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Gabriel muss alleine ran

11. Mai 2015

Eigentlich sollte die Inbetriebnahme eines der größten Offshore-Windparks vor der deutschen Küste ein Höhepunkt des G7-Ministertreffens werden. Doch Sigmar Gabriel erschien alleine auf der Plattform HelWin Alpha.

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Gabriel auf der Konverterplattform HelWin Alpha (Foto: dpa)
Wirtschaftsminister Gabriel bei der Inbetriebnahme des Windparks Nordsee-OstBild: picture-alliance/dpa/C. Charisius

Ein halbes Jahr vor dem Weltklimagipfel in Paris versucht Deutschland, die sieben führenden westlichen Industrienationen (G7) zu mehr Tempo zu bewegen. Das zweitägige Treffen der G7-Energieminister in Hamburg sollte die Gelegenheit bieten, Deutschland - das derzeit den G7-Vorsitz hat - als Vorreiter beim Ausbau erneuerbarer Energien zu präsentieren. Doch der Schuss ging nach hinten los.

Keiner will mitfliegen

Als ein Highlight der Ministerrunde hatte sich Wirtschaftsminister Gabriel gedacht, seine sechs Kollegen mit auf den Trip zur offiziellen Eröffnung des RWE-Windparks Nordsee-Ost bei Helgoland zu nehmen. Doch diese wollten ihn partout nicht beim Helikopterflug begleiten. Einzelne Ressortchefs waren entschuldigt, andere blieben einfach so in Hamburg. Lange Gesichter gab es bei RWE und dem Netzbetreiber Tennet Wind, hatten sie doch extra orangefarbene Schutzanzüge für die hochrangigen Besucher anfertigen lassen mit Hinweisen auf das G7-Treffen 2015.

Windpark Nordsee-Ost (Foto: dpa)
Windpark Nordsee-Ost: 35 Kilometer von Helgoland und 40 Kilometer von Amrum entferntBild: picture-alliance/dpa/C. Charisius

Gabriel flog schließlich mit den norddeutschen Regierungschefs und SPD-Parteifreunden Olaf Scholz (Hamburg) und Torsten Albig (Schleswig-Holstein) sowie EU-Energie-Kommissar Miguel Canete zur Konverter-Plattform HelWin Alpha. Dort wird Strom gebündelt und über zwei enorm leistungsstarke Kabel zum Festland transportiert. Der Windpark steht rund 35 Kilometer von Helgoland und 40 Kilometer von der Insel Amrum entfernt. Mit der installierten Leistung von 295 Megawatt können jährlich etwa 320.000 Haushalte mit Strom versorgt werden. Schon seit Dezember sind die 48 Windanlagen fertig, zuletzt liefen sie im Probebetrieb.

London subventioniert Atomkraft, die USA lieben Fracking

Windkraftwerke auf See sind ein wesentlicher Bestandteil der Energiewende in Deutschland. Schließlich kann so auch die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern wie Erdgas aus Russland reduziert werden. Im westlichen Ausland wird dieser Weg jedoch eher kritisch gesehen.

So plant Großbritannien umstrittene neue Milliarden-Subventionen für den Bau des Atomkraftwerks Hinkley Point C. Die USA setzen nach wie vor auf die Fracking-Methode, um Erdgas zu gewinnen. Immerhin scheint die Exekutivdirektorin der Internationalen Energie-Agentur, Maria van der Hoeven, die deutsche Position zu verstehen. "Ohne erneuerbare Energien keine Energiesicherheit", sagt sie in Hamburg mit Blick auf die Bemühungen der G7, sich von russischem Gas unabhängiger zu machen.

Im Durchschnitt beziehen die EU-Staaten nach Angaben der Brüsseler Kommission etwa 30 Prozent ihrer Erdgas- und 35 Prozent ihrer Rohölimporte aus Russland. Trotz eines Ökostromanteils von bereits knapp 28 Prozent wird auch rund ein Viertel des deutschen Energiebedarfs noch mit russischer Hilfe gesichert - neben Gas gehören dazu Erdöl und Steinkohle.

An diesem Dienstag wollen die G7-Länder Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, USA und Kanada in Hamburg an ihrem 13-Punkte-Plan für eine sichere Energieversorgung weiterarbeiten. Das Konzept war im Mai 2014 in Rom als Antwort auf die Ukraine-Russland-Krise beschlossen worden.

se/rb (dpa, offshore-windenergie.net/windparks)