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Blutige Krawalle in Ägypten

26. Januar 2013

Zwei Jahre nach der Revolution droht in Ägypten eine neue Spirale der Gewalt. Todesurteile wegen der Fußballkrawalle von Port Said zogen schwere Ausschreitungen nach sich. Mindestens 27 Menschen starben.

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Krawalle in Ägypten, Port Said nach der Verkündung von Todesurteilen ( AFP PHOTO)
Ägypten Gericht Todesurteil Fußball Krawall Port Said MassakerBild: Mohammed Abed/AFP/Getty Images

Zu beklagen sind in Port Said außerdem hunderte von Verletzten. Erst am Vortag hatte es bei landesweiten Gedenkkundgebungen zum zweiten Jahrestag des Aufstands gegen Ex-Staatschef Hosni Mubarak zu Gewaltausbrüchen gekommen, bei denen mindestens neun Menschen getötet wurden. Ein Brennpunkt der Straßenschlachten war die Hauptstadt Kairo.

Ägypten: Todesurteile sorgen für Aufruhr

Präsident Mohammed Mursi sagte seine geplante Reise zum Afrika-Gipfel nach Äthiopien ab und berief stattdessen ein Treffen mit Generälen ein. Ein Mitarbeiter des Sicherheitsapparats sagte, das Militär werde mobilisiert, um die Lage in Port Said zu beruhigen.

Ein Jahr nach der Stadion-Tragödie

Zuvor hatte ein Gericht 21 von insgesamt 73 Angeklagten im Zusammenhang mit der blutigen Fußballtragödie im vergangenen Jahr zum Tode verurteilt. Damals waren bei Zusammenstößen zwischen Anhängern der Vereine Al Masri und Al Ahli im Stadion von Port Said mindestens 74 Menschen ums Leben gekommen und Hunderte verletzt worden.

In den darauf folgenden Tagen wurden bei Unruhen im ganzen Land weitere Menschen getötet. Als Reaktion auf das weltweit blutigste Fußballdrama seit 15 Jahren wurde die komplette restliche Saison abgesagt.

Kritik an den Sicherheitskräften

Für die neuen Ausschreitungen vom Wochenende machte Ägyptens wichtigster Oppositionsblock Präsident Mursi verantwortlich. Es habe ein brutales Vorgehen von Sicherheitskräften gegen Demonstranten gegeben. Ein unabhängiges Gremium solle ermitteln und die Täter zur Rechenschaft ziehen, verlangte die Nationale Rettungsfront.

Ägyptens Präsident Mohamed Mursi, Foto: REUTERS
Ägyptens Präsident Mursi wird am Mittwoch in Berlin erwartetBild: Reuters

Ferner müsse die umstrittene, von Islamisten durchgeboxte neue Verfassung ausgesetzt und eine neutrale Regierung gebildet werden, erklärte das Bündnis weiter. Falls die Forderungen nicht erfüllt werden, drohen die Aktivisten mit einem Boykott der im Frühjahr geplanten Parlamentswahlen.

Westerwelle appelliert an Mursi

Bundesaußenminister Guido Westerwelle äußerte sich besorgt über die angespannte Lage in Ägypten und die neue Welle der Gewalt. "Ich sehe mit Sorge, dass es immer noch nicht gelingt, die Auseinandersetzungen um den richtigen Weg in eine gute Zukunft des Landes friedlich zu führen", sagte der Außenminister. An Mursi appellierte er, die friedliche Ausübung des Demonstrationsrechts keinesfalls einzuschränken.

Westerwelle betonte nochmals, Deutschland sei bereit, den langen und auch schwierigen Transformationsprozess in Ägypten tatkräftig zu unterstützen.Und er ergänzte: "Der Besuch von Präsident Mursi in Berlin in wenigen Tagen ist eine sehr gute Gelegenheit, darüber intensiv zu beraten." Mursi wird am kommenden Mittwoch in Deutschland erwartet.

haz/ml (dpa, afp, dapd)