Zwischen Chaos und Hoffnung - ein Jahr Ukraine-Krise
Begonnen hat die Revolution friedlich auf dem Maidan. Dann folgten blutige Auseinandersetzungen und Kämpfe mit vielen Toten. Die Ukraine-Krise in Bildern.
Ein friedlicher Beginn
Nachdem Präsident Janukowitsch angekündigt hatte, das Assoziierungsabkommen mit der EU nicht zu unterzeichnen, kam es am 21. November 2013 zu Demonstrationen auf dem Maidan für die Europäische Integration. Die Aufregung war so groß, dass die Protestler den Platz anschließend besetzt hielten. Der spätere Bürgermeister Vitali Klitschko demonstrierte mit. Zu Beginn blieben die Proteste friedlich.
Druck auf Präsident Janukowitsch
Aber die Demonstrationen reichten nicht aus, um die Regierung zu einer Richtungsänderung zu bewegen. Am 29. November ließ Präsident Janukowitsch das Assoziierungsabkommen mit der EU auf dem Gipfeltreffen endgültig scheitern. Die Proteste nahmen zu.
Die Lage eskaliert
Doch bald kam es zu Ausschreitungen, Mitte Februar 2014 geriet die Situation außer Kontrolle. Es fielen Schüsse, insgesamt kamen über 100 Sicherheitskräfte und Protestierende ums Leben. Die ukrainische Regierung und die Oppositionsführer einigten sich auf eine Übergangsregierung, kurz darauf enthob das ukrainische Parlament Janukowitsch des Amtes. Er verließ das Land und erhielt Asyl in Russland.
Konflikt verlagert sich auf die Krim
Doch Ruhe kehrte danach nicht ein - ein neuer Krisenschauplatz tat sich auf: die Schwarzmeerhalbinsel Krim. Bewaffnete besetzten dort das Regionalparlament und Regierungsgebäude - um die russische Bevölkerung auf der Krim zu verteidigen, wie sie sagten. Das prorussische Krim-Parlament sprach sich für eine Volksbefragung über die Autonomie der Region aus und setzte die Regierung ab.
Putin vergrößert sein Reich
Die umstrittene Abstimmung am 16. März ergab eine deutliche Mehrheit für ein Beitrittsgesuch der Krim zur russischen Föderation. Kurze Zeit später unterzeichnete Russlands Präsident Wladimir Putin einen Vertrag, um die Krim in das russische Staatsgebiet aufzunehmen. Den 69. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland am 9. Mai feierte er demonstrativ auch auf der Schwarzmeerhalbinsel.
Unruhen nun auch in der Ost-Ukraine
Wenig später besetzten prorussische Aktivisten auch die Regionalverwaltungen der Millionenstädte Charkiw und Donezk in der Ost-Ukraine und forderten Abstimmungen über eine Abspaltung von Kiew. Laut der NATO befanden sich bis zu 40.000 russische Soldaten im Grenzgebiet zur Ukraine, eine Drohkulisse. Russland wies das zurück und warnte Kiew davor, mit Gewalt vorzugehen - sonst drohe ein Bürgerkrieg.
"Anti-Terror-Einsatz" der Ukraine
Die ukrainische Übergangsregierung nahm die Abspaltung nicht hin: Am 12. April begannen ihre Soldaten einen "Anti-Terror-Einsatz" gegen Separatisten in Slowjansk. Es gab Tote und Verletzte. Die Kämpfe gingen auch in den Tagen danach weiter. Der 2. Mai wurde der blutigste Tag seit dem Umsturz in Kiew Ende Februar: Bei einer erneuten ukrainischen Militäroffensive in Slowjansk starben neun Menschen.
Gewalt erreicht den Süden
Am selben Tag kamen in der südukrainischen Hafenstadt Odessa mehr als 40 Menschen bei Straßenschlachten und einem Brand in einem Gewerkschaftshaus ums Leben. Zudem befand sich eine Gruppe Militärbeobachter der OSZE vorübergehend in der Gewalt von Separatisten. Nach einer Intervention eines russischen Gesandten kamen die Männer nach rund einer Woche Gefangenschaft wieder frei.
Putin "respektiert" Wahl der Ukraine
Inzwischen verkünden weitere Regionen ihre Abspaltung von der Ukraine: Nach einem international nicht anerkannten Referendum am 11. Mai bekunden die Separatisten in den Regionen Donezk und Luhansk ihren Willen, künftig zu Russland zu gehören. Wladimir Putin äußert sich unterdessen auf dem Weltwirtschaftsforum in St. Petersburg zur Präsidentschaftswahl: Er werde die Wahlentscheidung "respektieren".
Kritik auch an Kiew
Für sein Vorgehen in der Ukraine-Krise wird Putin international scharf kritisiert. Doch auch die Übergangsregierung in Kiew unter Premierminister Arseni Jazenjuk (Foto) erregt Unmut. Ein Vorwurf: Gerade die Regionen, die nun gen Russland tendieren, haben in der Regierung kaum eine Stimme. Zu den Runden Tischen zur Beilegung der Krise waren die Separatisten nicht eingeladen.
Waffenruhe vereinbart, aber nicht eingehalten
Anfang September hatten die Aufständischen in der Ukraine und die Regierung ein Waffenstillstandsabkommen unterschrieben. Doch das wurde mehrmals durchbrochen. Seit dem 20. November 2014 liegt ein Bericht der Vereinten Nationen vor: 1000 Tote in der Ukraine seit Beginn der Waffenruhe.
Gasstreit in der Ukraine beendet
Ende Oktober einigten sich die Ukraine und Russland im Gasstreit und legten den Preis auf 385 Dollar pro 1000 Kubikmeter fest. Gesichert sind die Lieferungen nun zunächst bis März 2015. Dieses Winterpaket soll die Gasversorgung der Ukraine - und damit letztlich auch Europas - gewährleisten. Offen war bis zuletzt, wie die quasi insolvente Ukraine die Gaslieferungen bezahlen kann.
Dialog mit Putin
Deutschland versucht weiterhin, den Dialog mit dem russischen Präsidenten Vladimir Putin nicht abreißen zu lassen. Bundeskanzlerin Merkel auf dem G20-Gipfel und Außenminister Steinmeier während seines Besuchs in Moskau Mitte November führten Gespräche über eine Deeskalation in der Ostukraine. Zu einer politischen Lösung kam es dabei allerdings noch nicht.