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Gefahr Bisphenol A?

Marcus Lütticke10. Februar 2013

In Babyflaschen ist sie seit 2011 verboten, in Konservendosen oder Zahnfüllungen aber weiterhin erlaubt - die umstrittene Chemikalie Bisphenol A. Die schwedische Umweltministerin Ek will den Stoff nun ganz verbieten.

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Ein Behälter mit der Chemikalie Biosphenol A liegt auf einem Tisch (Foto: AFP/Getty Images)
Bisphenol-A kurz BPA Weichmacher Plastikfalschen PET Flaschen Becher Trinkfalschen Säuglingsflaschen SaugerBild: AFP/Getty Images

Seit Jahren steht die Substanz in der Kritik. Bisphenol A (BPA) ist eine Basis-Chemikalie, die in vielen Alltagsprodukten Verwendung findet: In CDs, dem Thermopapier von Kassenbons, Mobiltelefonen, Motorradhelmen oder Plastikflaschen. Einige Studien legen einen Zusammenhang von BPA mit Krankheiten und Missbildungen nahe.

Entwickelt wurde BPA in den 1930er Jahren, weil man auf der Suche nach synthetischen Stoffen war, die das weibliche Sexualhormon Östrogen in der Wirkung nachahmen konnten. Bald stellte sich jedoch heraus, dass die östrogene Wirkung von BPA für therapeutische Anwendungen nur relativ schwach war und sich andere Stoffe für die Pharmazie besser eigneten.

BPA wird über Nahrung aufgenommen

Eine alternative Verwendung fand BPA in der chemischen Industrie - als Basis für Kunststoffe und Kunstharze. Die Industrie schätzt vor allem die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten, die hohe Robustheit, gute elektrische Isoliereigenschaften und die schwere Entflammbarkeit des Stoffes.

Kind mit einer Nuckelflasche (Foto: maxppp)
In Babyflaschen ist BPA seit 2011 verbotenBild: maxppp

Durch die hormonelle Wirkung wird BPA jedoch zum Problem. So können sich, je nach Verwendung, BPA-Partikel aus den Produkten herauslösen und vom menschlichen Organismus, vor allem über die Nahrung, aufgenommen werden. Untersuchungen zeigen, dass Bisphenol A sich zum Beispiel in heißem Wasser lösen kann. Aber auch ohne Wärmeeinwirkung geben einige Kunststoffbeschichtungen von Konservendosen, in denen BPA vorhanden ist, dieses an die Nahrungsmittel ab.

Fehlentwicklungen bei Säuglingen möglich

Zugeführte Östrogene können den menschlichen Hormonhaushalt stören. Einige Studien legen nahe, dass verstärkt Herz-Kreislauf-Erkrankungen auftreten und das Diabetesrisiko zunimmt. Auch ein negativer Einfluss auf die Sexualität sei möglich. Bei Säuglingen könne BPA zu Fehlentwicklungen führen. Daher hat sich die EU 2011 entschieden, zumindest BPA-haltige Babyfläschchen zu verbieten. Für andere Bereiche legte die EU-Kommission lediglich Grenzwerte einer akzeptablen BPA-Konzentration fest. Frankreich will die Substanz ab 2015 aus allen Lebensmittel-Verpackungen verbannen.

Der am weitesten gehende Vorstoß kommt nun aus Schweden. Umweltministerin Lena Ek möchte ein Totalverbot der Chemikalie, wie sie kürzlich in einem Artikel für das "Svenska Dagbladet" schrieb. Bei Umweltverbänden rennt sie damit offene Türen ein. "Deutschland sollte dem Vorbild von Schweden folgen", meint Ann-Katrin Sporkmann vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Da Bisphenol A bereits in ganz geringen Dosen wirke, sei die Festlegung eines Grenzwertes nicht sinnvoll, sagte sie im Gespräch mit der Deutschen Welle.

Die Schwedische Umweltministerin Lena Ek am Rednerpult (Foto: Karim Jaafar/AFP/Getty Images)
Die schwedische Umweltministerin Lena Ek fordert ein generelles Verbot von BPABild: Karim Jaafar/AFP/Getty Images

Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen

Geneviewe de Bauw von der BPA Coalition, einem Zusammenschluss der BPA-verarbeitenden Chemiekonzerne, kritisiert dagegen den schwedischen Vorstoß: "Im Frühjahr werden wir einen ausführlichen Bericht zur Sicherheit von BPA im Zusammenhang mit Lebensmitteln haben, der von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit zurzeit erstellt wird." Die schwedische Umweltministerin wolle den Ergebnissen nun einfach vorgreifen. Das sei für Verbraucher und Unternehmen nicht hilfreich.

Ob die Einschätzung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) allerdings für Klarheit in der Debatte um das Gefahrenpotential von BPA sorgen wird, bezweifelt Ann-Katrin Sporkmann vom BUND: "Die EFSA bewertet vor allem Industriestudien, die zu dem Schluss kommen, dass Bisphenol A kein Problem ist."

Eines hat die schwedische Umweltministerin mit ihrem Vorstoß bereits erreicht. Das Thema Bisphenol A ist wieder in aller Munde.