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"Weizsäcker war eine moralische Instanz"

31. Januar 2015

Der verstorbene Altbundespräsident Richard von Weizsäcker war Zeitzeuge und Mitgestalter deutscher Geschichte. Sein Nachfolger Gauck erklärte, Weizsäcker habe das Präsidentenamt auf bleibende Weise geprägt.

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Bundespräsident Joachim Gauck trägt sich in das Kondolenzbuch zum Tod Richard von Weizsäckers ein (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/H. Hanschke

Trauer und Respekt: Spitzenpolitiker und Kirchenvertreter haben den früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker gewürdigt. Der jetzige Amtsinhaber Joachim Gauck nannte Weizsäcker einen "Zeugen des Jahrhunderts". Für die meisten Menschen sei er "eine moralische Instanz", schrieb Joachim Gauck in einer Kondolenznachricht an die Witwe Marianne. Weizsäcker habe das Amt des Bundespräsidenten auf bleibende Weise geprägt.

"Er stand für eine Bundesrepublik, die sich ihrer Vergangenheit stellt", so Gauck mit Blick auf die international beachtete Schlüsselrede, die Weizsäcker 1985 am Jahrestag der deutschen Kapitulation hielt. Damit habe er unmissverständlich klargestellt: "Der 8. Mai 1945 war ein 'Tag der Befreiung' vom 'menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft'." Im Berliner Schloss Bellevue, dem Amtssitz des Präsidenten, sagte Gauck: "In tiefer Dankbarkeit verneige ich mich vor einem großen Deutschen."

"Hoher Intellekt, natürliche Würde"

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den verstorbenen Altbundespräsidenten als eine der wichtigsten und geachtetsten Persönlichkeiten des Landes gewürdigt. "Über Jahrzehnte hat er seinen hohen Intellekt, seine natürliche Würde, seine große Begabung für die politische Rede in den Dienst unserer Demokratie gestellt", sagte Merkel in Berlin. Er habe Orientierung geben wollen - und diesen selbstgesetzten Anspruch habe er glanzvoll erfüllt.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker bezeichnete den verstorbenen Alt-Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker als "Freund". Seine Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes 1985 sei "prägend für eine Generation und das Selbstbild Deutschlands als integrierende Kraft in der Mitte des Kontinents" gewesen, sagte Juncker in Brüssel.

"Weiser Politiker, wahrer Weltbürger"

Frankreichs Staatspräsident François Hollande erklärte, Weizsäcker habe durch seine persönliche Geschichte, sein politisches Engagement und seine moralische Haltung die Geschichte seines Landes geprägt. Er teile die Trauer des deutschen Volkes, sagte Hollande.

Der Generalsekretär des Europarates, Thorbjørn Jagland, nannte den verstorbenen Alt-Bundespräsidenten den "besten Botschafter Deutschlands". Weizsäcker sei ein außerordentlich ernsthafter und weiser Politiker, ein wahrer Weltbürger" gewesen. fügte Jagland hinzu.

"Er hat den Menschen Orientierung gegeben"

SPD-Chef Sigmar Gabriel erklärte: "Richard von Weizsäcker hatte die Gabe, den Menschen Orientierung zu geben und Deutschland in der Welt würdig zu vertreten." Außenminister Frank-Walter Steinmeier schrieb in einem Beitrag für die Zeitung "Bild am Sonntag", Weizsäcker habe für das Ansehen Deutschlands in der Welt Großes geleistet.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, stellte Weizsäckers Engagement als protestantischer Christ heraus. "In seiner Person hat die Kirche ausgestrahlt, wovon sie spricht", sagte Bedford-Strohm. Weizsäcker war mehrere Jahre lang Mitglied im Rat der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD) und Präsident des Kirchentages.

Richard von Weizsäcker war am Samstag im Alter von 94 Jahren gestorben. Er war Bundespräsident von 1984 bis 1994. Davor saß er als Abgeordneter für die CDU im Bundestag. Zuerst war er durch sein Engagement in der evangelischen Kirche sowie Anfang der 1980er-Jahre als Regierender Bürgermeister von Berlin bundesweit bekanntgeworden.

Trauerstaatsakt am 11. Februar

Deutschland wird am 11. Februar offiziell von Richard von Weizsäcker
Abschied nehmen. Für diesen Tag hat Joachim Gauck einen Trauerstaatsakt angeordnet.

jj/sp (dpa, afp)