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Wieder Tote auf WM-Baustellen in Katar

Joscha Weber (mit sid, dpa)25. Januar 2014

Die Hiobsbotschaften aus Katar reißen nicht ab: Laut der britischen Zeitung "Guardian" sind auf den Baustellen für die Fußball-WM 2022 in Katar erneut 36 ausländische Arbeiter ums Leben gekommen.

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Gastarbeiter auf einer WM-Baustelle Katar (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Zahl erscheint ungeheuerlich: 382 Menschen allein aus Nepal sollen in den vergangenen zwei Jahren auf den WM-Baustellen in Katar ums Leben gekommen sein. Dies gehe aus neu aufgetauchten Dokumente hervor, berichtet die britische Zeitung "Guardian". Demnach müssen die vielen ausländischen Arbeitskräfte auf den Baustellen im Ölstaat Katar unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten - und das auch nach dem internationalen Aufschrei um tote Gastarbeiter in Katar im vergangenen September.

Zahl der Opfer könnte weiter steigen

Auch nach einer Welle der öffentlichen Empörung habe sich die Situation der Gastarbeiter auf den Baustellen nicht wesentlich verbessert, allen Beteuerungen zum Trotz. Seit September starben mindestens weitere 36 Nepalesen in Katar. Nach offiziellen Zahlen summiert sich die Zahl der Todesopfer aus Nepal auf den Baustellen in Katar auf insgesamt 185 im Jahr 2013. Die Zahl könnte jedoch noch steigen, da beim Pravasi Nepali Coordination Committee (PNCC) weitere Todesfälle gemeldet würden. Das PNCC organisiert die Rückführung der Toten nach Nepal.

Demonstranten forderten im Oktober 2013 in Zürich Solidarität für die nepalesischen Gastarbeiter (Foto: reuters)
Demonstranten forderten im Oktober 2013 in Zürich Solidarität für die nepalesischen GastarbeiterBild: Reuters

Der Fußball-Weltverband FIFA reagierte prompt auf die neuen Vorfälle im umstrittenen WM-Gastgeberland: "In Katar müssen zügig und dauerhaft durchweg faire Arbeitsbedingungen eingeführt werden, und zwar auf einer nachhaltigen Basis", teilte die FIFA in einem Statement mit. An mahndenen Worten zum Thema hatte es auch in der Vergangenheit nicht gemangelt, geändert hat sich aber offensichtlich nichts. "Jeder Tote, jeder einzelne Tote jenseits der Zahl null ist inakzeptabel! Jede Praktik, die die Sicherheit, Würde oder Gesundheit eines Menschen angreift, ist für uns nicht hinnehmbar", hatte Hassan Al-Thawadi, Generalsekretär des WM-Organisationskomitees, Mitte November noch erklärt und gleichzeitig bestritten, dass die Unfälle auf WM-Baustellen passiert sind.

DFB-Präsident Niersbach: "Furchtbar"

In deutlichen Worten forderte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach nun konkrete Maßnahmen von den WM-Gastgebern. "Es ist furchtbar, die erschütternden Meldungen von den Baustellen in Katar zu lesen. Es reicht nicht aus, diese Missstände immer wieder zu beklagen, es muss schnellstens etwas Konkretes passieren", sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Niersbach hofft auf ein Einschreiten des Weltverbandes FIFA und des Internationalen Gewerkschaftsbundes, "weil beide zusammen die Möglichkeiten haben, den Druck zu erhöhen und über diesen Weg hoffentlich die dringend nötigen Änderungen herbeizuführen".

Der "Guardian" hatte erstmals im vergangenen September über die gefährlichen Missstände auf den Baustellen des WM-Gastgeberlandes berichtet. Allein von Juni bis August 2013 seien 44 nepalesische Arbeiter im Emirat bei Unfällen oder nach Herzattacken aufgrund unmenschlicher Hitze gestorben. Amnesty International hatte die Arbeits- und Lebensbedingungen als "alarmierendes Ausmaß an Ausbeutung bis hin zu Zwangsarbeit" bezeichnet.

Nicht nur Nepalesen sind auf WM-Baustellen beschäftigt

Ob nur Nepalesen von den lebensbedrohlichen Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen betroffen sind, darf bezweifelt werden. Lediglich rund ein Sechstel der Gastarbeiter im Land kommen aus Nepal. So arbeiten auf den WM-Baustellen in Katar unter anderem auch Gastarbeiter aus Indien, Sri Lanka und Pakistan – insgesamt rund zwei Millionen Arbeitskräfte. Laut "Guardian" könnten auch zu diesen Gastarbeitergruppen demnächst Berichte über Todesfälle in Katar vorgelegt werden.