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Katar - Zwanziger fordert Untersuchung

28. September 2013

Als erster hochrangiger FIFA-Funktionär hat Theo Zwanziger öffentlich auf die vielen Todesfälle auf WM-Baustellen in Katar reagiert. Er will sie von der Ethikkommission des Weltverbandes untersuchen lassen.

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Ein Arbeiter lehnt sich an einem Gerüst auf der Baustelle eines Wolkenkratzers in der Stadt Doha (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Vorbereitung der Fußball-WM 2022 in Katar soll 44 Menschen das Leben gekostet haben - dieser Vorwurf steht im Raum. Die Reaktion des Fußball-Weltverbands allerdings ist bislang äußerst verhalten. Bislang hatte die FIFA lediglich verkündet, man sei "besorgt" über die Berichte. Auch FIFA-Boss Sepp Blatter, ansonsten ein kommunikationsfreudiger Mensch, hält sich merklich zurück. Auf seinem Twitter-Account gratuliert er stattdessen Brasilien, Spanien und Russland zum Halbfinal-Einzug bei der Beachfußball-WM.

Wie "moderne Sklaven" behandelt

Etwas stärker mutet dagegen die Reaktion des FIFA-Exekutivmitglieds Theo Zwanziger an. Der ehemalige DFB-Präsidenten sagte in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" , die Todesfälle auf den Baustellen rund um die WM seien ein weiterer Punkt, den die Ethikkommission der FIFA für ihre Untersuchung der WM-Vergabe in Katar berücksichtigen müsse. Zwanziger gilt als klarer Gegner der umstrittenen WM im Golfemirat. Immerhin: Ebenfalls in der "FAZ" reagierte das WM-Organisationskomitee in Katar "entsetzt" über die Berichte und kündigte eine Ermittlung der zuständigen Behörden an.

Die britische Tageszeitung "Guardian" hatte den Tod von 44 nepalesischen Gastarbeitern auf den WM-Baustellen publik gemacht. Sie sollen an Herzversagen oder Arbeitsunfällen gestorben sein. Nach Recherchen der Reporter soll der Bau von Hotels und Infrastruktur für die WM mit menschenunwürdigen Bedingungen für die Arbeiter einhergehen. Ihrem Bericht zufolge werden viele Gastarbeiter, die häufig aus Nepal, Indien oder Pakistan kommen, wie „moderne Sklaven“ gehalten. So gebe es unter anderem Zwangsarbeit bei Temperaturen von 50 Grad, immer wieder werde den Arbeitern Trinkwasser verweigert, in den Unterkünften gebe es unhygienische Bedingungen und völlige Überbelegung. Außerdem hätten die Gastarbeiter, deren Pässe eingezogen worden seien, keinen Lohn erhalten.

Katar: Sklavenarbeit für die Fußball-WM

Die Negativschlagzeilen reißen nicht ab

Die Zeitung beruft sich auf Unterlagen der nepalesischen Botschaft in Katar. Rund 30 Gastarbeiter waren jüngst in die Botschaft ihres Heimatlandes geflüchtet und hatten von den Zuständen auf den Baustellen berichtet. Dabei handelt es sich offenbar nicht um Einzelfälle. Auch die indische Botschaft in Katar vermeldet den Tot von 82 Gastarbeiter in den ersten fünf Monaten dieses Jahres und insgesamt 1460 Beschwerden über unwürdige Arbeitsbedingungen.

Die aktuellen Negativschlagzeilen sind nicht die ersten rund um das umstrittene WM-Turnier im Wüstenstaat. Derzeit untersucht die FIFA-Ethikkommission unter Vorsitz von Chefermittler Michael Garcia die Korruptionsvorwürfe rund um die WM-Vergabe an das Land. Sein Abschlussbericht steht noch aus. Streit gibt es auch um den Termin der Veranstaltung. Die WM soll aufgrund der hohen Temperaturen im Sommer nun in die Wintermonate verlegt werden. Darüber will das FIFA-Exekutivkomitee in der kommenden Woche in Zürich beraten.


cw/ml (dpa, afp, sid)