Demokratie als „Geschichte der kleinen Siege“ | Veranstaltungen | DW | 17.04.2013
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Veranstaltungen

Demokratie als „Geschichte der kleinen Siege“

In Deutschland dürfe man Politiker zwar wählen, danach hätten sie jedoch andere Interessen. Diese Einschätzung vertrat Daniela Dahn bei einer Veranstaltung des Goethe-Instituts in München. Die DW war Medienpartner.

Podium mit Ute Schaeffer

Diskutierten in München: Paul Nolte, Ute Schaeffer und Daniela Dahn

Wenn sie erst ihre Posten hätten, ginge es den Volksvertretern oft nur noch um die Interessen ihrer Partei oder das eigene Fortkommen, so die Schriftstellerin bei der Diskussion zum Thema „Demokratie in der Defensive“ in den Münchner Kammerspielen. Der Staat müsse wieder näher an die Bürger rücken, forderte Dahn. Sie diskutierte in der Reihe „Mapping Democracy“ mit dem Historiker Paul Nolte in den Münchner Kammerspielen. „Wer war denn schon in der Bürgersprechstunde eines Abgeordneten?“, konterte Paul Nolte. „Als Stachel der Demokratie ist Kritik gut. Wir sollten hohe Ansprüche an sie stellen. Aber wir sollten auch mal auf Länder wie Weißrussland schauen und dann vielleicht doch sagen, schön, dass wir am 22. September zur Wahl gehen können.“

Parallel zum Panel in München debattierten in der letzten Folge der Reihe „Mapping Democracy“ in Budapest und Moskau Gäste zum selben Thema. Diskutanten und Publikum allen drei Orten waren per Videoschalte einander zugeschaltet. In Moskau der Wissenschaftler Mikhail Gelfand und der Philosoph Oleg Nikiforov, in Budapest der Schriftsteller Adam Nadasdy und der Theaterwissenschaftler Mate Gaspar. DW-Chefredakteurin Ute Schaeffer hatte die Moderation.

Rolle von Künstlern und Aktivisten
Korrumpierte Politik und Ämterpatronage – das seien die Probleme der Demokratie in Ungarn, so die Zusammenfassung der Moderatorin der Diskussion in Budapest. Dieser Befund passe auch zu Russland, ergänzte die Moskauer Diskussionsleitung. Im Einzelnen gab es jedoch unterschiedliche Erklärungen und Vorschläge. So forderte der ungarische Theaterwissenschaftler Mate Gaspar die Unabhängigkeit freier Kunst zu stärken. „Künstler haben die Aufgabe, dem Bürger auch kritische Ansätze und Werte zu vermitteln.“ Zunehmend versuchten staatliche Institutionen ideologiosch Einfluss auf die Kultur auszuüben. Mikhail Gelfand in Moskau sagte hierzu, in jedem Land gebe es eine aktive Minderheit und eine schweigende Mehrheit. Die Minderheiten müssten die übrigen informieren. In guten Demokratien funktioniere das und es gebe Kanäle dafür. „Die fehlen in Russland“, so Gelfand. Oleg Nikiforov ergänzte aus Moskau, die Aktivitäten der Bürger auf lokaler Ebene seien mit Blick auf Demokratisierungsprozesse sehr wichtig. Durch mikropolitische Erfolge schöpften Menschen Hoffnung. „Wir brauchen eine Geschichte der kleinen Siege.“

Kompetenz bei Kritikern gefragt
Der ungarische Schriftsteller Adam Nadasdy sagte, in Sachen Demokratieförderung müssten Schulen und Bildungsinstitutionen nachlegen. Er schlug das Schulfach „politische Debatte“ vor. Mikhail Gelfand sieht in Russland „große Chancen für digitale Bildungsangebote“. Die digitale Kluft sei wesentlich geringer als vor zehn Jahren.
Zur Frage, ob Kritik aus Deutschland der Demokratisierung in Russland helfen könne, sagte Mikhail Gelfand, „Es ist gut, wenn der Westen einen Blick darauf behält, was in Russland passiert.“ Adam Nadasdy aus Budapest schränkte ein, es komme allerdings darauf an, wie gut informiert und kompetent die Kritiker seien.

DW-Special „Alle Macht dem Volk?"
Die Deutsche Welle widmet dem Thema Protest und Demokratie ein eigenes Special. Unter dem Titel „Alle Macht dem Volk“ geht es am 14. Mai online und stellt in den Sprachen Deutsch, Englisch und weiteren Sprachen Menschen vor, die nach Wegen suchen, die Zukunft ihrer Länder aktiv mitzugestalten. Die Ärztin in Tunesien, der Designer in Spanien, die Sprachlehrerin in Russland: Wir stellen engagierte junge Frauen und Männer vor, die auf ganz unterschiedliche Weise für mehr Mitbestimmung kämpfen. Über ihre Social Media Kanäle lädt die DW zu einer Debatte ein über die großen Zukunftsfragen der Demokratie.


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