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Die Zukunft des Buches

Petra Lambeck9. Oktober 2013

Die Frankfurter Buchmesse hat begonnen. Die internationale Verlagsszene trifft sich, um Kontakte zu knüpfen und über die Entwicklung des Buchmarktes zu diskutieren. Ideen gibt es dazu viele.

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Wehende Fahnen der Buchmesse am Haupteingang der Messe Frankfurt (Foto: Frankfurter Buchmesse/Fernando Baptista)
Bild: Frankfurter Buchmesse/Fernando Baptista

"Die Branche lebt, sie vibriert!" Mit diesen euphorischen Worten kündigte Buchmesse-Direktor Jürgen Boos die diesjährige Ausgabe der internationalen Bücherschau in Frankfurt an. Und verweist auf die vielen neuen Start-Up Unternehmen, die sich auf der Messe präsentieren wollen. "Es gibt so viele neue Ideen im Vertrieb, aber auch im Entstehen von Büchern, junge Autoren mit neuen Themen und Formaten, all das zeigt, dass es weiter geht", so Boos bei einer Pressekonferenz im September. Die Frankfurter Buchmesse gilt als die größte ihrer Art weltweit. In diesem Jahr werden rund 7100 Aussteller aus 100 Ländern erwartet.

Die Buchbranche steht gut da

Von einer "Aufbruchsstimmung" spricht auch Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des deutschen Buchhandels. Die Situation der Branche werde in den Medien oft düsterer dargestellt, als sie in Wirklichkeit sei. "Wir haben – mit Ausnahme der letzten zwei Jahre, wo wir ein Minus im Umsatz von 0,8 und 1,4 Prozent hatten – neun Jahre lang nur Wachstum in unserer Branche. Das heißt mit anderen Worten: Die Nachfrage nach dem Buch, das Interesse der Menschen am Lesen ist nach wie vor enorm groß."

Trotzdem gibt es natürlich Herausforderungen, denen die Marktteilnehmer sich zu stellen haben. Die stationären Buchhandlungen beispielsweise sind in einem enormen Veränderungsprozess. Die Konkurrenz der reinen Online-Händler ist groß. Wer in Zukunft erfolgreich sein wird, entscheide sich an dem Mehrwert, den die Buchhändler vor Ort bieten können, so Skipis. Ein wichtiger Punkt sei dabei auch die Buchpreisbindung in Deutschland, die in Podiumsdiskussionen ebenfalls Thema sein wird auf der Messe. Sie müsse, gerade im Hinblick auf das geplante Freihandelsabkommen Europas mit den USA, aufrecht erhalten werden, so die Ansicht des Börsenvereins. Nur so könne die Vielfalt der deutschen Buchkultur erhalten bleiben.

Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels (Foto: Hendrik Schmidt/dpa)
Kennt die Branche: Alexander SkipisBild: picture-alliance/dpa

Treffpunkt und Handelsplatz

Neben den vielen Fachveranstaltungen und Diskussionen zum Thema Marktentwicklung und Produkte, geht es auf der Messe natürlich auch ganz einfach um Bücher und um Literatur. Die Frankfurter Buchmesse gilt als die Lizenzmesse schlechthin. Mehr als 600 Literaturagenten aus aller Welt kommen in Frankfurt zusammen, um über Rechte an Autoren, Büchern, Übersetzungen oder sonstigen Inhalten zu verhandeln. Für Riky Stock, Direktorin des German Book Office in New York, ist das Agentenzentrum "der Maschinenraum der Buchmesse".

Für die Buchhändler hingegen ist die Messe vor allen Dingen ein Treffpunkt, um Kontakte zu pflegen und zu knüpfen. Michael Lemling, Geschäftsführer der Buchhandlung Lehmkuhl aus München, beispielsweise trifft sich in Frankfurt mit Verlegern, um Pläne zu schmieden für das kommende Jahr. "Wir sind eine Buchhandlung, die viele Lesungen organisiert, da ist es gut zu wissen, welche Bücher im nächsten Jahr erscheinen, welche Autoren auf Lesereise gehen."

Besuchertag auf der Frankfurter Buchmesse (Foto: Peter Hirth / Frankfurter Buchmesse)
Auch in diesem Jahr werden wieder rund 280.000 Besucher auf der Messe erwartetBild: Frankfurter Buchmesse/Peter Hirth

Und auch die übrigen Besucher kommen in Frankfurt nicht zu kurz: Rund 1500 Autoren werden erwartet, darunter prominente Namen wie Martin Walser, Daniel Kehlmann, Terézia Mora oder Leon de Winter. "Der Wunsch nach Kontakt, nach einem direkten Austausch über Literatur wird stets größer", sagt Buchmessen-Sprecherin Katja Böhne. Das spiegele sich auch in dem immer umfangreicher werdenden Programm der Messe. In diesem Jahr stehen 3600 Veranstaltungen auf dem Plan, gut 150 mehr als im Vorjahr. Darunter nach wie vor viele klassische Formate wie Lesungen, Signierstunden und Podiumsdiskussionen, sowie diverse Preisverleihungen. Unter anderem der Deutsche Buchpreis, der jedes Jahr vor Beginn der Messe verliehen wird, sowie der Friedenspreis des deutschen Buchhandels als krönender Abschluss. Im letzten Jahr bekam ihn der chinesische Autor Liao Yiwu, in diesem Jahr geht er an die weißrussische Autorin Swetlana Alexijewitsch.

Ehrengast Brasilien

Besondere Aufmerksamkeit bekommen in diesem Jahr die brasilianischen Autoren. Unter dem Motto " Brasilien – Ein Land voller Stimmen" präsentiert sich das Land zum zweiten Mal als Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse. Das Ehrengast-Programm existiert seit fast vierzig Jahren. Ziel ist unter anderem, die Literatur des jeweiligen Landes international bekannter zu machen, sowie die Anzahl der Übersetzungen zu steigern. Neben zahlreichen Buchvorstellungen und Lesungen gibt es ein breites kulturelles Rahmenprogramm, darunter Kunstausstellungen, Konzerte, Tanz-Darbietungen und Performances – und natürlich den großen Ehrengast-Pavillon auf dem Messegelände.

Streetart: Ein Drache der brasilianischen Graffiti-Künstlerin Fefe Talavera in Frankfurt (Foto: imago/epd)
Brasilianische Graffiti-Kunst in FrankfurtBild: imago stock&people

Und auch der Fußball wird eine Rolle spielen: Für den Buchmesse-Freitag ist ein Länderspiel zwischen der brasilianischen und der deutschen Autorennationalmannschaft geplant. Mit dabei im Sturm für die Deutschen ist der Schriftsteller Moritz Rinke aus Berlin – der seine bisherigen Messe-Erfahrungen so beschreibt: "Ich liebe diese bunte Messewelt. Auch wenn der flüchtige Messerummel natürlich in keinem Verhältnis steht zur eigenen intensiven, innigen Produktionszeit. Es ist so, als würde man einen tibetischen Mönch in einen ratternden und tutenden Spielautomaten stecken."