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Weiter Streit mit Paris um Deutschunterricht

Andreas Gorzewski23. April 2015

Das Vorhaben der französischen Regierung, durch eine Reform den Deutschunterricht möglicherweise zurückzufahren, belastet das Verhältnis zwischen Paris und Berlin. Nun hat die deutsche Botschafterin nachgelegt.

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Kollage für den Deutschunterricht an einer ausländischen Schule(Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/Maja Hitij

Die Kritik an den Reformplänen für den Fremdsprachenunterricht an französischen Schulen reißt nicht ab und belastet das deutsch-französische Verhältnis. "Deutsch droht ein kleines kollaterales Opfer dieser Reform zu werden", sagte die deutsche Botschafterin in Paris, Susanne Wasum-Rainer, der französischen Tageszeitung "Le Figaro". Zuvor hatte sich unter anderen die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Maria Böhmer, gegen die geplante Umstrukturierung des Sprachenunterrichts ausgesprochen. Paris will ab 2016 an den Collèges genannten Mittelschulen die Praxis beenden, einem Teil der Schüler ab der sechsten Schulklasse zwei Fremdsprachen parallel zu vermitteln. Neben Englisch ist dies in vielen Fällen Deutsch. Bislang kommt für die meisten Collège-Schüler die zweite Fremdsprache erst zwei Jahre später hinzu.

Botschafterin Wasum-Rainer und andere Kritiker befürchten, dass Deutsch in Frankreich als zweite Fremdsprache nach Englisch zunehmend von Spanisch verdrängt wird. Spanisch ist für Franzosen wegen der sprachlichen Nähe deutlich einfacher als Deutsch und wird deshalb öfter als Fach gewählt.

Weniger Interesse an Deutsch befürchtet

Die Diplomatin hatte nach eigenen Worten auch mit der französischen Bildungsministerin Najat Vallaud-Belkacem gesprochen. Durch die geplante Abschaffung von Klassen, in denen schon recht früh Deutsch parallel zu Englisch unterrichtet wird, drohe die Zahl der Deutschschüler "stark" zurückzugehen. "Wie kann man von deutsch-französischer Zusammenarbeit oder Freundschaft sprechen, wenn wir nicht mehr die Sprache des Partners sprechen?", kritisierte Wasum-Rainer in der Zeitung.

Im Gegenzug zur Abschaffung der fremdsprachlich orientierten Klassen, in denen nur etwa jeder zehnte Collège-Schüler Deutsch lernt, soll die zweite Fremdsprache insgesamt früher unterrichtet werden. Künftig soll eine zweite Sprache ab der siebten Klasse für alle auf dem Stundenplan stehen. Vallaud-Belkacem will damit die Fremdsprachenkenntnisse französischer Schüler in der Breite verbessern. Die zweite ausländische Sprache bereits ab der sechsten Klasse für alle Schüler einzuführen, ist der Ministerin zufolge zu teuer. Von der geplanten Reform werde auch Deutsch profitieren, hatte sie mehrfach erklärt. Das Collège ist eine vierjährige Mittelschule zwischen Grundschule und Gymnasium.

ago/sti (afp)