1972: Interview mit Alfred Hitchcock | Schauspieler im Gespräch | DW | 09.12.2013
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Schauspieler im Gespräch

1972: Interview mit Alfred Hitchcock

"Viele Leute wünschen sich Angstgefühle und zahlen dafür. Warum? Das weiß ich nicht" - Alfred Hitchcock über die Spannung in seinen Filmen

Der Filmregisseur, Produzent und Autor Alfred Hitchcock blickt hinter einem Busch hervor in Hollywood, USA, am 10. Feb. 1964.

Alfred Hitchcock

Als Schüler soll er mit großem Interesse Mordprozessen beigewohnt haben, als diese am Londoner Schwurgericht Old Bailey verhandelt wurden, und bereits im Alter von 27 Jahren war er der höchstbezahlte Regisseur Englands, der sowohl das Kinopublikum wie auch die Kritik mit seinen Kriminalfilmen in Erstaunen setzte. Kein anderer Filmregisseur prägte das Kino so nachhaltig wie Alfred Hitchcock, der Maßstäbe setzte, die bis heute ihre Gültigkeit haben.

Alfred der Zeichner

Filmszene aus Das Fenster zum Hof mit Grace Kelly und James Stewart (1954)

Filmszene aus "Das Fenster zum Hof" mit Grace Kelly und James Stewart (1954)

Alfred Hitchcock kam am 13.8.1899 in London in einer streng katholischen Familie zur Welt. Als 11-Jähriger kam er sodann an das St. Ignatius College in London, an dem er nicht nur hervorragende schulische Leistungen, sondern auch ein Talent im "Fuchsen" seiner Jesuitenerzieher und Mitschüler an den Tag legte. Mit fünfzehn Jahren, nach dem Tod seines Vaters, war nun Alfred Hitchcock auf sich alleine gestellt und musste eine Anstellung suchen. Diese fand er zunächst als technischer Angestellter in einer Kabelfabrik. Zugleich besuchte er aber auch eine Abendschule, an der er sich mit Malen und Zeichnen beschäftigte. Und dies sollte sich für den jungen Alfred Hitchcock als glückliche Fügung erweisen, denn eben diese künstlerische Neigung führte ihn zum Film. Als 1919 die amerikanische Filmfirma Paramount Famous Players-Lasky in London ihre Produktionsstudios eröffnete, stellte sich Alfred Hitchcock dort mit selbstentworfenen Zwischentiteln für eine geplante Produktion vor. Nach einigen Aufträgen für Zwischentitel für andere Filme wurde ihm dort eine Festanstellung angeboten. Die Lernphase in der Filmindustrie konnte nun beginnen.

Szene aus dem Film Psycho (1960)

Szene aus dem Film "Psycho" (1960)

Der Lehrling in der Filmbranche

Der 20-Jährige Alfred Hitchcock entfaltete nun eine rege Tätigkeit in Filmproduktionen und entwickelte sich bald zu einem Multitalent bei Dekorationen, Requisiten oder auch Drehbüchern. So war es nur eine Frage der Zeit, bis er in jenem Beruf seine ersten Schritte machte, in dem er später weltberühmt werden sollte. 1922 wurde der junge Alfred Hitchcock zum ersten Mal zum Co-Regisseur ernannt und erhielt bald darauf seinen ersten Regieauftrag, jedoch mussten die Dreharbeiten mangels finanzieller Mittel eingestellt werden. Doch Alfred Hitchcock ließ sich durch dieses Fiasko nicht einschüchtern. Nach einem Firmenwechsel – sein amerikanischer Arbeitgeber war inzwischen pleite – setzte Alfred Hitchcock seinen Weg bei dem Filmproduzenten Michael Balcon fort, wobei ihm wieder seine Vielseitigkeit zu nutzen kam. Und bald drehte Alfred Hitchcock seinen ersten eigenen Film als Regisseur: den deutsch-britischen Stummfilm "Irrgarten der Leidenschaft". Nützlich hierbei erwiesen sich auch seine Deutschkenntnisse. Es war zwar eine simple Geschichte über zwei Revuetänzerinnen, sie bewirkte jedoch, dass sich für den jungen Regisseur die Tür zum Weltruhm öffnete.

Fotografien von redenden Leuten

Drehszene zu dem Film Die Vögel (1963)

Drehszene zu dem Film "Die Vögel" (1963)

Als Regisseur nun etabliert, drehte Alfred Hitchcock meistens Kriminalfilme, die sein Prestige steigerten. In solchen Stummfilmen wie „Der Mieter“, „Der Weltmeister“ oder auch „Abwärts“ bewies der Regisseur sein Talent im Aufbau von filmischer Spannung. Doch bald sollte auch eine weitere Entwicklung beim Film eintreten, der Alfred Hitchcock anfänglich skeptisch gegenüber stand: der Tonfilm hielt Einzug in die Produktionsstudios. Bernhard Jendricke weiß in seiner Hitchcock-Biografie in dieser Hinsicht folgendes zu berichten: "Mit dem Aufkommen des Tonfilms, so Hitchcock, drohten die spezifisch filmischen Ausdrucksmittel an Qualität zu verlieren und die Filme zu Fotografien von redenden Leuten degradiert zu werden.“ Dennoch: trotz dieser ablehnenden Haltung gegenüber dem Ton, schuf Alfred Hitchcock 1929 einen Streifen, der als erster britischer Tonfilm sowohl die Kritik wie auch das Kinopublikum zu höchsten Lobeshymnen veranlasste. Doch die wahren Meisterwerke, mit denen Alfred Hitchcock neue Maßstäbe setzte, sollten in den USA entstehen.

Familiengrab ist ein US-amerikanischer Spielfilm von Alfred Hitchcock aus dem Jahr 1976. Er entstand nach dem Roman Auf der Spur (The Rainbird Pattern) von Victor Canning und wurde Hitchcocks letzter Film.

Drehszenenfoto zu dem Film "Familiengrab", dem letzten Werk von Alfred Hitchkock (1976)

Auf dem Weg zum Weltstar

Nach einigen weiteren Filmen – es waren vor allem Verfilmungen von Theaterstücken, die Alfred Hitchcock völlig langweilten - kam für ihn nun der endgültige Durchbruch als Thriller-Regisseur. Mit dem Krimi „Der Mann, der zuviel wusste“ eröffnete Alfred Hitchcock eine Reihe von Filmen, die ihm den Weg nach Hollywood ebneten. Sein Debüt in der Traumfabrik gab Alfred Hitchcock 1940 mit dem Streifen „Rebecca“, und von nun an sollten weitere Filme entstehen, die Filmgeschichte schrieben. Legendär wurden auch kurze Einblendungen von Hitchcock selbst in die Filmszenen. Von den über fünf Dutzend Filmen, die Alfred Hitchcock schließlich zum Weltstar machten, seien nur solche Werke erwähnt wie „Bei Anruf Mord“, „Das Fenster zum Hof“ oder auch „Psycho“. Alles Filme mit hochkarätiger Besetzung, die ihm höchste Anerkennung brachten. Diese Anerkennung spiegelt auch die unendlich lange Liste der Preise wider, mit denen Alfred Hitchcock geehrt wurde. Darunter finden sich mehrere Oscar-Nominierungen und Golden Laurels oder auch die Auszeichnung mit dem Golden Globe für sein Lebenswerk, um nur einige wenige zu nennen. Der weltberühmte Regisseur starb am 29.4.80 in Los Angeles.

Im September 1972 sprach DW-Mitarbeiterin Elisabeth Bachtler in München mit Alfred Hitchcock über seine Arbeit.

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich

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