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Peugeot setzt auf die chinesische Karte

Laurence Frost / Jan Schwartz (Reuters)19. Februar 2014

Die Erben von Firmengründer Armand Peugeot verlieren nach acht Generationen die Kontrolle über den Autobauer. Am Lenkrad Platz genommen haben Chinesen - und der französische Staat. Es ist die letzte Chance.

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Bild: picture-alliance/AP

Peugeot erhöht durch ein milliardenschweres Rettungspaket seine Überlebenschancen. Der chinesische Partner Dongfeng und der französische Staat steigen bei dem taumelnden Auto-Hersteller ein, der Nummer zwei in Europa nach Volkswagen. Weiteres Geld soll bei den Altaktionären von Peugeot eingesammelt werden. Insgesamt beträgt die am Mittwoch verkündete Kapitalspritze drei Milliarden Euro. Damit sollen nach einem erneuten Milliardenverlust Löcher in der Bilanz gestopft werden. Zugleich bekommt Peugeot nun die Möglichkeit, seine Restrukturierung voranzutreiben und in neue Modelle zu investieren. Bei Anlegern kam dies gut an. Die Aktie legte an der Pariser Börse um vier Prozent zu.

Finanzvorstand Jean-Baptiste de Chatillon sagte, durch die Kapitalspritze habe Peugeot die Chance, als international aufgestellter Anbieter zu bestehen. Mit dem frischen Geld wolle man in der Entwicklung von Hybrid-Modellen zur Konkurrenz aufschließen und in Ländern des Mittelmeerraums expandieren.

Peugeot-Familie gibt Kontrolle ab

Mit der spanischen Großbank Santander verhandelt Peugeot zudem, um sieben Milliarden Euro an Staatsgarantien der französischen Regierung abzulösen, die im nächsten Jahr auslaufen. In eine gemeinsame Gesellschaft mit Santander könnte Peugeot seinen Absatzfinanzierer Bank PSA einbringen.

Im Rahmen der neuen Finanzhilfen investieren die französische Regierung und Dongfeng jeweils 800 Millionen Euro und erhalten dafür einen Anteil von je 14 Prozent. Das Paket der Peugeot-Familie fällt auf ebenfalls 14 Prozent. In der Familie war der Plan bis zuletzt umstritten. Bislang hielt sie 25 Prozent der Anteile, kontrollierte aber 38 Prozent der Stimmrechte.

Grosse Pläne

Für die Zukunft setzen die Franzosen vor allem auf China. Peugeot vereinbarte mit Dongfeng, die Kooperation in der Volksrepublik auszubauen. Der Absatz des dortigen Gemeinschaftsunternehmens soll sich ab dem Jahr 2020 durch zusammen entwickelte Modelle auf 1,5 Millionen Stück verdreifachen. Gemeinsam wollen Peugeot und Dongfeng auch Autos nach Südostasien exportieren, wo die Pkw-Nachfrage in den kommenden Jahren wachsen soll.

Im abgelaufenen Jahr steigerte Peugeot den Absatz im Reich der Mitte um mehr als ein Viertel und machte damit den Verkaufsrückgang auf dem krisengebeutelten europäischen Markt fast wett. Weltweit lieferte die Peugeot-Citroen-Gruppe 2,8 Millionen Fahrzeuge an Kunden, marginal weniger als im Jahr zuvor. In Europa, wo der Konzern fast die Hälfte seiner Autos verkauft, streicht Peugeot Tausende Stellen und schließt ein Werk nahe Paris.

Nach langer Durststrecke kommt der Automarkt auf dem Heimatkontinent inzwischen langsam wieder in Gang. Auch Peugeot profitiere davon, sagte Erich Hauser vom Londoner Analysehaus ISI. Bis der Konzern wieder schwarze Zahlen schreibt, dürften nach Meinung von Analysten aber noch einige Jahre vergehen. Peugeot selbst will spätestens ab 2016 kein Geld mehr verbrennen. 2013 stand unter dem Strich ein Nettoverlust von 2,3 Milliarden Euro - weniger als halb soviel wie 2012, als massive Abschreibungen das Minus auf fünf Milliarden trieben. Der Umsatz sank im vergangenen Jahr um 2,4 Prozent auf gut 54 Milliarden Euro.

Zweifel bleiben bestehen

Analysten sind uneins, wie lange die Kapitalspritze reichen wird. Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler schätzt, dass die Existenz dadurch vorerst gesichert ist. Wenn es gelinge, die Geldvernichtung zu stoppen, könne Peugeot sechs bis sieben Jahre mit dem Geld auskommen. Sein Kollege Frank Schwope von der NordLB glaubt dagegen, dass Peugeot in zwei bis drei Jahren bereits wieder frisches Kapital benötigen wird. "Es mag ja sein, dass für Peugeot bessere Jahre bevorstehen", so Schwope. Ein Durchbruch in China sei für die französische Marke mit dem Löwen aber längst nicht in Sicht. Auch Volvo habe dafür trotz Hilfe seines chinesischen Eigners Geely mehrere Jahre benötigt.

In Europa sei Peugeot durch die jahrelange Durststrecke zurückgeworfen worden. Die Kräfteverhältnisse hätten sich verschoben. "Während Peugeot drei Milliarden Kapitalhilfe benötigt, verdient Volkswagen operativ 11,5 Milliarden", erklärte Schwope. Um mitzuhalten, müssten die Franzosen ihre Modellpalette komplett erneuern. Dafür aber fehle das Geld. Peugeot habe es in den vergangenen Jahren versäumt, seine Konkurrenzfähigkeit durch Partnerschaften mit anderen Autobauern zu stärken.