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Gibt es ein Devisenkartell?

4. Dezember 2013

Finanzbehörden in Europa, in den USA und Asien verdächtigen Großbanken, Währungskurse manipuliert zu haben. Sollte sich der Verdacht bestätigen, könnte der Skandal größere Ausmaße annehmen als der Libor-Skandal.

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Tafel mit Wechselkursen (Foto: ?)
Bild: MEHR

Auf den weltweiten Devisenmärkten werden rund 5,3 Billionen Dollar gehandelt - jeden Tag. Der Devisenhandel ist der größte Finanzmarkt weltweit. Der Handel über Währungsgrenzen hinweg braucht den Markt, ebenso wie Unternehmen und Privatleute, um internationale Geschäfte abwickeln zu können. Dieser Markt soll nach Berichten der "Süddeutschen Zeitung" nun möglicherweise manipuliert worden sein.

EU hat Auge auf Zinssäze

Finanzbehörden in Europa, den USA und Asien untersuchen zwei Vorwürfe: Erstens sollen Banken Geschäfte mit fremden Währungen getätigt haben, um den Kurs zu einer bestimmten Uhrzeit - zum sogenannten Londoner Währungsfixing - zu beeinflussen und so mittels Kurswetten Gewinne einzunehmen. Zweitens könnten sich einige Händler dabei abgesprochen haben.

Ermittlungen auch bei der Deutschen Bank

Anhaltspunkte für einen solchen Verdacht hatten sich bereits im Oktober ergeben, als die Schweizer Finanzaufsicht mitgeteilt hatte, gegen mehrere Schweizer Institute zu ermitteln. Allerdings war die Dimension damals unklar geblieben.

Den größten Marktanteil an den Devisengeschäften hält nach Angaben der "Süddeutschen Zeiung" die Deutsche Bank. Der Chef der deutschen Bankenaufsicht Bafin, Raimund Röseler, sagte der Zeitung: "Wir haben bislang keine Anhaltspunkte dafür, dass Händler einer deutschen Bank in Manipulationen involviert waren." Die Untersuchungen seien aber noch nicht abgeschlossen. Die Deutsche Bank hat nach Informationen der Zeitung umfangreiche interne Ermittlungen aufgenommen.

Mehr Kontrolle für den Devisenmarkt?

Dreizehn Banken sollen nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" von den Ermittlungen betroffen sein. Darunter die Deutsche Bank, Citigroup und UBS.

Eine Schlüsselrolle bei den Ermittlungen spielen offenbar Mitschriften aus bankeninternen Mitarbeiter-Chatrooms und Textnachrichten auf Mobilfunktelefonen. Auf diese Weise waren die Behörden schon den Manipulationen des Libor- und Euribor-Interbankenzinssatzes auf die Spur gekommen. Die Deutsche Bank soll ihren Devisenhändlern schon vor den Ermittlungen verboten haben, über solche Chatrooms zu kommunizieren. Absprachen sollten so verhindert werden.

Ein Sprecher des deutschen Finanzministeriums sagte dem Blatt: "Sollten sich die ersten Vermutungen bestätigen", könne es nötig werden, die Regeln für den Devisenmarkt zu ändern.

jw/se (dpa, Süddeutsche Zeitung)