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Gabriels schwierige Verkaufsgespräche

Jens Thurau, z. Zt. Abu Dhabi9. März 2015

Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel möchte deutsche Umwelttechnik in die Golfstaaten verkaufen. Doch um das Thema Islamismus kommt der Minister auch in Abu Dhabi nicht herum, berichtet Jens Thurau.

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Sigmar Gabriel mit seinem Amtskollegen aus Abu Dhabi (Foto: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka)
Bild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Sigmar Gabriel ist sichtbar beeindruckt. So deutlich wie der Kronprinz von Abu Dhabi, Scheich Mohammed bin Said al-Nahjan, hat noch keiner seiner Gesprächspartner auf der viertägigen Golfreise Klartext gesprochen: Die Vereinigten Arabischen Emirate sehen den Terror des "Islamischen Staates" als eine existenzielle Bedrohung, und der Kronprinz bittet den deutschen Gast, nicht wegzuschauen, wenn sich junge Muslime in deutschen Moscheen radikalisieren. "Am Ende trifft es uns alle, wenn junge Menschen entgleiten, da hat der Kronprinz recht", sagt Gabriel nach dem Treffen. Die diplomatische Höflichkeit verbietet es dem SPD-Chef, darauf hinzuweisen, dass der IS in vielen der Golfstaaten große Sympathien genießt.

Das Thema Kampf gegen den Islamismus begegnet Gabriel auf seiner Reise mehrfach - auch schon vorher, in Saudi-Arabien. Die Herrscher dort begründeten ihren Wunsch nach Deutschen Waffen auch damit, ihre Landesgrenzen gegen Kämpfer des IS etwa aus dem Irak verteidigen zu wollen. Doch da blieb Gabriel hart: Kein deutsches Kriegsgerät in Konfliktregionen. "Und das war hier auch gar nicht Gegenstand der Gespräche", bügelte der Minister Fragen der Journalisten ein bisschen genervt ab. Ihn stört, dass wenig über das Hauptthema der Reise gesprochen wird, jedenfalls aus Gabriels Sicht: Die Golfregion als Zukunftsmarkt für deutsche Unternehmen der Branche der Erneuerbaren Energien.

Öko-Vorzeigeprojekt in der Wüste

Deshalb geht es in glühender Hitze am Nachmittag nach Masdar City. Hier am Rande von Abu Dhabi entsteht eine Öko-Vorzeigestadt, in der einmal bis zu 300.000 Menschen wohnen sollen. Gabriel besichtigt ein Solarfeld, lässt sich das unterirdische System von Elektrofahrzeugen zeigen. Das soll zeigen, was alles möglich ist, nach dem fossilen Zeitalter: "Diese Region, die mit Öl und Gas gestartet ist, macht sich jetzt auch Richtung nachhaltiger Zukunft auf", sagt der Minister.

Sigmar Gabriel vor einem Solarfeld (Foto: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka)
Solarstrom aus der Wüste - die Region macht sich auf zu den Erneuerbaren EnergienBild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Anderes Geschäftsgebaren

Tatsächlich gibt es in den Golfstaaten milliardenschwere Programme, deren Umsetzung aber oft an der Bürokratie scheitern, oder auch an inneren Widerständen. "Mit den 80-jährigen Herrschern kann man über die solare Zukunft kaum sprechen, die denken noch in Öl und Gas", sagt einer der hohen Beamten aus Deutschland, die den Minister begleiten. "Aber mit deren Söhnen schon." Und Joachim Krüger, Unternehmer aus Mecklenburg-Vorpommern und einer aus der 140-köpfigen Wirtschaftsdelegation, schildert, wie mühsam die Kontaktanbahnung in den Golfstaaten ist: "Wir wissen, die arabische Welt ist ein bisschen anders, da muss man ein bisschen Zeit mitbringen und zeigen, dass man es ernst meint. Man muss halt ein zweites, drittes, fünfte Mal hier gewesen sein, bis man dann mal zum Zuge kommt." Solarlite heißt seine Firma, sie baut solarthermische Kraftwerke. Aber die Erneuerbaren Energien führen in den Emiraten noch ein Schattendasein und machen gerade einmal ein Prozent der Stromerzeugung aus. Und der derzeit niedrige Ölpreis dämpft die Investitionsbereitschaft.

Sigmar Gabriel in der Scheich-Zayid-Moschee (Foto: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka)
Kulturprogramm in Abu DhabiBild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Ein bisschen Kultur darf Gabriel dann auch schnuppern beim Besuch der beeindruckenden, riesigen Scheich-Zayed-Moschee in Abu Dhabi. "Ich bin froh, dass ich meine Socken ausgetauscht habe", scherzt er, als er seine Schuhe ausziehen muss. Dann wird ihm von einer freundlichen Fremdenführerin das Gebäude gezeigt, mit seinen 82 Kuppeln und 1096 Säulen. Mehr als 700 Millionen US-Dollar hat es gekostet. Und auch hier gibt es deutsche Wertarbeit: Die tonnenschweren Kronleuchter kommen aus Bayern. Dann macht sich der Minister auf zur letzten Station seiner Reise. Nach Katar.