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IPCC: Klimakrise schlimmer als gedacht

27. September 2013

Der Meeresspiegel steigt schneller als bisher von Experten prognostiziert. Das stellt der Weltklimarat in seinem aktuellen Bericht fest. Auch über die Gründe haben die Klimaforscher neue Erkenntnisse.

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Der Pastoruri Geltscher in Peru. (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Schlechte Nachrichten für den Planeten

Tag und Nacht haben Forscher und Regierungsvertreter des Weltklimarates IPCC um die Kernaussagen ihres neuen Sachstandberichts gerungen. Nun haben sie eine Kurzfassung im schwedischen Stockholm der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Befund ist alarmierend. Der IPCC warnt in seinem fünften Bericht davor, dass der Meeresspiegel stärker steigt als bislang gedacht und erlebt. Die Auswertung der Daten zeige, "dass sich Erde und Weltmeere erwärmt haben, die Menge von Schnee und Eis zurückgegangen ist, der Meeresspiegel und die Konzentration von Treibhausgasen gestiegen sind", teilte das Gremium am Freitag in Stockholm mit.

Allein der Anstieg des Meeresspiegels drohe um ein Drittel höher auszufallen, als bislang prognostiziert. Dem nach könnte er, selbst bei größten Klimaanstrengungen wahrscheinlich um 26 Zentimeter, im ungünstigsten Fall um 82 Zentimeter steigen. In ihrem vorigen Weltklimabericht von 2007 waren die Forscher noch von höchstens 59 Zentimetern ausgegangen. Durch den höheren Meeresspiegel könnten Inseln und flache Küstengebiete dauerhaft im Wassern versinken.

Zwar hatte sich die Weltgemeinschaft in ihren Beratungen für ein neues Klimaabkommen vorgenommen, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, doch genau das scheint sie zu verfehlen. Die Experten befürchten, dass die Temperaturen auf der Erde je nach Szenario um 1,5 bis 4,0 Grad Celsius steigen könnten. Schon ein Anstieg um mehr als zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter ist nach Einschätzung der Wissenschaftler jedoch mit kaum noch beherrschbaren Umweltfolgen verbunden. Das Risiko für Dürren und Stürme würde stark steigen.

Der Mensch als Klimafaktor

Auch wenn in der Klimaforschung vieles weiter nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, ist eines äußerst wahrscheinlich: Der Mensch ist der wichtigste Einflussfaktor für das Klima und Hauptursache der Erwärmung seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Das wird im neuen Weltklimabericht noch einmal deutlich. Hatten die Wissenschaftler in ihrem Sachstandsbericht von 2007 dem Menschen noch zu 90 Prozent die Hauptverantwortung für den Klimawandel gegeben, sprechen sie ihm nun eine Verantwortung von 95 Prozent zu.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte in einer Videobotschaft, der neue Bericht des IPCC sei eine wesentliche Grundlage für ein neues ehrgeiziges Klimaschutzabkommen. Das UN-Klimaschutzsekretariat (UNFCCC) bezeichnete die Ergebnisse als "Weckruf" für die Entscheidungsträger rund um den Globus. Über den vom Menschen verursachten Klimawandel bestehe mehr Klarheit als jemals zuvor, erklärte UNFCCC-Generalsekretärin Christiana Figueres in Bonn. Nun gelte es, tragfähige Vereinbarungen zu treffen, um die Menschheit aus der Gefahrenzone herauszuführen.

Für den neuen Bericht haben Hunderte Wissenschaftler über sechs Jahre lang zehntausende von Studien gesichtet. Insgesamt umfasst das Dokument 2000 Seiten, ist in drei Teile gegliedert und bildet eine wichtige Grundlage für politische Klimaverhandlungen. So dienen die Sachstandsberichte des Gremiums etwa bei den Klimagipfeln der Vereinten Nationen als Verhandlungsgrundlage.

Wie ist die Erwärmung zu stoppen?

Während der erste Teil des Reports wissenschaftliche Grundlagen des Klimawandels behandelt, konzentriert sich Teil zwei auf die Auswirkungen und Anpassung an ihn. Dieser Teil soll im März 2014 im japanischen Yokohama vorgestellt werden. Der dritte Teil beschäftigt sich mit der Vermeidung von klimaschädlichen Emissionen und den politischen Möglichkeiten, den Wandel zu bremsen. Sein Veröffentlichung ist im April des kommenden Jahres in Berlin vorgesehen. Die abschließende Darstellung des gesamten Weltklimaberichts soll bis Oktober vorliegen. Die Daten werden auch Eingang für die weiteren Verhandlungen zum Klimaschutz finden, die 2015 in einen Klimavertrag münden sollen. Die nächste Runde der Klimaverhandlungen findet vom 11. bis 22. November in der polnischen Hauptstadt Warschau statt.

Der letzte Sachstandbericht des Weltklimarats 2007 hatte mit drastischen Warnungen vor einer Klimakatastrophe die Öffentlichkeit aufgewühlt. Im selben Jahr erhielt der IPCC gemeinsam mit dem Ex-US-Vizepräsidenten Al Gore den Friedensnobelpreis. Das Gremium wurde 1988 vom UN-Umweltprogramm und der Weltorganisation für Meteorologie gegründet.

cw/nis (dpa, afp, epd)