Wenn die Stadt zum Jagdrevier wird
Als Großstädter muss man nicht in den Zoo, um Wildtiere zu beobachten - sie wagen sich mancherorts bis in die Innenstadt. Der Biologe Berhard Kegel hat darüber ein Buch geschrieben und Beispiele aus aller Welt gesammelt.
Scheuer Jäger
Füchse sind in Berlin keine Seltenheit. In Grünanlagen und Parks finden sie Unterschlupf und ein breites Nahrungsangebot. Neben Ratten, Mäusen und anderen Kleintieren fressen Füchse auch Abfälle aus den Mülltonnen. Menschen gegenüber sind sie meist scheu. Und damit das so bleibt, ist ein gezieltes Füttern streng verboten.
Von der Steppe in die Städte
Gefährlicher kann dagegen die Begegnung mit einem Koyoten werden. Die Wildhunde bevölkern städtische Lebensräume wie hier in einem Park in Los Angeles. Sie jagen bevorzugt Mäuse und Hasen. Fühlen sie sich von Menschen bedroht, kann es sein, dass sie aggressiv reagieren.
Experte für die Stadtfauna
"Die Großstädter haben leider verlernt, mit Wildtieren richtig umzugehen", sagt der Biologe Bernhard Kegel. In seinem kürzlich erschienen Buch "Tiere in der Stadt. Eine Naturgeschichte" berichtet er von neu besetzten Lebensräumen sowie den Chancen und Gefahren, die damit verbunden sind - für Mensch und Tier.
Gefährte oder Gefahr?
Die meisten Verletzungen werden Menschen von streunenden Hunden zugefügt, sagt Jochen Kegel. Nachdem in Rumänien ein vierjähriges Kind von Straßenhunden totgebissen wurde, hat die Regierung die Tiere zur Tötung freigegeben. Und gefangene Hunde müssen nur noch 14 Tage versorgt werden. Findet sich dann kein neuer Halter, werden sie eingeschläfert. Allein in Bukarest soll es 64.000 wilde Hunde geben.
Passagiere ohne Fahrschein
In Moskau hat Bernhard Kegel sogar beobachtet, dass Straßenhunde mit der U-Bahn fahren. "Die wissen auch genau, wo sie wieder aussteigen müssen." Insgesamt verlaufe hier das Zusammenleben von Mensch und streunenden Hunden recht friedlich, sagt er. Probleme gebe es vor allem, wenn Spaziergänger mit angeleinten Haushunden in die Reviere der Straßenhunde eindringen.
Familienausflug
In der U-Bahn hat man Wildschweine bislang noch nicht gesichtet. Trotzdem scheint sie die Nähe zu Menschen und der Verkehrslärm nicht wirklich zu stören. Diese Bache ist sogar mit ihren Frischlingen mitten in Berlin unterwegs. "Die schlauen Tiere merken sehr schnell, dass sie hier nicht gejagt werden", hat Kegel festgestellt.
Gut integriert
Statt im Dreck wühlt der Waschbär lieber in Mülltonnen. Besonders in der Gegend um die hessische Stadt Kassel sind die nachtaktiven Räuber weit verbreitet. Die Population geht auf einige wenige Tiere zurück, die 1934 am nahe gelegenen Edersee ausgesetzt wurden. Eigentlich ist der Waschbär in Deutschland gar nicht heimisch. Sein natürliches Verbreitungsgebiet liegt in Nordamerika.
Handzahm und heilig
Fast perfekt vorbereitet auf das Leben in der Stadt scheinen die nächsten Verwandten des Menschen zu sein: Affen kommen durch ihre Kletterkünste und Fingerfertigkeit besonders leicht an Abfälle heran. Doch oft ist das gar nicht nötig. In Indien verkörpern Languren nach der hinduistischen Mythologie den Affengott Hanuman, werden verehrt - und gefüttert.
Mit Respekt behandelt
Das gilt auch für Kühe: In Indien bevölkern sie wie selbstverständlich die Innenstädte und dürfen sich dort frei bewegen - auch im Straßenverkehr. Unfälle zwischen Rind und Auto sind an der Tagesordnung. Etwa 40.000 Kühe leben allein in der Hauptstadt Neu-Delhi. Das Töten dieser Tiere ist in den meisten indischen Bundesstaaten verboten.
"Jurassic Park" in Bangkok
In der thailändischen Hauptstadt breiten sich die Warane aus. Diese urzeitlich anmutenden Echsen können bis zu drei Meter lang werden. Ihr Biss ist giftig, für den Menschen jedoch nicht lebensgefährlich. Das Nahrungsangebot an Insekten, Spinnen und Kleintieren ist in den Grünstreifen wie hier im Lumpini Park sehr üppig.