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Augustin: "Großes Interesse an Deutschland"

Rodion Ebbighausen13. Februar 2014

In Myanmars Metropole Yangon hat Bundespräsident Gauck ein neues Goethe-Institut eröffnet. Franz-Xaver Augustin, der Leiter des Instituts, spricht im DW-Interview über die Herausforderungen und Chancen.

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Porträt - Franz-Xaver Augustin
Bild: privat

Deutsche Welle: Am Dienstag (11.02.2014) hat der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck das Goethe-Institut in Yangon feierlich eröffnet. Wie haben Sie die Feierlichkeiten erlebt und wie sind diese bei den Menschen im Land angekommen?

Die Feier mit dem Bundespräsidenten vor der Kulisse des künftigen Sitzes des Goethe-Instituts war ein großes Fest. Es sind mehr Leute gekommen, als wir eingeladen hatten. Die Medienvertreter bildeten einen Wald von Kameras und Mikrofonen. Der Platz vor dem Haus war schön geschmückt mit traditionellen birmanischen Schirmen. Bundespräsident und Gäste haben sich offensichtlich wohlgefühlt.

Wie groß ist das Interesse an Deutschland, an deutscher Sprache und Kultur in Myanmar?

Zunächst ist die Neugier auf alles, was nach 50 Jahren der selbstauferlegten Isolation aus dem Ausland kommt, ausgesprochen groß. Das Land ist, bedingt durch die britische Kolonialzeit, sehr stark auf die angelsächsische bzw. englischsprachige Welt ausgerichtet. Da sind wir als Deutsche natürlich ein bisschen im Hintertreffen.

Dennoch ist ganz klar zu spüren, dass das Interesse an der deutschen Sprache auch ein bisschen als Alternative zum dominierenden Englisch vorhanden ist. Viele junge Leute interessieren sich für den Studienstandort Deutschland oder hoffen auf lukrative Jobs im Tourismussektor. Es gibt eine ganze Reihe von gut Deutsch sprechende Touristenführern. Wir sehen hier ein besonders großes Potential. Das werden wir vom Goethe-Institut weiter ausbauen.

Interesse gibt es natürlich auch am kulturellen Austausch mit Künstlern aus Deutschland und aus Europa. Da ist der Nachholbedarf greifbar. Wir können hier mit vergleichsweise kleinen Angeboten eine große Wirkung erzielen. Sowohl in der Musik, als auch im Film oder Theater und Tanz.

Um es konkret zu machen: Ein Teil der Eröffnungsfeier mit dem Bundespräsidenten war der gemeinsame Auftritt einer Gruppe birmanischer Schlagzeuger und europäischer Jazzer, die einen ganz wunderbaren Sound gefunden haben.

Eine weitere Initiative ist die Ausbildung von Filmemachern in Zusammenarbeit mit der Yangon Film School aus Berlin. Sie bildet Dokumentarfilmer und zukünftige Redakteure für politische Sendungen im Fernsehen aus. Das Goethe-Institut wiederum produziert für die Region Südostasien seit drei Jahren ein Wissensmagazin für Kinder nach dem Vorbild "Sendung mit der Maus". Das wird jetzt auch in Myanmar aufgelegt und kommt sehr gut an.

In diese Richtung, der Vermittlung von kulturellem Know-how und der Qualifizierung in Kulturberufen, da sehe ich, neben der Sprache und dem Interesse für den Studienstandort Deutschland, das größte Potenzial.

Goethe-Institut Yangon Myanmar
Das zukünftige Gebäude des Goethe-Instituts in Yangon.Bild: Franz-Xaver Augustin

Was sind die kurzfristigen Ziele? Und was wird sich hoffentlich mittel- und langfristig entwickeln?

Kurzfristig muss es erst einmal darum gehen, qualifizierte Sprachkurse zu etablieren: Kurse für Anfänger ebenso wie für Fortgeschrittene sowie Fortgeschrittenenkurse für die schon erwähnte, relativ große Gruppe der Reiseführer. Ich habe das in vielen anderen Ländern der Welt selten in dem Maß erlebt, dass Reiseleiter den Ehrgeiz haben, ihre Gäste in deren Muttersprache durch das Land zu führen und zu informieren. Das ist hier in Myanmar sehr ausgeprägt - ein wesentlicher Anreiz für das Lernen der deutschen Sprache also, denn der aufblühende Tourismus ist ein sehr lukratives Feld. Das ist der erste Schritt.

Der zweite Schritt könnte sein, dass wir auch in einigen, ausgewählten Sekundarschulen Deutsch als zweite Fremdsaprache anbieten. Das ist allerdings ein längerfristiges Anliegen, das wir aber auch bald angehen wollen.

Im dritten Schritt wollen wir die Linien weiterverfolgen, die wir in der Programmarbeit angefangen haben, nämlich Musikbegegnungen, die Dokumentarfilmausbildung, die Vermittlung von Wissen und der Zugang zu Wissen etwa über Wissenschaftsfilmfestivals.

Und dann wird sich natürlich auch zeigen, was sich an neuen Partnern vor allem in der bildenden Kunst auftut. Bei der Eröffnung durch den Bundespräsidenten hat ein junger birmanischer Künstler mit einer Installation in den Räumen des Hauses aufgewartet. Das ist auf sehr großes Interesse gestoßen. Im eigenen Land sind die in unseren Augen hochstehenden und qualitativ hochwertigen Künstler noch recht unbekannt und wenig anerkannt.

Darin sehe ich eine ganz große Aufgabe des Goethe-Instituts. Es soll eine Plattform werden, ein Präsentationsraum, der frei ist von der über allem noch lauernden Zensur, und offen für ungewohnte und innovative Formen des künstlerischen Ausdrucks.

Franz-Xaver Augustin ist Direktor des des Goethe-Instituts in Südostasien und Leiter des Instituts in Yangon.

Das Interview führte Rodion Ebbighausen.