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Zu Gast beim lachenden Dritten

Cui Mu21. Mai 2014

Angesichts der Spannungen mit dem Westen wird China für Russland als Partner immer wichtiger. Beim Besuch von Wladimir Putin wurde ein Gas-Liefervertrag über 400 Milliarden Dollar abgeschlossen.

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China Wladimir Putin und Xi Jinping 20.05.2014
Bild: Reuters

Die Ukraine-Krise belastet die russischen Beziehungen zum Westen. Erste Sanktionen wurden verhängt, weitere drohen. Und die Europäer verfolgen das erklärte Ziel, ihre Abhängigkeit von russischem Gas langfristig zu reduzieren. Ein deutsches Sprichwort sagt: Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Der Dritte ist in diesem Falle China. In Folge der sich verschlechternden Beziehung zum Westen rückt Russland näher an China heran. Das wird auch beim Besuch des russischen Präsidenten in China deutlich, der am Dienstag (20.05.2014) begonnen hat.

"Die chinesisch-russischen Beziehungen waren noch nie so gut wie zum gegenwärtigen Zeitpunkt", erklärte Li Hui, der chinesische Botschafter in Russland, Ende April. Auch Putin sagt, die Beziehung zwischen Moskau und Peking sei auf einem Höhepunkt. Und Russlands Ministerpräsident Dmitri Medwedew erklärte gegenüber westlichen Medien, künftig könnte Gas statt nach Europa nach China geliefert werden.

Hauptrolle: Erdgas

Russland und China haben nach jahrelangen Verhandlungen einen Gasvertrag über 400 Milliarden US-Dollar unterzeichnet. Beim Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in China einigten sich die staatlichen Energiekonzerne beider Länder auf russischen Gaslieferungen für 30 Jahre.

Bau einer Erdgas-Pipeline in China (Foto: Xinhua)
Turkmenistan liefert bereits große Mengen Gas nach China, hier Bauarbeiten an der Pipeline 2008Bild: picture-alliance/dpa

Das russische Staatsunternehmen Gazprom wird demnach von 2018 an mindestens 38 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr nach China liefern. Dafür soll eine Pipeline von Ostsibirien nach Nordostchina gebaut werden. Der chinesische Russland-Experte Zhao Huasheng vertritt die Ansicht, diese Pipeline sei wichtig, damit Russland seine Abhängigkeit von westlichen Gaskunden verringern könne. Zhao sagte gegenüber der Deutschen Welle, gegenwärtig gingen 80 Prozent der russischen Gasexporte nach Europa. "Schon in seiner ersten Amtszeit wollte Putin Russlands Energieexporte diversifizieren."

Dass Russland und China das Abkommen trotz langjähriger Verhandlungen zuvor nicht zum Abschluss brachten, lag an unterschiedlichen Vorstellungen über den von China zu zahlenden Preis. Doch inzwischen scheint Russland zu weiteren Zugeständnissen bereit. "Vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise ist für Russland die Bedeutung Chinas noch einmal gestiegen", sagt Margarete Klein von der Stiftung für Wissenschaft und Politik (SWP). "Russland ist jetzt wahrscheinlich gezwungen, einen niedrigen (Gas-) Preis in Kauf zu nehmen", schätzt die Berliner Russland-Expertin Putins Verhandlungsposition im Gespräch mit der DW ein.

Laut chinesischen Medienberichten hat China das Potential, einer der größten Importeure russischen Gases zu werden. Bis Ende des Jahrzehnts könnte China bis zu einem Drittel seines Gasbedarfs in Russland decken. Russland könnte dadurch mindestens einen Teil des drohenden Ausfalls von Gasgeschäften mit Westeuropa kompensieren.

Kooperation auch im Militärbereich

Putin besucht China aber nicht nur, um Erdgas zu verkaufen. Mit seinem Amtskollegen Xi Jinping nimmt der russische Präsident in Shanghai an dem Gipfel der Konferenz für Zusammenarbeit und vertrauenbildende Maßnahmen in Asien teil. Gleichzeitig beginnt in der Nähe von Shanghai ein gemeinsames Seemanöver der chinesischen und russischen Marine - zum dritten Mal seit 2012. Insgesamt könnte die russische Kooperation mit China im Militärbereich bei Putins China Besuch ausgebaut werden, erwartet Russland-Expertin Klein. "Russland wird vielleicht künftig im Rüstungsbereich Güter liefern, die es bisher nicht liefern wollte."

Russland Kampfjet Sukhoi Su-27 (Foto: AFP/Getty Images)
Russische Kampfflugzeuge auf chinesischer LuftfahrtmesseBild: Philippe Lopez/AFP/Getty Images)

Doch trotz der russisch-chinesischen Annäherung bleiben Konfliktpunkte. Natasha Kuhrt vom King's College in London sagt gegenüber der DW, China werde die Grenzänderung auf der Krim nicht anerkennen. Umgekehrt sorgt Chinas wachsender Einfluss in Zentralasien in Moskau für Stirnrunzeln.

Trotz dieser Konfliktpunkte sieht der chinesische Russland-Experte Zhao China und Russland als natürliche Partner. "Seit langem strebt Russland eine ausgewogene Strategie zwischen Westen und Osten an", sagt der Politikwissenschaftler aus Shanghai. "Die Ukraine-Krise hat den Annäherungsprozess zwischen beiden Seiten nur beschleunigt."