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Weltrettung per Mausklick

21. Januar 2011

Mit der Sammelbüchse um Spenden bitten - das funktioniert in Deutschland nur noch selten. Wenn Hilfsorganisationen Gelder für ihre Projekte brauchen, müssen sie Werbung machen. Dafür nutzen sie auch das Internet.

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Weltrettung am Notebook mit WLAN in der Cafeteria (Foto: dpa)
Bild: picture alliance/dpa

Auf dem Bildschirm erscheint ein virtuelles afrikanisches Dorf. Ein Klick - und schon kann der User sich als Pixelmensch durch die Ortschaft bewegen. Er geht in die Schule oder ins Krankenhaus und weiß dann genau, wo gerade Hilfe gebraucht wird. Alles wirkt wie ein Spiel. Eine Art "World of Warcraft". Aber hier wird nicht dazu aufgefordert, Krieg zu spielen, sondern ein Dorf zu retten. Und zwar mit Spendengeldern.

Die "Only-The Brave-Foundation" aus Italien ist nicht die erste Organisation, die mit ungewöhnlichen Mitteln versucht, potenzielle Helfer zu finden. Auch in Deutschland werden solch kreative Ideen im Netz immer populärer. Anna-Maria Wagner arbeitet für die Online-Agentur "I-Gelb" in Köln. Sie berät unter anderem große gemeinnützige Organisationen wie die Deutsche Welthungerhilfe, die Johanniter oder Unicef.

Online Spender sind jünger und spenden mehr

Die Logos der Internetnetzwerke StudiVZ und Facebook auf einem Bildschirm (Foto: dpa/lnw)
Spendenaufrufe über soziale NetzwerkeBild: picture alliance/dpa

Der Auftritt in sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter ist heute aus der Entwicklungshilfe oder dem Fundraising nicht mehr wegzudenken. Ziel der interaktiven Projektvorstellung sei es, dem Internetnutzer verständlich zu machen, was seine Spende bewirken könne, erklärt Anna-Maria-Wagner. "Und das funktioniert gerade bei jüngeren Menschen gut auf eine humoristische Art und Weise."


Die Vorteile liegen auf der Hand: Während die klassische Spenderklientel im Durchschnitt um die 58 Jahre alt ist, erreicht man online auch jüngere Zielgruppen. Sie machen vielleicht jetzt noch nicht den Löwenanteil der Spender aus. In der Regel seien die Online-Spenden dafür aber deutlich höher, beobachtet Anna-Maria Wagner. Daher lohne sich der multimediale Aufwand.

Nicht alle Aktionen sind erfolgreich

Cornelia Füllkrug-Weitzel, Direktorin der Spendenaktion 'Brot für die Welt' schwingt eine der Sammelbüchsen auf einer Pressekonferenz (Foto: AP)
Passé? Die SammelbüchseBild: AP

Weltrettung per Mausklick: Noch nie schien Gutes zu tun so einfach zu sein. Doch es gibt noch eine andere Seite. Denn gerade jüngere Leute sehen mitunter gar keinen Sinn darin, den eigenen Geldbeutel für die Armen zu öffnen. Lieber engagieren sie sich kostenlos in Form von Online-Petitionen für die Ausgebeuteten dieser Erde. "Diese Aktionen schießen derzeit wie Pilze aus dem Boden", sagt Anna-Maria Wagner.

Eine zum Tode verurteile Frau vor der Steinigung retten? Die Honigbienen vor der Ausrottung? Oft soll ein Klick oder eine Unterschrift genügen. Ganz ohne das Konto zu belasten. Das klingt traumhaft, aber auch dubios. In einigen Fällen ist es sogar absurd. So haben sich mehr als 120.000 Menschen in einer Petition an den Bundestag gegen ein angebliches Verbot von Heilpflanzen ausgesprochen, das überhaupt nicht geplant war. Einfach weil alle anderen auch irgendwie dagegen waren.

Freunde zu Helfern machen

Anna Vikky in Action (Foto: 2aid.org)
Anna Vikky von 2aid.orgBild: 2aid.org

Wollen Hilfsorganisationen nicht nur eine Unterschrift, sondern auch finanzielle Unterstützung, müssen sie sich etwas einfallen lassen. Getreu dem Motto: "Spenden macht Spaß". Deshalb feiern vor allem kleinere Organisationen im Netz den Spenden-Akt gerne als eine Art fröhliches Event unter Freunden. Die Non-Profit-Organisation 2aid.org e.V. ist das erste deutsche Hilfswerk, das zur Verwirklichung seiner Projekte ganz auf soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter setzt.

Jeden Tag ruft die Organisation mit ein paar Zeilen oder einer Videobotschaft zu einer Hilfsaktion auf. Anna Vicky, eine 23-jährige Studentin aus Düsseldorf, hat die Organisation 2009 ins Leben gerufen. Inzwischen bezeichnen sich 11.283 junge Leute als "Fans" der Aktion und zwanzig Mitarbeiter aus ganz Europa helfen ehrenamtlich bei 2aid.org mit.

Wer Geld gibt, bestimmt mit

Unter der Anleitung deutscher Entwicklungshelfer haben Männer im Niger einen Brunnen gebaut (Foto: dpa)
Brunnenbau in AfrikaBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Annas Eltern kommen aus Sri Lanka. Auf den Reisen ins Heimatland ihrer Eltern wurde die 23-Jährige schon früh damit konfrontiert, was Armut bedeutet. Sie beschloss, aktiv zu werden. Ihre Facebook-Freunde sollten potenzielle Helfer im Kampf gegen die Armut werden. Dabei sollte es aber nicht ausschließlich um Spenden gehen. Auch Ideen und Anregungen sind bei 2aid.org willkommen.

Wenn es zum Beispiel um die Frage geht, wie genau diese Hilfe aussehen soll. Als aktuelles Projekt haben sich die Mitbeiter von 2aid.org das Thema Wasserarmut herausgepickt. Dabei will man sich erst einmal auf Uganda konzentrieren. Wie fast alle Entscheidungen bei 2aid.org wurde dies von der Internet-Community bestimmt. Denn wer Geld gibt, möchte auch mitbestimmen.

Autorin: Marcela Drumm

Redaktion: Conny Paul