Gruß aus Jakarta, Indonesien | Asien | DW | 10.10.2013
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Asien

Gruß aus Jakarta, Indonesien

Trainer Thorsten Karg ist ganz verunsichert: Welche Kleidung ist bloß die richtige?

Im September 2013 leitete Thorsten Karg einen Workshop der DW Akademie für 15 Jungjournalisten aus Jakarta, Indonesien. Foto: DW Akademie/Thorsten Karg

"Bunter" Trainer mit "schwarz-weißen" Teilnehmern

Die Frage "Was ziehe ich an?" ist in der Regel nur eine Randfrage im Traineralltag. Aber mit falsch gewählter Kleidung kann man in manchen Gesellschaften Gefühle verletzen, sich als Trainer diskreditieren oder im besten Fall einfach Heiterkeit erregen.

Im September 2013 leitete Thorsten Karg einen Workshop der DW Akademie für 15 Jungjournalisten aus Jakarta, Indonesien. Foto: DW Akademie/Thorsten Karg

Dunkelblauer Einheitslook

Wenn ich "Train the Trainer" Workshops unterrichte, dann fragen mich die Teilnehmer manchmal, was man denn als Trainer anziehen solle. Förmlich oder leger? Bunt oder gedeckt? Ich rate meistens dazu, sich anständig anzuziehen und im Einklang mit den örtlichen Gegebenheiten. Aber bei einem Workshop in Jakarta im September bin ich nun selbst in die Kleiderfalle geraten.

Am ersten Kurstag kamen die Teilnehmer alle in dunkelblauen Hemden und Blusen. Das seien ihre Uniformen, sagten sie mir. Die seien in ihrem Sender Pflicht. Ich äußerte Verständnis, sagte den Teilnehmern aber, dass sie sich meinetwegen in diesem Workshop nicht uniformieren müssten. Sie sollten ruhig tragen, was ihnen gefällt.

Vielfalt oder Uniform in Indonesien?

Im September 2013 leitete Thorsten Karg einen Workshop der DW Akademie für 15 Jungjournalisten aus Jakarta, Indonesien. Foto: DW Akademie/Thorsten Karg

Scheinbare Farbenfreude

Groß war meine Freude am nächsten Morgen, als das triste Einheitsblau bunten indonesischen Batikhemden und Blusen gewichen war. Der Kursraum war ein Meer von Farben und Mustern. Es schien, als hätten die Teilnehmer mein Angebot bereitwillig angenommen, sich ganz nach individuellen Vorstellungen zu kleiden. Ich erfreute mich richtig an den vielfältigen Batikstoffen und dem Farbenrausch um mich herum.

Am dritten Morgen nahm ich mir im Hotelzimmer bei der Auswahl meines Outfits die farbenfrohe Kleidung der Teilnehmer vom Vortag zum Vorbild. Grüne Hose, blaues Polohemd - eigentlich etwas gewagt, dachte ich mir beim Blick in den Spiegel, aber wenn die Teilnehmer sich so bunt anziehen, dann darf der Trainer das auch mal.

Im September 2013 leitete Thorsten Karg einen Workshop der DW Akademie für 15 Jungjournalisten aus Jakarta, Indonesien. Foto: DW Akademie/Thorsten Karg

Der Einheitslook ist zurück

Als ich dann im Kursraum auf meine 15 indonesischen Jungjournalisten traf, verstand ich die Welt nicht mehr. Wo gestern noch Farb- und Mustervielfalt geherrscht hatten, schaute ich nun auf strenges schwarz-weiß. Durch die Bank trugen die Teilnehmer alle weiße Blusen oder Hemden zu schwarzen Hosen. Einheitslook. Und in meinen bunten Papageienfarben fühlte ich mich leicht deplaziert.

Als ich die indonesischen Kolleginnen und Kollegen auf ihren abrupten Stilwechsel ansprach, lachten sie und klärten mich auf: Sowohl die blauen Hemden des ersten Tages, als auch die schwarz-weißen Outfits und eben auch die Batikhemden seien Uniformen ihres Senders. Der Kleiderwechsel sei vorgeschrieben: montags blau, dienstags Batik, mittwochs schwarz-weiß. Und donnerstags und freitags seien wieder blau und Batik an der Reihe. Bei den Batikuniformen gebe es für jedes der 28 Regionalstudios ein eigenes Muster - deshalb sahen die Teilnehmer am Vortag auch alle unterschiedlich aus.

Dass es bei Medienkonzernen in Deutschland keine Uniformen gäbe, wunderte die jungen Journalistinnen und Journalisten aus Indonesien sehr. In ihrem Land staffiere jedes Medienunternehmen seine Angestellten mit Uniformen aus und beharre darauf, dass sich alle auch bei der Kleidung an die vorgeschriebene "Corporate Identity" hielten.

Für Europäer mag das etwas befremdlich sein. Aber so wird immerhin vermieden, dass einzelne Mitarbeiter mit papageiengrünen Hosen aus dem Rahmen fallen.


Thorsten Karg arbeitet seit 2002 hauptberuflich als Trainer und Projektmanager der DW Akademie. Seine Spezialgebiete sind Radio- und Onlinejournalismus, darüber hinaus unterrichtet er "Train the Trainer" Workshops für zukünftige Medientrainer. Als Mitarbeiter des Eurasien-Teams arbeitet Thorsten Karg in Südostasien - vor allem in Vietnam und Kambodscha. Bevor Karg zur DW Akademie kam, war er viele Jahre als Radio- und Onlinejournalist tätig.