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Trendwende bei US-Geldpolitik?

18. September 2013

Die Finanzwelt schaut heute gebannt nach Washington: Erstmals seit Ausbruch der Krise 2008 könnte die US-Notenbank ihre lockere Geldpolitik etwas drosseln. Ein Testlauf für Schwellenländer.

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Federal Reserve Chairman Ben Bernanke takes part in a news conference at the William McChesney Martin Federal Reserve Board Building in Washington, Wednesday, Jan. 25, 2012, following the January Federal Open Market Committee meeting. (Foto:Jacquelyn Martin/AP/dapd) <<
US-Zentralbank-Chef Ben BernankeBild: AP

Als FED-Chef Ben Bernanke (Artikelbild) im Frühjahr einen bevorstehenden Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik in Aussicht stellte, reagierten die Märkte extrem: Wegen der Niedrigzinsen in den USA flossen in den vergangenen Jahren Milliarden von US-Dollar zum Beispiel in indische Staatsanleihen oder nach Brasilien. Doch nun, nach Bernankes Ankündigung, zogen viele Anleger ihr Geld wieder ab, um es in den USA anzulegen. In mehreren großen Schwellenländern, darunter Brasilien, kam es deshalb sogar zu Währungskrisen.

Moderat nicht radikal

Sicher scheint deshalb, dass die FED nur einen sanften Kurswechsel in ihrer Politik des billigen Geldes vornehmen wird. Möglich scheint, dass sie die derzeitigen Staatsanleihenkäufe in Höhe von monatlich 45 Milliarden Dollar auf 35 Milliarden senkt.

Beim Erwerb von Pfandbriefen, die durch Immobilien besichert sind, könnte es hingegen bei 40 Milliarden Dollar monatlich bleiben. Auf diese Weise würden die Hypothekenzinsen stabil niedrig bleiben, damit die Erholung auf dem wichtigen Häusermarkt nicht abgewürgt wird.

Alle wie gehabt beim Leitzins?

Außerdem wird erwartet, dass sich die Fed weiterhin langfristig zu dem seit Ende 2008 geltenden Niedrigzins knapp über null Prozent bekennen wird, der helfen soll, die Konjunktur anzukurbeln. Die FED hatte im vergangenen Jahr angekündigt, den Leitzins nicht anzuheben, solange die US-Arbeitsquote über 6,5 Prozent liegt. Derzeit beträgt sie 7,3 Prozent.

Ebenfalls gegen einen tiefgreifenden Kurswechsel in der Geldpolitik spricht, dass sich die Wirtschaft in den USA nicht so stark erholt wie zuletzt erwartet worden war.

FED will Staatsanleihen und faule Immobilienkredite aufkaufen um das Kredit-Geschäft wieder anzukurbeln

Laut Anlageexperten wäre dieser erste Schritt zum Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik vorsichtig genug, um Panik an den Börsen zu vermeiden. Die tatsächliche Entscheidung des Offenmarktausschusses (FOMC) der US-Notenbank Fed, der die US-Geldpolitik bestimmt, soll um 20 Uhr (MESZ) bekanntgegeben werden.

Billiges Geld ist eine Zeitbombe

Seit dem Beginn der Finanzkrise haben Zentralbanken wie die US-Notenbank oder die EZB ihren Leitzins auf nahezu Null gesenkt. Die Banken sollten den niedrigen Zins, zu dem sie sich Geld bei der Notenbank leihen konnten, an ihre Kunden weitergeben, damit diese weiterhin investierten und konsumierten. Doch die Banken hielten ihr Geld zusammen.

Die US-Notenbank kaufte daraufhin Staatsanleihen der eigenen Regierung auf. Damit konnte die US-Regierung die Papiere verkaufen, ohne mit hohen Zinsen Käufer anlocken zu müssen. Andere Anleger mussten daher ihr Geld in andere Wertpapiere stecken - wollten sie höhere Zinsen. Das Geld floss deshalb beispielsweise in riskantere Papiere wie Aktien und war bei den Unternehmen angekommen.

Doch die Politik des billigen Geldes muss enden, auch wenn sie erfolgreich war. Andernfalls müssen die USA steigende Inflation oder neue Spekulationsblasen befürchten - Spekulationsblasen wie die Immobilienblase in den USA, die 2008 in die Krise führte.

jw/wl (dpa, rtrd)