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Putschversuch im Südsudan vereitelt

16. Dezember 2013

Schwere Machtkämpfe erschüttern den jüngsten Staat in Afrika. Im Juli hatte Präsident Kiir seinen Stellvertreter entlassen. Jetzt schlugen dessen Anhänger zurück. Vorerst vergeblich.

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Südsudans Präsident Salva Kiir sitzt in Uniform in einem Sessel (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Im Südsudan ist am Montag offenbar ein Putschversuch gescheitert. Nach Gefechten in der Hauptstadt Juba erklärte Präsident Salva Kiir vor Journalisten, Regierung und Armee hätten die Lage wieder unter Kontrolle. Kiir machte den ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar für den gescheiterten Umsturz verantwortlich. Es wurde eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Über mögliche Opfer und den Aufenthaltsort Machars wurde zunächst nichts bekannt.

Kiir trat in militärischer Uniform vor die Presse (s. Artikelbild). Armee-Einheiten, die Machar gegenüber loyal seien, hätten die Kaserne in der Nähe der Universität von Juba in der Nacht auf Montag angegriffen, sagte er laut Medienberichten. In einer Rede an die Nation erklärte er, die Regierung haben die Sicherheitslage in Juba voll unter Kontrolle: "Die Angreifer sind geflohen und unsere Streitkräfte verfolgen sie." Sie würden vor Gericht gestellt. Solche "kriminellen Handlungen" gegen "unsere junge Nation" werde er nicht tolerieren. Kiir kündigte eine unbefristete landesweite nächtliche Ausgangssperre von 18.00 Uhr abends bis 06.00 Uhr morgens an.

Annette Weber zum Machtkampf im Südsudan

Angst vor Bürgerkrieg

Die Botschaften der USA und Großbritanniens erklärten übereinstimmend, offenbar habe es Kämpfe bei zwei Militärkasernen in der Nähe des Stadtzentrums gegeben. Die beiden Botschafter forderten ihre Staatsangehörigen auf, unnötige Bewegungen in Juba zu vermeiden. Das Auswärtige Amt in Berlin riet von Reisen in den Südsudan ab.

Die Kämpfe schürten die Angst vor einem Bürgerkrieg. Viele Geschäfte blieben aber zunächst geschlossen. Die wenigen Läden, die am Morgen öffneten, wurden von Bürgern überrannt, die in Panik Lebensmittel einkauften - aus Angst, dass die Situation eskalieren könnte. Nach UN-Angaben suchten Hunderte von Zivilisten Zuflucht auf dem Gelände der Vereinten Nationen in der Nähe des Flughafens von Juba. Dort bekämen die Flüchtlinge Wasser und erste medizinische Hilfe, heißt es in einer Erklärung der UN. Die UN-Sondergesandte für den Südsudan, Hilde Johnson, rief alle Beteiligten zur Ruhe auf.

Ethnische Konflikte überlagern Politik

Der Südsudan ist der jüngste Staat Afrikas und wurde erst im Juli 2011 nach einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg vom Sudan unabhängig. Seitdem sind ethnische Konflikte und politische Spannungen an der Tagesordnung. Die politischen Konflikte nahmen in den vergangenen Monaten zu. Im Juli entließ Präsident Kiir seinen Stellvertreter Machar, nachdem dieser angekündigt hatte, bei der Präsidentenwahl 2015 gegen Kiir antreten zu wollen. Kiir ist umstritten. In den vergangenen Wochen warfen ihm Führungsmitglieder der ehemaligen Rebellenorganisation und jetzt regierenden Sudanesischen Volksbefreiungsbewegung (SPLM) öffentlich "diktatorisches" Verhalten vor.

Machar gehört zur Ethnie der Dok-Nuer und war im Unabhängigkeitskrieg Milizführer. Präsident Kiir ist Dinka. Zwischen beiden Ethnien gab es auch während des Krieges blutige Kämpfe gegeneinander, in denen tausende Zivilsten getötet und Dörfer vernichtet wurden.

gmf/kle (afp, ap, dpa, epd)