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Zukunft der Bibliotheken

Heike Mund26. Mai 2015

Mit einer Klosterbibliothek fing alles an, heute stehen Büchereien allen Lesefreudigen offen. Stöbern erwünscht. Auf dem Deutschen Bibliothekartag tauschen Buchexperten Ideen für die Zukunft der Bibliotheken aus.

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Bibliothek (Foto: AP)
Bild: picture alliance/AP Photo

Ein Buch ist ein Buch - unabhängig von seiner medialen Form. Als Plädoyer für das elektronische Buch (E-Book) hat der Vorsitzende des Vereins Deutscher Bibliothekare, Klaus-Rainer Brintzinger, diese Position noch einmal deutlich vertreten: "Als Kunde und Nutzer erwarte ich heute, in meiner Bibliothek den Bestseller auch als E-Book zu finden", sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

Auf dem Deutschen Bibliothekartag, der noch bis Freitag (29.05.2015) in Nürnberg stattfindet, diskutieren 4000 Experten und Bibliotheksfachleute über die Zukunft der Bibliotheken in Deutschland. 10.200 gibt es insgesamt, davon 106 mobile Fachbibliotheken, die von Ort zu Ort unterwegs sind. Diese rollenden Bibliotheken erfreuen sich immer größerer Beliebtheit - vor allem auf dem Land, wo es sonst kaum Buchausleihstationen gibt.

Frau in Bibliothek (Foto: Fotolia)
Der Lesehunger nimmt bei jungen Leuten trotz Computerspielen und Tablets wieder zuBild: Fotolia/raeva

Bibliotheksbesuch als Sonntagsausflug

Stadtteilbibliotheken sind allerdings nach wie vor von den massiven Sparzwängen der Städte bedroht. Viele Einrichtungen wurden in den letzten Jahren geschlossen, manche drastisch verkleinert und auf kurze Öffnungszeiten reduziert. "Die Kosten sind ein echtes Problem", räumt der Vorsitzende des Deutschen Bibliotheksverbundes, Frank Simon-Ritz, ein. Der Erhalt eines aktuellen Buchbestandes, der regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht werden sollte, müsse sich auch rechnen, so Ritz-Simon.

Eines ihrer wichtigsten Anliegen, das auf der Jahrestagung von den bundesweit angereisten Bibliothekaren diskutiert wird, ist deshalb die Sonntagsöffnung. Bislang ist das nur wissenschaftlichen Bibliotheken mit Präsenznutzung erlaubt. "Das erscheint obsolet und unzeitgemäß. Das muss für alle Bibliotheken gelten", betont Simon-Ritz. Sehr erfolgreiche Pilotprojekte in Bremen und Mönchengladbach hätten gezeigt, das der Sonntag "ein extrem guter Tag für die Bibliotheksöffnung wäre."

Bibliothek der Universität Bielefeld (Foto: Uni Bielefeld)
Nur Bücherausleihen ist out, chillen mit E-Book und Hörbuch ist inBild: Universität Bielefeld

Büchereien als reine Ausleihstationen sind längst passé, darüber sind sich die Fachverbände im Klaren. Heute gibt es in fast jeder größeren Bibliothek Cafés, Spielecken, Zonen zum Ausspannen und Bücherschmökern - Orte, an denen man in Ruhe und mit Muße in die Bücher schauen kann. Trotz der massenhaften Verbreitung von Smartphones, Tabletcomputern, E-Readern und elektronischen Konsolen hat die gute alte Bibliothek offenbar längst nicht ausgedient, so Vertreter des Fachverbandes. Im Gegenteil: die Benutzerzahlen steigen in den letzten zwei Jahren kontinuierlich an.

Die mit Abstand meisten Besucher hat die Stadtbibliothek Köln zu verzeichnen, multimedial aufgestellt und durch zahlreiche Lesungen auch überregional bekannt. Mehr als zwei Millionen Leser leihen dort jedes Jahr Bücher aus, dicht gefolgt von Dresden mit 1,7 Millionen. Insgesamt nutzen im Leseland Deutschland mehr als 215 Millionen Mal Besucher den Service einer gut sortierten Bibliothek, manche mehrmals am Tag. Das sind fünf Millionen mehr als noch 2013. "Sowohl die Hochschulbibliotheken als auch die städtischen Büchereien sind attraktiv wie nie", freut sich Frank Simon-Ritz, Vorsitzender des Deutschen Bibliothekenverbundes.

Anna Amalia Bibliothek in Weimar (Foto: dpa)
Bibliotheken, wie hier die historische Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar, sind längst auch für Touristen attraktivBild: picture alliance/dpa

Büchereien beliebt wie nie

Nur ein Problem macht den Bibliothekaren bundesweit Kopfschmerzen: die Anschaffung von E-Books für öffentliche Büchereien ist extrem teuer und zum Teil einfach nicht möglich. Die Verlage können selbst darüber bestimmen, ob sie Lizenzen an Bibliotheken vergeben oder nicht. Viele Verlage verweigern das, aus Angst damit Konkurrenz zum Online-Buchhandel zu schaffen und sich dort die Verdienstmöglichkeiten abzuschneiden, wie eine Sprecherin des Börsenvereins des deutschen Buchhandels sagte.

Außerdem müsse für alle Buchformen, so Vertreter des Fachverbandes, egal ob in digitaler oder gedruckter Form, der gleiche ermäßigte Mehrwertsteuersatz gelten. Bislang sind die 7 statt 19 Prozent nur den gedruckten Büchern vorbehalten. Denn hätten die Bibliotheken die digitale Version auch noch im Repertoire, so könnten sie ihre Ausleihzahlen enorm steigern.