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Österreichs Finanzminister tritt zurück

26. August 2014

Am Ende wurde ihm die Kritik zu groß: Der österreichische Finanzminister Spindelegger ist überraschend zurückgetreten. Er reagierte auf parteiinterne Querelen um eine Steuerreform.

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Österreichs Finanzminister Michael Spindelegger (Foto: DPA)
Bild: picture-alliance/dpa

Er habe Loyalität und Paktfähigkeit vermisst, begründete Österreichs Finanzminister Michael Spindelegger auf einer Pressekonferenz in Wien seinen Rücktritt. "In einer Partei muss es Zusammenhalt geben." Sei dieser nicht mehr gegeben, sei der Moment gekommen, das Ruder zu übergeben. Auch seinen Posten als Obmann der konservativen Österreichischen Volkspartei (ÖVP) legte Spindelegger nieder.

Querelen um Steuerreform

Konkret begründete der 54-Jährige seinen Schritt mit Querelen innerhalb der ÖVP über die Steuerreform. Die parteiinterne Kritik an Spindelegger war vor allem aus den österreichischen Bundesländern in den vergangenen Wochen immer lauter geworden. Im Fokus stand unter anderem die Einführung einer Vermögenssteuer, die Spindelegger stets abgelehnt hatte. "Jetzt ist eine Situation erreicht, wo aus der eigenen Partei ein klares Signal kommt. Jetzt gewinnen die die Oberhand, die sagen, wir müssen auf diesen Populismuszug aufspringen", sagte er. Das halte er jedoch nicht für richtig. Mit der geplanten Reform will Österreich über Steuersenkungen das Wachstum ankurbeln. Wie sie finanziert werden soll, war jedoch bis zuletzt unklar.

Spindelegger hatte seine Vorgängerin Maria Fekter erst nach den Parlamentswahlen vergangenen Herbst als Finanzminister abgelöst - davor war er Außenminister. Er sieht sich jedoch bereits seit längerem mit Querschüssen aus seiner eigenen Partei konfrontiert, die maßgeblich von den mächtigen Ministerpräsidenten der Bundesländer beeinflusst wird. Wer ihm nachfolgt, ist noch nicht klar.

Umstrittener Schuldenschnitt

Den umstrittenen Schuldenschnitt bei der früheren BayernLB-Mutter Hypo Alpe Adria wertete er als einen seiner Erfolge. Dabei sollen bestimmte Gläubiger der Bank auf ihr Geld verzichten, obwohl ihre Papiere mit Landesgarantien versehen sind. Das hatte auch internationale Investoren auf den Plan gerufen, die vergeblich versucht hatten, Spindelegger von dem Vorhaben abzubringen.
Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) erwartet nach dem Rücktritt keine Neuwahlen. "Ich gehe davon aus, die Koalition hält bis 2018", sagte Faymann. Spindelegger war seit 2011 Vizekanzler und Vorsitzender der ÖVP. Finanzminister war er seit Dezember 2013. Österreich wird von einer großen Koalition aus ÖVP und sozialdemokratischer SPÖ regiert.

cr/mak (dpa, rtr)