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Wohin steuert Simbabwes Wirtschaft?

Daniel Pelz / Adrian Kriesch31. Juli 2013

Jahrelang stand Simbabwes desaströse Wirtschaft in den Schlagzeilen. Die Lage hat sich langsam gebessert, doch Präsident und Premierminister haben unterschiedliche Vorstellungen von der wirtschaftlichen Zukunft.

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Ein 50-Milliarden-Simbabwe-Dollar Schein (Foto: AFP)
Bild: AFP/Getty Images

Schon bald nach der Unabhängigkeitseuphorie 1980 geriet Simbabwes ökonomische Entwicklung in Turbulenzen. 1992 stürzte eine Landreform die Wirtschaft in die Krise. Vor der Unabhängigkeit gehörten aufgrund der Kolonialherrschaft noch 70 Prozent des Landes 5.600 weißen Farmern. Die Reform sollte dieser ungerechten Verteilung ein Ende bereiten. Sie sah vor, weiße Landbesitzer zugunsten der schwarzen Bevölkerung zu enteignen. Doch der Plan brachte die Wirtschaft ins Wanken, denn nur wenige profitierten davon - darunter ehemalige Unabhängigkeitskämpfer. Sie besaßen weder Kapital noch Kenntnisse für das wirtschaftliche Führen einer Farm. Die Produktion brach ein; Simbabwe, die einstige Kornkammer des südlichen Afrika, war nun auf Lebensmittelimporte angewiesen.

Minenarbeiter in Simbabwe (Foto: AFP)
Simbabwes Wirtschaftsmotor: der Minen-SektorBild: picture alliance/Photoshot

Lokale Währung abgeschafft

Der kollabierende Landwirtschaftssektor löste eine Wirtschaftskrise aus. Die Inflationsrate explodierte. Plötzlich gab es 50-Milliarden-Simbabwe-Dollar Geldscheine. “Als die Koalitionsregierung von Präsident Robert Mugabe und Premierminister Morgan Tsvangirai im Februar 2009 ihre Amtsgeschäfte aufnahm, befand sich die Wirtschaft im Hyperinflationsmodus“, so Nginya Mungai Lenneiye, der bei der Weltbank für Simbabwe zuständig ist, gegenüber der DW. Um gegen die Inflation zu kämpfen, schaffte Finanzminister Tendai Biti die lokale Währung, den Simbabwe Dollar, ab. Seitdem werden Produkte im Land mit US-Dollar, südafrikanischen Rand und englischen Pfund bezahlt. Der Schritt half: 2012 sank das Inflationsniveau auf 5,5 Prozent. Auch die Wirtschaft erholte sich. Seit 2009 wächst sie nach Angaben der Weltbank wieder - im Jahr 2012 um fünf Prozent. Simbabwe profitierte vor allem von der weltweit hohen Nachfrage nach seinen wertvollen Rohstoffen wie Gold, Platin und anderen Metallen. Hinzu kamen Erfolgsmeldungen von neuen Farmbesitzern, die ihre Produktion erheblich steigern konnten. Die Landwirtschaftsproduktion erlebte einen Aufschwung. 2011 wuchs der Sektor um vier Prozent.

Indigenisierungsgesetz bedroht das Wachstum

Doch die Abschaffung des Simbabwe-Dollar konnte nicht alles ins Positive wenden, vor allem die vielen kleinen Unternehmer im Land leiden heute darunter. "Mit dem Simbabwe Dollar war es einfacher, Geschäfte zu machen. Jetzt können nur die effizientesten Unternehmen überleben", so der Wirtschaftswissenschaftler John Robertson. Denn Simbabwe steckt in einer Liquiditätskrise, kommt nur noch schwer an ausländisches Kapital. Banken haben kaum Geld, dementsprechend problematisch ist es für Geschäftsleute, Kredite aufzunehmen.

Eine Bank in Simbabwe (Foto: AFP)
Kein Geld für Unternehmen - Banken in Simbabwe mangelt es an LiquiditätBild: ALEXANDER JOE/AFP/Getty Images

Ein Land, das mit ausländischen Währungen handelt, benötigt auch ausländisches Geld - und damit ausländische Investitionen. Doch hier wurden Hürden geschaffen: Die Partei von Präsident Robert Mugabe, ZANU-PF, die sich bereits früher für die Enteignung weißer Farmer eingesetzt hatte, wirbt nun für das Konzept der Indigenisierung: Ein Gesetz zwingt Niederlassungen von ausländischen Firmen dazu, mindestens 51 Prozent der Firmenanteile an schwarze Simbabwer abzugeben. "Dieses Gesetz hat die Geschäftslaune gedämpft", sagt Nginya Mungai Lenneiye von der Weltbank. Der Minister für Indigenisierung und wirtschaftliche Entwicklung, Saviour Kasukuwere, äußert sich gegenüber dem Magazin “New African“ anders: "Wir sind nicht gegen ausländische Investoren, aber die einheimische Bevölkerung muss den maximalen Profit aus ihren Ressourcen erhalten.“

Premierminister Tsvangirai kritisiert Indigenisierung

Die Kandidaten Mugabe und Tsvangirai (Foto: XINHUA)
Vertreten unterschiedliche Wirtschaftskonzepte: Die Kandidaten Mugabe und TsvangiraiBild: imago stock&people

Einige internationale Firmen haben bereits reagiert. Im März 2013 transferierte der südafrikanische Bergbaukonzern Implats Platinum 51% seiner simbabwischen Tochter Zimplats an lokale Anteilshaber. Doch es gibt viel Unmut gegen die Regelung - in der Geschäftswelt und auch in der Politik. Premierminister Morgan Tsvangirai von der Partei MDC, Mugabes aktueller Koalitionspartner und stärkster Herausforderer bei den Wahlen, die am 31. Juli 2013 abgehalten werden, hat sich gegen das Indigenisierungsprogramm ausgesprochen. Er sieht es als nationalistisches Enteignungsprogramm. Tsvangirai will sein eigenes Wirtschaftsprogramm umsetzen, falls seine Partei die Wahlen gewinnt. Dabei steht vor allem die Bekämpfung der massiven Jugendarbeitslosigkeit im Mittelpunkt. Deshalb sollen ausländische Investoren angelockt und das Geschäftsklima für lokale Unternehmer verbessert werden.

Geschäftsleute und Analysten erwarten den Wahlausgang mit Spannung. Denn durch die Wahl wird entschieden, welchen Weg die simbabwische Wirtschaft einschlagen wird.