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NGO warnt vor humanitärer Katastrophe durch Ebola

Gina Krymalowski23. August 2014

Die Ebola-Krise in Westafrika weitet sich aus. In den betroffenen Ländern verschlechtert sich die Versorgungslage zunehmend. Aus der gesundheitlichen Notlage könnte eine humanitäre Katastrophe werden, warnen Beobachter.

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Ein mutmaßlicher Ebola-Toter wird in Monrovia von Helfern eingesammelt (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Nach Einschätzung der Welthungerhilfe verschärft sich die Situation wegen des Ebola-Virus in Westafrika zunehmend. Aus der gesundheitlichen Notlage droht eine humanitäre Katastrophe zu werden, warnt die nichtstaatliche Entwicklungsorganisation, die in den von Ebola betroffenen Ländern Sierra Leone und Liberia aktiv ist. "Wir reden hier nicht nur über ein Gesundheitsproblem, sondern auch über ein eklatantes Versorgungsproblem", sagt Asja Hanano. Die Liberia-Länderbeauftragte der Welthungerhilfe lebt seit drei Jahren in Liberia. Nachdem dort im August der Notstand ausgerufen wurde, sei das alltägliche Leben für die Bevölkerung sehr eingeschränkt, sagt sie.

Es gelten verschärfte Sicherheitsbestimmungen. Die Zentren der Epidemie sind abgesperrt. Einige Fluggesellschaften stellten den Flugverkehr ein. Auch eine nächtliche Ausgangssperre wurde verhängt. Durch die momentane Regenzeit und die vielen Einschränkungen sind vor allem bei der Nahrungsmittelversorgung Engpässe entstanden. Langfristig droht eine Hungersnot. Der Preis für Reis, eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel, stieg drastisch an.

Asja Hanano von der WHH lebt seit drei Jahren in Liberia (Foto: Kiesel/DW)
Hanano: Schwerer Rückschlag für LiberiaBild: DW/H. Kiesel

Um eine grundlegende Versorgung zu garantieren, ist das Land momentan stark auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen teilte mit, es wolle in den kommenden drei Monaten Lebensmittel an eine Millionen Menschen in den Ebola-Gebieten verteilen.

Rückschläge in der Entwicklungsarbeit

"Während wir in den letzten Jahren von der reinen Versorgung verstärkt den Schritt Richtung Hilfe zur Selbsthilfe gemacht haben, gab es durch die Seuche einen starken Rückschlag. Die ökonomische Situation ist jetzt schon um Jahre zurückgeworfen worden", sagt Hanano. Dies verschärft auch die soziale Situation vor Ort. Zuletzt kam es zu Unruhen, als die Regierung mit Hilfe des Militärs das Armenviertel West Point in Monrovia abriegelte und unter Quarantäne stellte.

Leere Straßen auf Grund der Ausgangssperre (Foto: afp)
Ausgangssperre: Monrovias West Point SlumBild: Zoom Dosso/AFP/Getty Images

Die Welthungerhilfe ist seit ungefähr zehn Jahren in den Ebola-Gebieten aktiv. Sie engagiert sich im Bereich der Nahrungsmittelversorgung und Aufklärung und unterstützt beim Aufbau einer funktionierenden Infrastruktur. "Wir als Nichtregierungsorganisation kommen mit Essenslieferungen und Hygieneartikeln relativ einfach durch die aufgebauten Checkpoints. Aber durch die Straßenzustände in der Regenzeit dauert eine Zehn-Stunden-Fahrt in ein entlegenes Dorf eher 18 Stunden", so Hanano. Vor allem die Versorgung von unter Quarantäne stehenden Haushalten ist eine Aufgabe, die die Welthungerhilfe zu bewältigen versucht. Die Bewohner dürfen für bis zu 21 Tage ihre Häuser nicht verlassen. Dadurch sind sie komplett auf Hilfe von außen angewiesen.

Neben der Nahrungsmittelversorgung ist die Vorsorge eine weitere wichtige Aufgabe der Welthungerhilfe. Da die Krankheit ausschließlich durch Körperflüssigkeiten übertragen wird, sei es wichtig, eine Bewusstseinsveränderung im Alltag zu vermitteln und hier Aufklärungsarbeit zu leisten. Die Vermeidung von Körperkontakt, beispielsweise bei der Begrüßung, und konsequentes Händewaschen helfen, die Übertragungsgefahr erheblich einzuschränken. Auch hier entstehen Engpässe, mobile "Handwaschstationen" seien in einigen Teilen Liberias ausverkauft, schildert Hanano.

Virus verbreitete sich schnell

Das Ebola-Virus war zunächst zu Jahresbeginn in Guinea aufgetaucht, im Grenzgebiet zwischen Sierra Leone und Liberia. Es verbreitete sich rasch in den beiden Nachbarstaaten und erreichte schließlich Nigeria. Der Erreger löst ein starkes Fieber aus, welches in vielen Fällen tödlich ist. Medikamente gegen das Virus gibt es noch nicht, bei frühzeitiger Behandlung können die Überlebenschancen jedoch gesteigert werden.

Das Virus wird durch Körperflüssigkeiten übertragen. Helfer in Schutzanzug (Foto: dpa)
Schutz vor dem Virus: Helferin in DruckanzugBild: picture-alliance/dpa

Von Mensch zu Mensch wird das Virus über Körperflüssigkeiten übertragen. Durch das Ebola-Virus sterben in Westafrika immer mehr Menschen, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilte Mittwochabend mit, dass die Anzahl der Toten auf 1350 gestiegen ist. Bei 805 Toten sei das Ebola-Virus nachgewiesen wurden, bei den anderen Opfern handele es sich um noch nicht bestätigte Verdachtsfälle.