1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Wie gefährlich sind welche Drogen wirklich?

29. Juni 2023

Nicht alle gefährlichen Drogen sind verboten - und nicht alle verbotenen Drogen sind gefährlicher als die erlaubten. Hier ein Überblick über legale und illegale Rauschgifte und was sie im Menschen anrichten.

https://p.dw.com/p/1FRP3
Ecstasy-Pillen (Foto: Fotolia/Eugen Wais).
Partydrogen kommen in vielen bunten Farben daher - gefährlich sind sie trotzdemBild: Fotolia/Eugen Wais

Welche Drogen soll die Politik verbieten und was kann sie durch Kriminalisierung oder Drogenfreigabe erreichen? Diese Debatte führen Gesetzgeber in nahezu allen Staaten der Welt mit Leidenschaft. Vieles ist dabei kulturell beeinflusst. Hier ein Überblick über die wichtigsten Drogen, ihr Suchtpotenzial, ihre Giftigkeit  - und ob sie in der Gesellschaft akzeptiert oder geächtet werden.

Amphetamin und Crystal Meth

Das synthetisch hergestellte Amphetamin und sein Verwandter, das Methamphetamin - auch bekannt als Crystal Meth - gibt es schon seit Ende des 19. Jahrhunderts. In der Medizin wurden die euphorisierend aber nicht betäubend wirkenden Substanzen bis in die 1970er Jahre eingesetzt. Amphetamin diente als Antidepressivum, Appetitzügler und Asthmamittel. Soldaten setzten es als Aufputschmittel im Kampf ein. Noch heute findet Amphetamin zur Bekämpfung der Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) Anwendung. Niedrige Dosen schädigen menschliche Gehirnzellen nicht.

Die Droge ist in der Techno-Szene beliebt. Gefährlich: Das Amphetamin verhindert, dass Menschen zur Ruhe kommen. Schlaflosigkeit, Zittern, Herzrasen - bis hin zum Herzinfarkt oder Schlaganfall - können folgen.

Das Abhängigkeitspotenzial liegt im mittleren Bereich (1,67). Bei längerem Gebrauch oder Überdosierungen wirkt Amphetamin toxisch: Organschäden, Abbau der Muskulatur und Nierenversagen drohen. Da Amphetamin vorwiegend geschnupft wird, kann sich die Nasenscheidewand auflösen. Es kommt zu paranoiden Wahnvorstellungen, Depression, Psychosen bis hin zum Koma.

Crystal Meth ist gefährlicher als einfaches Amphetamin. Es führt viel schneller zur psychischen Abhängigkeit (Abhängigkeitspotenzial zwischen 2,39 und 3,0) und die Süchtigen brauchen immer höhere Dosen. Crystal Meth-Abhängige magern schneller und stärker ab, ihre Mund- und Nasenschleimhäute zersetzen sich, sie verlieren Zähne.

DEA Kampagne zeigt Veränderung von Crystal Meth Konsumenten
Aufklärungskampagnen der US-Behörden: So verändert Crystal Meth die AbhängigenBild: Tim Sloan/AFP/Getty Images

Schlafmittel

Der Wirkstoff Flunitrazepam, auch als Rohypnol bekannt, hat genau die entgegengesetzte Wirkung. Deshalb benutzen einige Abhängige es auch, um sich nach einem Amphetaminrausch wieder zu beruhigen. Es wird meistens als Schlafmittel verschrieben. In Kombination mit Alkohol oder schmerzlindernden Drogen wird daraus ein K.O.-Cocktail. Opfer, die solche Gemische eingenommen haben, können sich später an nichts mehr erinnern.

Unter Junkies ist der Wirkstoff als Ersatz für Heroin beliebt. Flunitrazepam führt schon nach etwa zweiwöchigem Gebrauch zu einer psychischen Abhängigkeit (Abhängigkeitspotenzial: 1,83). Die Droge wirkt nicht immer beruhigend: Sie kann auch Erregungszustände, Alpträume und Halluzinationen hervorrufen.

Fentanyl tötet immer mehr Amerikaner

Opium und Heroin

Heroin wird aus Morphin, dem Hauptbestandteil des Rohopiums - also aus Schlafmohn - gewonnen. Morphin ist als Schmerzmittel zugelassen. Der Wirkstoff darf nur gegen die stärksten Schmerzen eingesetzt werden, etwa in der Palliativmedizin oder auch zur akuten Schmerzlinderung bei einem Herzinfarkt.

Anders als Morphin wirkt Heroin (Abhängigkeitspotential 3,0) nicht nur betäubend, sondern auch euphorisierend. So stört es den natürlichen Schlaf.

Eine Überdosierung mit beiden Drogen kann zur Dämpfung der Atmung und zum Atemstillstand führen. Diese Gefahr ist besonders bei Abhängigen hoch, die Heroin in Kombination mit Alkohol oder Flunitrazepam verwenden.

Die Giftigkeit von Heroin als hochgefährliche Junkie-Droge, wurde möglicherweise lange überschätzt. Langzeitabhängige wurden in Bonn unter Aufsicht mit Heroin behandelt. Eine Kontrollgruppe erhielt den Ersatzwirkstoff Methadon (Abhängigkeitspotential: 2,08). Das Ergebnis: Die gesundheitliche und soziale Lage der Heroin-Patienten verbesserte sich im Vergleich zur Methadon-Gruppe. Danach wurde Heroin als Medikament in Deutschland zugelassen.

Infografik: Drogenabhängigkeit, physischer und sozialer Schaden (Grafik: DW).

Kokain und Crack

Kokain (Abhängigkeitspotenzial: 2,39) ist der extrahierte Wirkstoff der Kokapflanze. Daraus wird Crack, wenn man im Drogenlabor aus dem Wirkstoff gewonnenes Salz mit Backpulver vermischt und erhitzt.

Kokain wirkt euphorisierend, vertreibt Hunger und Müdigkeit - damit war Kokain lange Zeit eine beliebte Partydroge unter zielstrebigen, leistungsorientierten Männern. Aber wer Kokain schnupft, zahlt einen Preis dafür: Hoher Puls, verengte Blutgefäße, gesteigerter Blutdruck und die Gefahr eines Herzinfarktes.

Das gestörte Hunger- und Durstgefühl und Hyperaktivität können zur Auszehrung des Körpers führen. Bei langer Nutzung stellen sich paranoide Halluzinationen bis hin zu einer Psychose ein, die auch irreversibel - also nicht mehr heilbar - verlaufen kann. Wer Kokain raucht, zerstört seine Mundschleimhäute, wer es schnupft, seine Nasenscheidewand.

Besonders bei Crack-Kokain ist die tödliche Dosis nahezu unberechenbar, weil die Droge ungleich stärker wirkt als Kokain. Zudem hat Crack noch vor Heroin, Nikotin und Alkohol das höchste psychische Abhängigkeitspotential (über 3,0).

LSD

Lysergsäurediethylamid auch Acid (Englisch: "Säure") genannt, ist eine synthetische Droge, die zu einer viel stärkeren Wahrnehmung der Umgebung führt. LSD galt in den 1960er und 70er Jahren als Hippie-Droge zur Bewusstseinserweiterung.

Bei Menschen mit einer entsprechenden Veranlagung kann LSD eine irreversible Psychose auslösen. Der LSD-Nutzer bleibt umgangssprachlich "auf dem Trip hängen." Die Gefahr einer tödlichen Vergiftung, ist indes niedriger als bei Alkohol oder Nikotin. Auch das Abhängigkeitspotenzial ist mit 1,23 im "niedrigen" Bereich.

Dafür ist die Unfallgefahr nach Einnahme von LSD erheblich, da der Konsument seine Umgebung völlig falsch einschätzen kann, und durch Halluzinationen oder psychotische Rauschzustände irrational handelt: Im Glauben fliegen zu können, springt ein LSD-Konsument vielleicht aus dem Fenster.

Wegbier in Hamburg (Foto: dpa).
Die gefährlichste Droge auf dem Nachhauseweg: das Bier in der S-BahnBild: picture-alliance/dpa

Alkohol und Nikotin

Alkohol hat unter den Drogen mit "mittlerem Abhängigkeitspotenzial" den höchsten Wert (1,93) und ist damit höher eingestuft als etwa Marihuana, LSD, viele Schlafmittel, Amphetamin oder eine weitere beliebte synthetische Partydroge: Ecstasy.

Noch schneller macht das Rauchen abhängig, mit einem Wert von 2,21. Nur Kokain, Crack und Heroin haben höhere Werte.

Aber anders als viele dieser illegalen Drogen genießt Alkohol in nahezu allen nicht-islamischen Ländern der Welt eine breite Akzeptanz. Schon seit der Antike tranken die Menschen Wein. Auch das Rauchen gehörte bis in die 1980er Jahre fast auf der ganzen Welt zum guten Ton.

Die Akzeptanz schwindet allerdings rapide, sobald ein Mensch alkoholabhängig wird, und dies nicht mehr verschleiern kann - er also kein "funktionierender Alkoholiker" mehr ist.

Der Alkohol zerstört mit der Zeit innere Organe, wie die Leber, Bauchspeicheldrüse, Muskulatur und den Stoffwechsel. Er steigert zudem drastisch die Gefahr von Herzerkrankungen und erhöht das Krebsrisiko in Speiseröhre, Magen und Darm.

Allein in Deutschland sterben pro Jahr etwa 74.000 Menschen durch die Folgen des Alkoholismus. Durch das Rauchen kommen hier zwischen 100.000 und 120.000 Menschen um. Damit sind Tabak und Alkohol in der Masse die gefährlichsten Drogen.

Ein Mann zündet sich einen Joint an (Foto: Dpa).
Haschisch macht gleichgültig und doof - aber das interessiert die meisten Kiffer nichtBild: picture-alliance/dpa

Marijuana und Haschisch

Gesetzgeber in immer mehr Staaten diskutieren die Freigabe von Marijuana entweder zur medizinischen Behandlung, etwa als Schmerzmittel oder Appetitanreger, bei HIV oder Krebs.

Der im Cannabis enthaltene Wirtstoff Tetrahydrocannabiol (THC) wirkt entspannend und betäubend. Das Abhängigkeitspotenzial wird mit 1,51 als "Mittel" eingeschätzt.

Beim Rauchen oder selbst beim Verzehr handelsüblicher Mengen von Haschisch oder Marijuana ist es praktisch unmöglich, eine tödliche Dosis zu sich zu nehmen.

Auf Drogenkonsumenten wirkt THC zunächst durch eine veränderte, intensivere Wahrnehmung der Umgebung, insbesondere auf Musik, Geschmack und Zeitgefühl. Typische Begleiterscheinung: Heißhunger auf süßes, saueres und salziges.

Langfristig kann es zu einer Verringerung des Denk- und Lernvermögens führen - möglicherweise durch eine Veränderung der Durchblutung im Gehirn. Besonders gefährlich: Die krebserregenden Giftstoffe, die Konsumenten beim Rauchen einatmen. Die Gefahren sind hierbei möglicherweise stärker als beim reinen Tabakrauch, da durch die Verbrennung des Haschisch-Harzes weitere Schadstoffcocktails entstehen.