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Aus für gefährliches Wundermittel

Hannah Fuchs26. Februar 2015

Das Mittel "Miracle Mineral Supplement" - MMS - soll gegen allerlei Leiden helfen: Malaria und Hepatitis zum Beispiel. Und sogar gegen Krebs. Klingt zu schön um wahr zu sein? Genau deshalb ist es nun auch verboten.

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Heilmittel MMS im Onlineshop (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/Oliver Berg

Schon seit einigen Jahren wird das - sogenannte - Heilmittel, "Miracle Mineral Supplement" (kurz: MMS), im Internet beworben. Es soll ein wahres Wundermittel sein, und gegen Malaria, Hepatitis oder sogar Krebs helfen. Und auch bei einer einfachen Erkältung oder Grippe. Dem Einsatz scheinen keine Grenzen gesetzt. Oder doch?

Offenbar schon! Denn das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat die "Miracle Mineral Supplement"-Produkte MMS und MMS2 als #link:http://www.bfarm.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/mitteil2015/pm3-2015.html:zulassungspflichtige Arzneimittel eingestuft#. Und diese dürfen nur in den Verkehr gebracht werden, wenn sie ein Zulassungsverfahren durchlaufen haben. In dem müsste Wirksamkeit, Unbedenklichkeit und Qualität belegt werden.

Ob jemand jemals diesen offiziellen Antrag stellen wird? Das wird sich zeigen. Ob das Mittel dann eine Chance hat? Wohl eher nicht. Denn es besteht aus zwei Komponenten: Natriumchlorit - nicht zu verwechseln mit Natriumchlorid, also Kochsalz - und einer Zitronensäure-Lösung. Wird beides, wie vorgesehen, vermischt, entsteht Chlordioxid - ein giftiges Gas. Normalerweise wird das als Bleichmittel von Papier oder zur Desinfektion eingesetzt.

Schon länger im Blick

Maik Pommer, vom BfArM, gibt zu, dass sie das Mittel schon länger im Blick hatten. "Im letzten Jahr haben wir bereits eine Warnung herausgegeben." Mehr war zu dem Zeitpunkt nicht möglich. Denn über eine Einstufung als Arzneimittel konnte das Bundesinstitut erst jetzt entscheiden, nachdem eine Landesbehörde einen Prüfauftrag gestellt hat.

"Die angepriesene heilende Wirkung, und die genauen Dosier-Angaben sind es zum Beispiel, die den Eindruck eines echten Arzneimittels erwecken - und Verbraucher täuschen", sagt Pommer. Solche Präsentationsarzneimittel, die eindeutige Heilversprechen machen, dürfen aber nur nach dem Durchlaufen des oben genannten Verfahrens in den Verkehr gebracht werden.

Bei MMS besteht also nun offiziell der "begründete Verdacht", dass die Mittel bei "bestimmungsgemäßem Gebrauch schädliche Wirkungen haben, die über ein vertretbares Maß hinausgehen", so das BfArM.

MMS kann demnach zum Beispiel schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden verursachen. Den Giftnotrufzentralen liegen außerdem Fälle von Erbrechen und Atemstörungen vor. Und auch aus anderen Ländern sind Schädigungen gemeldet worden, wie Nierenversagen oder Verätzungen der Speiseröhre.

Verbreitung unbekannt

Wie weit die Einnahme von MMS verbreitet ist, ist allerdings nicht bekannt. "Hier haben wir absolut keine Zahlen", sagt Pommer. Denn das Mittel gibt es ausschließlich online zu kaufen - die Verkaufszahlen kennt nur der Vertreiber selbst.

Liest man sich allerdings einmal durch #link:http://www.gutefrage.net/frage/wer-hat-erfahrung-mit-mms-tropfen##answers:Onlineforen#, merkt man, dass es tatsächlich ein gängiges Hausmittelchen zu sein scheint:

"Ich nehme seit Jahren MMS Tropfen und kann sie nur empfehlen. Früher hatte ich permanent Nasen-Nebenhöhlen-Entzündungen und habe bis zu 9 x im Jahr Antibiose nehmen müssen. [...] ALLE hier aufgezählten Krankheiten, die Zyste sind in Kürze verschwunden und NIE wieder aufgetreten", ist nur ein Beispiel. Auch die Tochter von "amf69" - so das Pseudonym im Netz - bekommt MMS bei kleineren Wehwehchen.

Ein weiterer Beitrag von "saelmer":

"Ich habe verschiedene Bekannte die mit MMS gesund geworden sind... die Rheuma... Arthritis und Immunerkrankungen hatten... und nur das zählt... lasst Euch von den weissen Kitteln nicht einschüchtern... haltet Euch an die Anweisungen von Jim Humble... dann kann Euch nix passieren..."

Jim Humble? Das ist der Entdecker der beiden Produkte. Er kann nun innerhalb eines Monats Widerspruch gegen die Einstufung einlegen. Wer sich auf seiner #link:http://www.jimhumblemms.de/:Webseite# "näher über das prophezeite Mittel informieren möchte, kommt zu spät, denn "Aufgrund unsicherer Rechtslage wurde diese Website vorübergehend vom Netz genommen".