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Fingerknacken

Gudrun Heise3. Mai 2015

Sie kennen das: Finger, die knacken, wenn man daran zieht. Doch obwohl es jeder schonmal gemacht hat, weiß keiner, woher es kommt. Kanadische Forscher haben sich auf die Suche nach dem Knackpunkt gemacht.

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Symbolbild Fingerknacken
Bild: picture-alliance/dpa/D. Karmann

Der Mann, der seine Gelenke für das Experiment knacken ließ, heißt Jerome Fryer. Er ist Chiropraktiker und einer der Studienautoren. Greg Kawchuck, Professor an der Universität im kanadischen Alberta, leitete den Versuch. Durchgeführt hat er ihn mithilfe der Magnetresonanztomographie (MRT). Kawchuck steckte Fryers Finger zunächst in eine Art Schlauch, der am Ende mit einem Kabel verbunden war. Dann zog der Forscher vorsichtig daran - so lange bis Fryers Finger knackte.

"Ein MRT ist sehr laut und ich wollte seine Finger nicht abreißen", so Kawchuck. "Also haben wir eine Reihe verschiedener Signale ausgemacht", erzählt der Wissenschaftler, obwohl das Knacken in der Regel nicht schmerzhaft ist. So haben sich die beiden während der Untersuchung verständigen können. Und, fügt der Professor hinzu, es sei nicht gerade die fortgeschrittenste Methode gewesen, die er je bei einem Experiment eingesetzt habe. Aber das MRT war sicherlich das hochwertigste Gerät, mit dem jemals das Knacken eines Gelenkes beobachtet werden konnte.

Offensichtlich entsteht das Geräusch, wenn sich Hohlräume in der Gelenkflüssigkeit bilden. "Es ist ein bisschen wie bei der Entstehung eines Vakuums", erklärt Kawchuk. "Wenn die Gelenkoberflächen plötzlich auseinanderweichen, gibt es nicht mehr genügend Flüssigkeit, um den entsprehenden Zwischenraum zu füllen." Es bildet sich ein Hohlraum. Die Forscher können nicht mit letzter Sicherheit sagen, ob die Bildung dieser Höhle auch der Grund für das Knackgeräusch ist. Auf ein Mikrofon mussten sie bei ihrem Versuch nämlich verzichten. Schließlich arbeitet ein MRT mit magnetischen Feldern.

Das Ende der Diskussion?

Schon 1947 hatte sich die Forschung mit dem Knackpunkt beschäftigt. Die Wissenschaftler waren damals davon überzeugt, dass das Geräusch davon komme, dass sich eine Gashöhle bildet. Eine Studie aus dem Jahr 1972 hingegen zielte darauf ab, dass das Zusammenfallen einer Luftblase für das Geräusch verantwortlich ist.

Kawchuck aber ist der Meinung, dass das Geräusch entsteht, wenn sich ein Hohlraum bildet. "Jetzt müssen wir weitere Experimente machen", so der Wissenschaftler. Dann will er nicht nur herausfinden, warum die Knochen knacken, sondern auch, warum es bei dem einen klappt, bei dem anderen nicht. "Ist es vielleicht etwas, das man lernen kann, so wie Pfeifen? Oder reagieren die Gelenke von Mensch zu Mensch unterschiedlich?" Damit diese knackige Studie allgemeine Gültigkeit hat, müssen daran dann allerdings mehr als nur eine Person teilnehmen.