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Zwei Sieger beim Kanzlerduell

Naomi Conrad 2. September 2013

SPD und CDU präsentieren sich beide als Sieger des TV-Duells zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück. Die kleinen Parteien erinnern aber daran, dass ohne sie keine Wahl zu gewinnen ist.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der SPD-Spitzenkandidat Peer Steinbrück sind am 01.09.2013 auf TV-Bildschirmen in Osnabrück (Niedersachsen) zu sehen. Es ist das einzige TV-Duell zwischen der Bundeskanzlerin und ihrem Herausforderer im Vorfeld der Bundestagswahl 2013. Foto: Friso Gentsch/dpa
Bild: picture-alliance/dpa

Nur wenige Stunden nach dem Fernsehduell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem Herausforderer Peer Steinbrück von der SPD hat ein Zuschauer einen Rap-Song aus den Antworten der beiden zusammengebastelt und ins Internet geladen. Ein Kommentar dort zum Duell: "Das ist selbst auf Youtube schlecht." Glaubt man auch anderen Äußerungen im Internet, hielten viele Zuschauer die 90-minütige Diskussion für relativ langweilig.

Politiker der Parteien von Merkel und Steinbrück allerdings ziehen ein anderes Resümee vom Duell, das etwa 17,5 Millionen Zuschauer am Sonntagabend (01.09.2013) live im Fernsehen verfolgten. Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel sprach von einem spannenden Abend. Sein Parteikollege Steinbrück habe sich mit besseren Argumenten hervorgetan und die Begegnung mit der Kanzlerin souverän gemeistert. Diese habe auf kritische Nachfragen fast patzig reagiert und versucht, "den berühmten Merkel-Nebel über ihre Argumente zu legen, wenn sie welche hatte."

Gäste schauen am in Berlin das TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Merkel und dem SPD-Spitzenkandidaten Steinbrück an. (Foto: Kay Nietfeld/dpa)
Letztlich entscheiden die Wähler, wer ihre Sympathien gewonnen hatBild: picture-alliance/dpa

Gabriel gab sich zuversichtlich und kämpferisch: Das Fernsehduell habe den Ansporn geliefert, den Wahlkampf zu intensivieren. "Noch nie ist ein Duell so eindeutig für einen Herausforderer entschieden worden", sagte er. Gabriel zitierte zudem eine Umfrage, wonach Steinbrück in der Gruppe der noch unentschlossenen Wähler 19 Prozentpunkte mehr Zustimmung geholt habe als die Kanzlerin. Gerade diese Wähler will die SPD auf ihre Seite ziehen.

Ein sehr enges Rennen

Der CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe allerdings kürte Regierungschefin Merkel zur klaren Siegerin: "Sie konnte mit dem Dreiklang aus Kompetenz, sympathischem Auftreten und Glaubwürdigkeit punkten." Steinbrück hingegen habe viele Fragen gestellt und sei viele Antworten schuldig geblieben, "von Klartext war wenig zu spüren". Allerdings gibt sich der CDU-Politiker nicht siegessicher: Man habe lediglich einen Etappensieg errungen - das Rennen um die Bundestagswahl am 22. September sei noch lange nicht gewonnen. Und: Das Rennen verspreche sehr eng zu werden.

Beim TV-Duell durfte kein Vertreter der kleineren Parteien teilnehmen. Doch die Spitzenpolitiker von Grünen, FDP und Linken verfolgten die Diskussion gebannt. Der Abend habe gezeigt, dass die Wahl noch offen und viele Wähler unentschlossen seien, sagte Jürgen Trittin, der Spitzenkandidat der Grünen. Seine Partei ist der bevorzugte Bündnispartner der SPD im Falle eines Wahlsieges. Steinbrück sei als "angesagter Verlierer" in die Wahl gegangen, dann aber mit einem Unentschieden, nach anderen Einschätzungen sogar mit einem klaren Vorsprung aus dem Duell hervorgegangen. "Das zeigt, dass viele Menschen in diesem Lande noch nicht entschieden haben", sagte Trittin.

Nach dem Duell ist vor der Wahl

Duell der kleinen Parteien

Bislang bilden CDU/CSU und FDP die Regierung. Der Spitzenkandidat der liberalen FDP, Rainer Brüderle, mahnte, sollten SPD und CDU keine so genannte große Koalition eingehen, dann entscheide das Abschneiden der kleineren Parteien darüber, wer Kanzler werde. Eine große Koalition wollen weder Merkel noch Steinbrück. Brüderle erinnerte daran, dass in Deutschland anders als etwa in Amerika der Kanzler nicht direkt gewählt wird. Deshalb habe das Fernsehduell der politischen Struktur der Bundesrepublik auch nicht entsprochen. Der Spitzenkandidat machte auch klar, dass er an einer Weiterführung der jetzigen Koalition interessiert ist: Mit der FDP sei die Regierung noch besser geworden.