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Portugals Energiezukunft

Jochen Faget23. Februar 2009

Er produziert saubere Energie, schafft Arbeitsplätze und lockt Touristen: Der Sonnenpark im portugiesischen Moura ist der größte der Welt. Und die Gemeinde hat weitere große Pläne.

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Quelle: Jochen Faget
Ein gigantisches Kraftwerk für die SonneBild: DW

Vor knapp einem Jahr ging das größte Fotovoltaikkraftwerk der Welt im südportugiesischen Moura ans Netz. In der Zeit davor musste Bürgermeister José Maria Pos de Mina sich einiges anhören: “Die haben uns verrückt genannt, meinten, wir spinnen. Aber wir haben nicht aufgegeben, unseren Dickschädel durchgesetzt. Nur so kann man etwas erreichen“, erzählt er. Vor allem in Portugal, das beim Thema Erneuerbare Energien gern zumindest leichten Etikettenschwindel betreibt.

Romantische Abendstimmung an der Küste von Porto Covo Portugal Alentejo
Die Region Alentejo hat jetzt mehr zu bieten als nur schöne Strände. Die neue Attraktion ist die Sonne.Bild: picture-alliance / Lou Avers

Zwar hat Ministerpräsident José Sócrates, der selbst Umweltminister war, angekündigt, Portugals Energie-Mix werde 2020 zu einem Drittel aus erneuerbaren Quellen bestehen. Doch er verschweigt, dass das hauptsächlich durch umstrittene Wasserkraftwerke geschehen soll – mit schweren Folgen für die Umwelt.

Sonnenkollektoren statt Schafe

Dabei geht es auch anders: Das Fotovoltaikkraftwerk von Moura ist zu 100 Prozent umweltverträglich und kann 30.000 Haushalte mit Strom versorgen. Ausgerechnet über Alentejo, Portugals ärmste Provinz, ist durch das Kraftwerk das High-Tech-Zeitalter mit voller Wucht hereingebrochen.

Im Ortsteil Amareleja stehen auf 250 Hektar 2520 futuristisch anmutende, riesige drehbare Sonnenkollektoren. Es sei der Ort mit den meisten Sonnenstunden Europas und der intensivsten Sonneneinstrahlung, erklärt Francisco Aleixo, verantwortlicher Ingenieur der Betreiberfirma „Amper“. Vor fünf Jahren lag das steinige Areal noch brach. „Weil das Gelände so karg ist, gab es auch keinen Konflikt zwischen Energie- und Nahrungsmittelproduktion“, sagt er. Mit der Miete, die sie für das Grundstück zahlten, könne die Gemeinde außerdem andere Projekte finanzieren. Und: Durch die Sonnenkollektoren würden 90.000 Tonnen CO2 weniger ausgestoßen werden.

Eine besondere Art des Tourismus

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Kohlendioxid einsparen und Führungen für Touristen: das südportugiesische Moura hat viel gewonnen.Bild: DW

Der Sonnenpark hat viel Gutes für Moura gebracht: 250 Arbeitsplätze beim Bau der Anlage, dann eine Solarzellenfabrik, die inzwischen fast 100 Personen beschäftigt, Fotovoltaikmodule für den Weltmarkt produziert und zu einem wichtigen Arbeitgeber in der strukturschwachen Region geworden ist. Im Kraftwerk selbst sind weitere 15 Personen beschäftigt.

Und auch den Tourismus hat der Park angekurbelt: Immer mehr Ausflugsbusse kämen in den abgelegenen Ortsteil, sagt der Arbeiter Rogério Martins. „Es werden noch mehr Arbeitsplätze entstehen, weil immer mehr Leute das Kraftwerk sehen wollen. In den Restaurants und Cafés ist schon viel mehr los.“

„Wenn wir nichts tun, geschieht auch nichts“

Die Sache hat nur einen Haken: Weil der Fotovoltaikstrom hier noch mit rund 20 Cent pro Kilowattstunde bezuschusst wird und Portugal diese Förderung begrenzt hat, können neben dem Kraftwerk von Moura, zumindest bis auf weiteres, keine neuen Solarkraftwerke gebaut werden.

Bürgermeister José Maria Pos da Mina lässt sich dadurch jedoch nicht entmutigen. Er träumt von einem zweiten Sonnenpark mit ganz anderer Technologie. In einem solarthermischen Kraftwerk soll die Sonnenenergie mittels Spiegeln eingefangen werden und so Heißwasserturbinen zur Stromerzeugung betreiben. Das Städtchen Moura will der Trendsetter für Solarkraft in Portugal werden. “Man legt den Weg zurück, indem man ihn geht, sagt ein portugiesisches Sprichwort. Und wie im Fall der Fotovoltaik wollen wir ihn gehen. Wenn wir nichts tun, geschieht auch nichts.“