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Polizisten in Ferguson angeschossen

12. März 2015

Ferguson kommt nicht zur Ruhe: Nach dem angekündigten Rücktritt des Polizeichefs der US-Kleinstadt ist es zu schweren Ausschreitungen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen. Dabei fielen mehrere Schüsse.

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USA Proteste vor der Polizeizentrale in Ferguson (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/K. Munsch

Bei Protesten vor einer Polizeistation in Ferguson im US-Bundesstaat Missouri sind in der Nacht zwei Polizisten angeschossen worden. Das berichten die Lokalzeitung "St. Louis Post-Dispatch" und die Nachrichtenagentur Reuters. Die Polizeistation sei mittlerweile komplett abgeriegelt worden. Nach Angaben des Poizeichefs von St. Louis wurde ein Beamter an der Schulter, der andere im Gesicht verletzt. Die Verletzungen seien ernsthaft, jedoch nicht lebensbedrohlich.

Schüsse von gegenüberliegender Straßenseite

Etwa 150 Demonstranten waren zu der Wache gezogen, um den Abgang von Polizeichef Thomas Jackson zu feiern. Sie trafen dort auf Polizisten in Kampfausrüstung. Zwei Personen wurden nach Angaben der "St. Louis Post-Dispatch" festgenommen. Die Schüsse fielen kurz nach Mitternacht, als die Demonstration sich auflöste und einige Menschen sich auf den Heimweg machten. Laut Augenzeugen wurde nicht aus der Menge, sondern von der gegenüberliegenden Straßenseite geschossen, wie der Sender CNN berichtete.

Rücktritt des Polizeichefs

Der Bürgermeister von Ferguson, James Knowles, hatte am Mittwoch erklärt, Jackson werde sein Amt am 19 März aufgeben. Der Schritt sei eine "gemeinsame Entscheidung" der Polizei und der Stadt. Jackson war bereits nach den Todesschüssen auf den schwarzen Jugendlichen Michael Brown im Sommer 2014 schwer in die Kritik geraten. Die Schüsse des weißen Polizisten auf den unbewaffneten Teenager lösten damals landesweite Empörung und Unruhen in Ferguson aus. Wegen massiver Gewalt, mit der die Polizei gegen die Demonstranten vorging, geriet Jackson zusätzlich in die Kritik. Einen Rücktritt lehnte er aber stets ab. Jackson war fünf Jahre im Amt.

Kritik des Justizministeriums

Auslöser seiner Entscheidung dürfte daher eher die jüngste Kritik des Justizministeriums sein: In einem ausführlichen Bericht hielt das Ministerium der Polizei weit verbreitete rassistische Diskriminierung vor. Polizisten gingen häufig mit unverhältnismäßiger Gewalt gegen Schwarze vor, hielten diese ohne ersichtlichen Grund an und verfolgten sie wegen Bagatelldelikten. Außerdem würden Schwarze besonders übermäßig häufig mit Geldstrafen belegt - mit dem Ziel, die Kassen der Stadt aufzufüllen.

"Schwer vergiftete Atmosphäre"

Justizminister Eric Holder stellte den Bericht vor einer Woche persönlich vor und sprach von einer "schwer vergifteten Atmosphäre" in der Stadt. Sein Fazit: Das Verhältnis der Polizei zu den Menschen in Ferguson sei "von tiefem Misstrauen und Feindschaft" geprägt. Auch der Verwaltungschef von Ferguson, John Shaw, werde sein Amt abgeben, berichtete die "St. Louis Post-Dispatch". Als "City Manager" war Shaw weitgehend für die Finanzen verantwortlich - und damit auch für den Missbrauch von Geldstrafen. Auch ein Richter und Polizeioffiziere hätten bereits ihren Rücktritt eingereicht, hieß es.

Kritiker fordern, dass die gesamte Polizei des Vorortes von St Louis aufgelöst werden solle. Die Behörde solle von der Polizeidirektion in St. Louis übernommen werden, die bereits die Polizeiämter auch anderer Vororte mit verwalte.

cr/sti (dpa, ap, rtr)