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Massenstreik in China

17. April 2014

Ausbleibende Löhne hatten Angestellte in der Volksrepublik von Zeit zu Zeit auf die Straße getrieben: Jetzt streiken sie auch für bessere Sozialleistungen. Experten sprechen schon von einem Dammbruch in China.

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Streik in Schuhfabrik in Dongguan, China (foto: reuters)
Bild: Reuters

"Die Ansprüche der Arbeiter in China wachsen", kommentierten Beobachter aus dem In- und Ausland. Zehntausende Arbeiter einer der größten Schuhfabriken in der Volksrepublik streiken für die zugesagte Zahlung von Sozialleistungen. Seit Montag sei die Zahl der Teilnehmer am Arbeitskampf bei Yue Yuen in Dongguan von zunächst 30.000 auf etwa 50.000 Angestellte angewachsen, berichtete der Aktivist Liu Dong am Telefon. Jeden Tag kämen weitere hinzu, ungeachtet der Drohung der Werksleitung mit Kündigungen.

Zuletzt hatte es in China häufiger Proteste von Arbeitern gegeben. Fabriken in den Hauptproduktionsregionen vor allem im Süden klagen immer stärker über einen Mangel an Arbeitskräften und dies nutzen die Beschäftigten, um auch bessere Arbeitsbedingungen zu verlangen. Wie hier die Arbeiter von Yue Yuen in der Provinz Guangdong wollen sie gesetzlich vorgeschriebene Sozialleistungen, wie Zuschüsse zur Kranken-, Arbeits- und Rentenversicherungen durchsetzen. Experten wie Geoffrey Crothall von der unabhängigen Organisation China Labour Bulletin in Hongkong werten denn derartige Kämpfe auch als einen Meilenstein, wie er der Nachrichtenagentur dpa erläuterte.

Immer mehr Kollegen verlangen ihre Rechte

Der Massenstreik in Dongguan kündige einen Wandel an, meint Crothall. "Sie fordern nicht mehr Geld, sondern ihr Recht ein", sagt er. Es sei kein Zufall, dass der Streik eine Firma aus Taiwan treffe. Während sich große internationale Konzerne in ihren Fabriken meist an die gesetzlichen Vorgaben hielten, seien die Bedingungen in Werken von Konzernen aus Chinas Festland, Hongkong und Taiwan oft wesentlich schlechter.

Yue Yuen bezeichnet sich als größten Schuhhersteller der Welt und produziert nach eigenen Angaben auch für Adidas, Puma, Asics und Nike. Das Unternehmen hatte 2012 nach eigenen Angaben 423.000 Beschäftigte. Im vergangenen Jahr liefen 313 Millionen Paar Schuhe bei Yue Yuen vom Band.

Fehlende oder ungenügende Sozialleistungen für Angestellte sind ein weit verbreitetes Problem in China. Die Organisation China Labor Watch (CLW) mahnt das Problem seit Jahren an. Von den mehr als 400 in den vergangenen zehn Jahren kontrollierten Unternehmen habe nicht eine Firma alle nach chinesischem Gesetz vorgeschriebenen Sozialleistungen für seine Angestellten gezahlt, teilte CLW mit.

SC/gri (dpa, afp, APE)