. Und so tragen die Herren meist die Damen auf Händen oder auch mal auf Füßen und schleudern sie im Rhythmus der Musik um sich herum. Es erinnert mich sehr an das klassische Tanzen, nur dass es nicht auf Parkett, sondern auf Eis stattfindet. Die Bewertung nimmt eine Jury vor und scheint mir ziemlich subjektiv zu sein. Nach dem großzügigen Applaus zu urteilen, den ein türkisches Paar erntet, muss doch eine tolle Bewertung folgen! Doch die Jury zeigt sich unbeeindruckt und vergibt eine miese Punktzahl. Die Zuschauer sind empört, pfeifen und trampeln mit den Füßen. Soviel Emotionen hätte ich den Anhängern dieser Sportart ehrlich gesagt nicht zugetraut!

Großer Hype um Eishockey

Das ist aber noch nichts im Vergleich zum Eishockey-Publikum im "Bolshoy Ice Dome", der nur ein paar Meter weiter im Olympiapark liegt, direkt hinter der Olympischen Flamme. Die Halle ist nahezu ausverkauft, die Ränge so gut gefüllt, wie es bisher noch nicht erlebt habe hier in Sotschi. Auch das Publikum ist durchaus international: Neben den Anhängern der Finnen und Kanadier, die hier gleich antreten werden, entdecke ich Australier, Österreicher und natürlich viele Russen. Eishockey ist hier Sportart Nummer eins und seitdem das olympische Eishockeyturnier begonnen hat, strömen die Fans nur so in den Olympiapark.

Die neue Arena sieht von außen ziemlich futuristisch aus, innen erwartet mich ein Spektakel. Die Fans sind deutlich bunter gekleidet als bei den anderen Wettbewerben hier, neben den Nationalflaggen haben sie sich mehr oder weniger originell verkleidet. Eine Anhängerin der kanadischen Mannschaft trägt einen selbstgemachten Curlingstein auf dem Kopf, eine Gruppe ist mit Alienmasken erschienen, ein finnischer Fan präsentiert seine überdimensionale Brille. Die prächtigsten Kostüme werden auf dem Videowürfel gezeigt, der über dem Spielfeld vom Hallendach hängt. Cheerleader tanzen auf den Treppen zwischen den Zuschauerblöcken und "lebende" olympische Maskottchen sorgen für Begeisterung bei den ganz jungen Fans. In den Spielunterbrechungen dröhnt fetzige Musik aus den Lautsprechern, das Publikum klatscht freudig mit. "Schaibu, schaibu", klingt es von den Rängen, "Tor schießen!"

Jeder will die Stars sehen

Zweikampf um den Puck zwischen dem Russen Tasarenko und dem Slowaken Chara im Vorrundenspiel der Winterspiele in Sotschi. EPA/ANATOLY MALTSEV
Voller Einsatz vor Heimpublikum: die "Sbornaja" tut sich auch beim mageren 1:0 gegen die Slowakei schwerBild: picture-alliance/dpa

Ich merke: Hier kennt man sich aus und hier erwartet man einiges! Beim olypmpischen Eishockeyturnier begegnen sich die Besten der Besten, es geht ums Prestige. Präsident Wladimir Putin hat nicht weniger als die Goldmedaille für sein Land gefordert. Doch die Russen um den bisher unscheinbaren NHL-Superstar Alexander Owetschkin haben schon einige Niederlagen einstecken müssen. Die bitterste gegen den Erzrivalen aus den USA, Russland muss sogar in die K.o-Runde. Ganz anders tritt Kanada auf, ebenfalls mit einem von Stars gespickten Team. Mühelos marschiert der Titelverteidiger bisher durch das Turnier.

Die Respekt für die kanadischen Stars um Sidney Crosby ist bei allen Fans zu spüren, doch der Torjubel bei dem 1:1-Ausgleichstreffer für Finnland eine Spur lauter als der für das Führungstor der Kanadier: Die Russen mögen ihren Nachbarn, viele verbringen ihren Urlaub in Finnland. Es entwickelt sich eine attraktive Partie, kurz vor dem Beginn der Verlängerung, in der Kanada mit 2:1 gewinnt, gelingt sogar die Laola-Welle. Kanada steht im Viertelfinale, Finnland durch das Erreichen der Verlängerung ebenfalls. Als das Spiel vorbei ist, leeren sich die Ränge schnell. Gut gelaunt verlassen die über 11.000 Zuschauer die Halle. Draußen leuchtet das Ergebnis auf dem Arenadach, viele bleiben stehen und machen ein Foto. In dieser Arena wird es noch hoch her gehen. Und so manch ein Fan ist sich an diesem Abend sicher, dass es dieses Duell noch einmal geben wird: Im Finale.