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Wusste Militär von Boko Haram-Angriffen?

28. Januar 2015

Nigerias Armee soll nach Recherchen von Amnesty International mehrfach vorab über bevorstehende Angriffe von Boko-Haram Milizen informiert gewesen sein. Warnungen an die Bevölkerung blieben aber aus.

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Nigerianische Soldaten (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: AFP/Getty Images

Die Vorwürfe gegen das nigerianische Militär wiegen schwer - und es ist nicht das erste Mal, dass Menschenrechtler sie erheben. Demnach haben die Streitkräfte des afrikanischen Landes in mehreren Fällen vorab von Angriffen der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram gewusst. Zum Schutz der Zivilbevölkerung hätte die Armee aber nichts unternommen, erklärte Amnesty International unter Berufung auf anonyme Quellen innerhalb des Militärs. Gestützt werden die Anschuldigungen durch Aussagen von Flüchtlingen.

Kontakte zwischen Terroristen und Militär?

Demnach war innerhalb der Armee seit November bekannt, dass Boko Haram eine große Offensive auf die Stadt Baga im nördlichen Bundesstaat Borno plante. Soldaten in der dortigen Garnison hätten jedoch vergeblich Verstärkung angefordert. Bei dem großangelegten Angriff der Terrorgruppe am 3. Januar kamen bis zu 2.000 Menschen ums Leben. Weite Teile Bagas wurden dem Erdboden gleichgemacht.

Auch über den Angriff auf die strategisch bedeutende Stadt Monguno am vergangenen Wochenende sei das Militär von Bewohnern Tage vorher gewarnt worden. Die Menschen hätten sich an das Militär gewandt, nachdem Kämpfer von Boko Haram selbst die Bevölkerung über eine bevorstehende Attacke informiert hätten, erklärte Amnesty International. Geschehen sei auch hier nichts.

"Die vorliegenden Beweise zeigen, dass Nigerias Militärführung trotz Vorwarnung wiederholt nicht ihrer Verpflichtung nachgekommen ist, die Zivilbevölkerung zu schützen", sagte Netsanet Belay, Afrika-Direktor der Menschenrechtsorganisation. Wichtigste Aufgabe einer afrikanischen Einsatzgruppe, über die die Afrikanische Union am Donnerstag diskutieren will, müsse der Schutz der Menschen im Norden Nigerias sein.

Nigerias Militär hält sich bedeckt

Das nigerianische Militär wollte die Vorwürfe von Amnesty International nicht kommentieren. Der Sprecher der Armee, Generalmajor Chris Olukolade, nannte AI eine unseriöse Organisation mit einer politischen Agenda.

Im vergangenen Jahr hatte Amnesty ähnliche Vorwürfe nach dem Überfall auf die Stadt Chibok, ebenfalls in Borno, erhoben. Dort hatten die islamistischen Extremisten im April mehr als 200 überwiegend christliche Schülerinnen entführt und damit weltweit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Von den meisten Teenagerinnen fehlt weiterhin jede Spur. Doch nicht nur dem Militär werden Verbindungen zu Boko Haram vorgeworfen, auch Politiker aus dem Norden sollen in die Machenschaften von Boko Haram verstrickt sein.

Boko Haram versteht sich als Teil des Terrornetzwerks Al-Kaida. Der Name lässt sich sinngemäß mit "Westliche Bildung ist Sünde" übersetzen. Boko Haram kämpft seit Jahren im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias für die Errichtung eines Gottesstaats. Bei Angriffen auf Sicherheitskräfte, Behörden, Schulen und Kirchen töteten die Extremisten seit dem Jahr 2009 mehr als 15.000 Menschen. Vor der Gewalt sind mehr als eine Million Menschen geflohen. Zuletzt weiteten die Extremisten ihren blutigen Terror zunehmend auf das benachbarte Kamerun aus. Die Organisation ist zudem in zahlreiche kriminelle Geschäfte verstrickt.

qu/haz (epd, afpe)