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Aus für verschlüsselte Mail-Dienste

9. August 2013

Der US-Spähprogramm-Enthüller Snowden soll den verschlüsselten E-Mail-Service Lavabit genutzt haben. Nun hat der den Dienst eingestellt - vermutlich auf Druck der Behörden. Kurz danach folgte der Anbieter Silent Service.

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Schloss vor @-Zeichen auf Monitor (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

"Ich sehe mich gezwungen, eine schwierige Entscheidung zu fällen - entweder mitschuldig an Verbrechen gegen das amerikanische Volk zu werden oder zehn Jahre harte Arbeit aufzugeben und Lavabit zu schließen", erklärte der Besitzer des texanischen E-Mail-Dienstes, Ladar Levison, auf seiner Internetseite. Er habe sich entschieden, den Service einzustellen; er dürfe aber nicht über die Ereignisse der vergangenen sechs Wochen diskutieren, die zu dieser Entscheidung geführt hätten. Das US-Recht erlaubt es den Sicherheitsdiensten, Firmen zu verbieten, dass sie die ihnen erteilten Anweisungen öffentlich machen.

Snowden im Visier

Lavabit war in die Schlagzeilen geraten, nachdem berichtet worden war, der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden habe den Dienst zur Kommunikation genutzt, während er auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo festsaß. Snowden hatte mit Enthüllungen zur flächendeckenden Überwachung der Internet- und Telefonkommunikation durch den Geheimdienst NSA den Zorn des Weißen Hauses in Washington auf sich gezogen. Anfang August gewährte ihm Russland vorläufiges Asyl. Derzeit hält er sich an einem unbekannten Ort in Russland auf.

Screenshot lavabit.com
Erklärung auf lavabit.comBild: Reuters

Wenige Stunden später auf die Entscheidung Lavabits schloss auch der ähnliche Dienst Silent Circle aus dem US-Staat Maryland. Alle Daten seien bereits vernichtet worden, sagte der Chef von Silent Circle, Mike Janke, der "New York Times". "Wir dachten, es sei besser, Kritik von Kunden zu bekommen, als gezwungen zu werden, sie auszuhändigen." Silent Circle habe zwar noch keine Durchsuchungsbefehle oder andere Anfragen bekommen, wollte aber gerade deswegen handeln, solange es noch rechtlich möglich war.

Keine Daten in den USA lagern

Lavabit-Gründer Levison schlug sich dagegen nach eigenen Angaben sechs Wochen lang mit den US-Behörden herum. Nach seinen Erfahrungen würde er niemandem empfehlen, seine persönlichen Informationen einem Unternehmen mit "physischer Verbindung" zu den Vereinigten Staaten anzuvertrauen. Seine Erklärung lässt vermuten, dass die US-Behörden möglicherweise Zugang zur E-Mail-Korrespondenz von Snowden oder zum Schlüssel seiner Mails bekommen wollten - oder sogar einen Zugang zu den Daten der Hunderttausenden anderen Lavabit-Kunden. Im Rahmen der von Snowden angestoßenen Enthüllungen war herausgekommen, dass amerikanische Internetkonzerne wie Google und Microsoft von den Behörden gedrängt wurden, die Geheimdienste bei der Ausspähung von Daten zu unterstützen.

Levison will trotz der Schließung aber nicht endgültig aufgeben. Er bereite die Unterlagen für ein Gerichtsverfahren "für einen Kampf für die Verfassung" vor, schrieb Levison. Ein Sieg könne ihm ermöglichen, den Dienst auf amerikanischem Boden neu zu starten.

wa/mm/kle (dpa, afp, rtr)