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EU-Länder finanzieren al-Kaida

30. Juli 2014

Entführungen von Europäern sind laut einem Bericht der "New York Times" offenbar zu einer wichtigen Geldquelle für die muslimischen Terroristen geworden. Bedeutender noch als die Spenden reicher Sympathisanten.

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Islamistische Kämpfer in Mali (Foto: Getty)
Bild: Romaric Ollo Hien/AFP/GettyImages

Europäische Regierungen stützen laut New York Times indirekt das Terrornetzwerk Al-Kaida, indem sie in Entführungsfällen Lösegelder in Millionenhöhe zahlen. Recherchen hätten ergeben, dass die Islamisten seit 2008 Lösegeld in Höhe von insgesamt mindestens 125 Millionen Dollar (rund 94 Millionen Euro) einnahmen, berichtet die Zeitung. Allein im vergangenen Jahr seien 66 Millionen Dollar gezahlt worden.

Das amerikanische Finanzministerium habe die Zahlungen seit 2008 sogar mit 165 Millionen Dollar beziffert. Der US-Terrorismusexperte im Finanzministerium, David S. Cohen, hatte bereits 2012 darauf hingewiesen, Lösegeldzahlungen seien für Al-Kaida inzwischen wichtiger als die Spenden wohlhabender Unterstützer.

undatiertes Video-Standbild von Nasser al-Wahaischi (Foto: dpa)
Nasser al-Wahaischi, Anführer von Al-Kaida auf der Arabischen HalbinselBild: picture-alliance/dpa

Hälfte der Einnahmen durch Kidnapping

Weiter schreibt das Blatt, der Anführer von Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel, Nasser al-Wahaischi, habe die Bedeutung von Entführungen zur Finanzierung seiner Organisation eingestanden. Nach seinen Angaben wurden zuletzt im Schnitt zehn Millionen Dollar pro Geisel gezahlt. Das Lösegeld mache rund die Hälfte seiner Einnahmen aus.

Ein weiterer Ableger des Terrornetzwerks, Al-Kaida im Islamischen Maghreb, soll seit 2008 insgesamt 90 Millionen Dollar Lösegeld aus der Schweiz, Spanien, Österreich, von einer französischen Staatsfirma sowie aus zwei ungenannten Quellen erhalten haben. Fast 30 Millionen Dollar sollen zudem von Katar und Oman sowie einer nicht genannten Quelle gekommen sein. Die in Somalia aktive Shabaab-Miliz bekam laut dem Zeitungsbericht 5,1 Millionen Dollar von Spanien.

Mittelsmänner in Aktion

Das Geld sei indirekt und über Mittelsmänner geflossen. Unter Berufung auf ehemalige Geiseln, Unterhändler, Diplomaten sowie Vertreter europäischer Regierungen heißt es, die Summen seien mitunter als Entwicklungshilfe deklariert gewesen.

Europäische Regierungen einschließlich Deutschland dementierten laut dem Bericht, dass Lösegeld für die Freilassung entführter Staatsbürger geflossen ist. Aus Deutschland heißt es, sollen fünf Millionen Dollar gekommen sein, mit denen 2003 angeblich mehr als 32 in Mali festgehaltene Europäer freigekauft wurden.

Die frühere US-Botschafterin in Mali, Vicki Huddleston, wird in dem Bericht mit den Worten zitiert, die Europäer zahlten erst Lösegeld und bestritten dies dann mit der Begründung, ein derartiges Eingeständnis würde ihre Bürger weiteren Entführungen aussetzen.

uh/qu (dpa,afp)