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Alles wie gehabt

Olivia Fritz18. Oktober 2013

Acht Monate vor der WM in Brasilien verlängert Bundestrainer Joachim Löw seinen Vertrag. Das soll für Ruhe sorgen, eine Jobgarantie ist das aber noch lange nicht, meint DW-Redakteurin Olivia Fritz.

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Zufrieden wirkte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, als er die Neuigkeiten, die keine waren, stolz verkündete. Es war kein großes Geheimnis, dass Löw nach der erfolgreichen Qualifikation für das Fußballfest in Brasilien im kommenden Jahr einen neuen Vertrag unterschreiben würde. Thomas Tuchel, Cheftrainer beim Bundesligisten Mainz 05 bezeichnete es gar als "die größte Nicht-Überraschung des Jahres". In den letzten Tagen gab es kaum ein anderes Thema. Löw hat die Mannschaft in den letzten Jahren weiterentwickelt, lässt wunderschönen Offensivfußball spielen. Die Auswahl ist wohl die beste seit langem. Aber sie hat noch keinen Titel gewonnen.

Inhalt: Portraitfoto Olivia Fritz (DW) (Fotograf: Michael Palm, Palm-Pictures)
Sport-Redakteurin Olivia FritzBild: Michael Palm

Daher ist fraglich, was das Papier wert ist, auf dem die Unterschrift gerade trocknet. Bei einem frühen Ausscheiden in Brasilien wäre Löw kaum zu halten, er selbst hat für dieses Szenario bereits seinen Rücktritt angekündigt. Selbst bei einem Titelgewinn wäre Löw ein Rücktritt auf dem Höhepunkt seiner Karriere zuzutrauen. Und jetzt schon an die EURO 2016 zu denken, ist schön und gut. Aber der Fokus liegt ganz allein auf der WM - das sagen auch die DFB-Verantwortlichen unisono.

"Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung"

Niersbach wird es sich ans Revers heften können, dass er rechtzeitig vor Beginn der Weltmeisterschaft für klare Verhältnisse gesorgt hat - im Gegensatz zu seinem Vorgänger Theo Zwanziger vor der WM 2010. Niersbach will solche Diskussionen während des Turniers verhindern und für die größtmögliche Ruhe sorgen. Er will ein Zeichen setzen und Joachim Löw demonstrativ den Rücken stärken. Es sei ein "Zeichen der Wertschätzung", bemühten sich beide Seiten zu versichern. Ein Vertrag als Ruhestifter.

Für den maximalen Erfolg rückte auch Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff wieder zurück ins Glied. Er verlängerte seinen Vertrag, obwohl er im Sommer noch laut darüber nachgedacht hatte, nach zehn Jahren mal etwas anderes zu machen. Er wird also bleiben, genauso wie Torwarttrainer Andreas Köpke und Löws engster Mitarbeiter Hansi Flick, der jedoch aus Löws Schatten heraustritt und Sportdirektor wird - komme, was wolle.

Der DFB hat sich somit formal für die Zukunft aufgestellt, der Wunsch nach einem Titel bleibt jedoch riesengroß. Falls eine Vertragsverlängerung zu diesem Zeitpunkt die nötige Ruhe und Joachim Löw die nötige Macht gibt, die ihn zum Weltmeistertrainer macht, muss man dem DFB ein Kompliment aussprechen. Bis jetzt ist die Vertragsverlängerung lediglich ein Vertrauensbeweis - aber bei weitem keine Jobgarantie.