Weihnachten im Land der aufgehenden Sonne | Gewinnspiel | DW | 20.12.2012
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Gewinnspiel

Weihnachten im Land der aufgehenden Sonne

Vor 30 Jahren verließ Edith Deutschland, um in Japan eine neue Heimat zu finden. Glücklich, unter freundlichen Menschen lebend und auf langjährige Erfahrung zurückblickend, zieht sie Bilanz über wandelnde Traditionen.

Mein Japan im Dezember

Dezember – die wohl geschäftigste Zeit in Japan. Man bekommt fast ein schlechtes Gewissen, wenn man den Anschein macht, dass man sich nicht gejagt fühlt von ach so Vielem, das noch unbedingt erledigt werden soll...muss?


Als da wären: Vorbereitungen für Weihnachten!

Kirschblüten in Japan

Was? Weihnachten in Japan? Ja, auch das gibt es in diesem buddhistischen Land, wo eigentlich alles erlaubt ist. Japanische Weihnachten, das bedeutet, lustig sein bei bunter Plastikdekoration, essen, Geschenke austauschen, ins Japanische übersetzte ausländische Weihnachtslieder singen, Konzerte besuchen.
Für Pärchen ist der 24. der Tag der Liebesbekundungen. Wer da keinen Partner hat...
Auch eine Schnellrestaurantkette aus Amerika hat Hochkonjunktur, denn zu dieser Zeit isst man gerne Brathähnchen oder deren Teile. Gleichermaßen sehr viel zu tun haben die Konditoreien, die bestellte Weihnachtstorten für den 24. und 25. verkaufen. An diesen Tagen stehen vor den genannten Geschäften lange Schlangen.
Zur japanischen Weihnachtstorte wurde nach dem letzten Weltkrieg nach und nach eine sehr sahnige Erdbeertorte in verschiedenen Varianten. Jedenfalls Sahne und Erdbeeren müssen dabei sein. Wer unbedingt Stollen oder Panetone essen will, kann auch das bekommen. Den japanischen Konditoren ist nichts zu schwierig und den Käufern selten etwas zu teuer.

Flash-Galerie Weihnachtskitsch

Und der Weihnachtsmann ist überall als Dekoration in verschiedenen Größen als dicker Opa zu sehen. Überhaupt scheint Weihnachten hier SEIN Fest zu sein. Er wohnt übrigens in Finnland, so sagt man hier, und kommt extra für Weihnachten angereist – per Airbus. Presseleute begrüßen ihn im November am Flughafen. Irgendwann kommen dann auch noch seine 7 Rentiere an...so sagt man jedenfalls.


Natürlich besinnen sich die Japaner auch auf ihre Traditionen. Für sie ist der Neujahrstag der wichtigste Feiertag des Jahres. Dafür werden viele Vorbereitungen getroffen, viel muss erledigt und eingekauft werden. In den Geschäften werden Treuepunkte verteilt und es gibt Tombolas. Der erste Preis ist fast immer ein mehrtägiger Aufenthalt in Hawaii.

Flash-Galerie Weihnachtskitsch

Das Neujahrsfest
Während der Japaner sich also an Weihnachten mehr oder weniger pflichtbewusst beteiligt, stellt er sich allmählich auf Neujahr ein. Seit Anfang der fünfziger Jahre verkauft die japanische Post Neujahrskarten mit Lottonummern. Diese Karten schickt man an möglichst viele Verwandte und Freunde, um ihnen traditionsgemäß zum neuen Jahr zu gratulieren und um allen eine kleine Extrafreude mit der Lottonummer zu übermitteln. Selbst hofft man natürlich auch, so viele Karten wie möglich zu erhalten.
Zu Beginn dieses Brauchs war der erste Preis eine Nähmaschine. Jetzt ist der erste Preis ein Computer. Die Preise sind ein Spiegel der Zeit und die Karten eine wichtige Einnahmequelle für die japanischen Post .

Neujahrsputz
Das Haus auf Hochglanz zu bringen ist eine andere wichtige Sitte. Man vertreibt alle schlechten Geister des alten Jahres durch gründliches Putzen und macht den guten Geistern des neuen Jahres Platz. Außer den Geschenken für Weihnachten bestellt man in den Kaufhäusern Geschenkpackungen für Freunde oder Geschäftspartner. Der Rubel – besser: der Yen – rollt in alle Richtungen.
In der Nacht vom 25. auf den 26.12. müssen die weihnachtlichen Dekorationen dem traditionellen japanischen Neujahrsschmuck weichen. Tun sie das von Geisterhand? Kaum! Des Rätstels Lösung: die Angestellten machen Überstunden. Auch die Musik ist nicht mehr "Jingle bell dies, jingle bell das", sondern melancholische Klänge der japanischen Harfe. Wir werden nun auf das japanische Neujahr eingestimmt, ein Fest der Stille, der Besinnlichkeit, der Familientradition.

Was bleibt, wenn alte Traditionen der Konsumsucht weichen...
Früher waren die ersten drei oder gar mehr Januartage heilige Feiertage, alle Geschäfte in diesem Land der 7-Tage-Woche waren geschlossen, es gab eine Pause des üblichen Rummels. Nach und nach änderte sich das, und so ist jetzt nur der erste ein offizieller Feiertag. Aber wie lange Privatleute ihre Geschäfte schließen, das ist allen selbst überlassen.


Japan: Neujahr, Kofukuji Tempel

Teure Tempelbesuche
In den ersten Januartagen zum Tempel zu gehen und für ein gutes neues Jahr zu beten, ist eine wichtige Tradition, die jeder Japaner einhalten möchte. Im Tempelbereich schlägt die große Glocke, damit der Gott des Glücks auch wirklich zuhört. Dann wird in die Hände geklascht, auch damit hofft man, die Aufmerksamkeit der Gottheit auf sich zu lenken. Natürlich gibt es einen großen Opferstuhl in jedem Tempel. Es ist eigentlich eine große Opferkiste mit horizontalen Stäben darüber. Dort hinein wirft man aus einer gewissen Entfernung das Geld. In Japan ist fast alles durch Geld erwerblich. Auch die Gunst der Götter...


Neujahrsessen auf die Schnelle
Sehr wichtig ist das traditionelle Essen zur Neujahrszeit. Als es noch viele Feiertage gab, wurden in den letzten Dezembertagen etliche, ganz besondere Köstlichkeiten zubereitet, die dann in viereckige, niedrige Lackbehälter gefüllt wurden, sehr dekorativ arrangiert. Von diesen wurde nach und nach gegessen, denn auch die Hausfrau sollte an den Feiertagen ganz und gar frei haben und kein Küchenmesser zur Hand nehmen.
Die Zeiten sind schnelllebiger geworden, der Lebensstil hat sich geändert. Viele Frauen arbeiten auch außerhalb des Hauses, nur wenige haben Zeit und Muße, lange in der Küche zu stehen. Also ist das Neujahrsessen inzwischen auch fertig gekocht erwerblich. Oder man isst einfach , was einem sonst so gefällt.


Volle Fernverkehrsmittel - leere Innenstädte
Die Neujahrszeit wird gern für Heimatbesuche auf dem Land oder andere Reisen genutzt. Entsprechend sind alle Züge und die Flughäfen voll, der Superexpress Shinkansen ist ausgebucht. In den Großstädten ist es dagegen endlich mal ruhig und fast leer.
Trifft man Nachbarn oder Freunde, dann bestehen die Grußworte aus einer Gratulation zum neuen Jahr. 2013 ist nach japanischer Zählung das Jahr 25. Denn solange ist der jetzige Kaiser auf dem Thron. Er und seine Familie zeigen sich während der Neujahrstage auf der umglasten Terrasse ihres Wohnbereichs im Zentrum Tokyos, um dem Volk zuzuwinken, das zu Tausenden dort harrt.


Tempel in Japan - BdT

Fleißige Postboten und Begrüßung des ersten Neujahrslicht
Übrigens, am heiligen 1. Januar arbeiten die Postboten, um die heiß erwarteten Neujahrskarten pünktlich auszuteilen.
In der Nacht von Silvester auf Neujahr werden Sonderzüge und –busse eingesetzt, um vor allem junge Leute zu den Hügelketten der Umgebung zu transportieren. Die Menschen möchten rechtzeitig vor Sonnenaufgang auf einem guten Aussichtspunkt sein, um die ersten Strahlen der ersten Sonne im neuen Jahr sehen und anbeten zu können. Japan – wahrlich das Land der aufgehenden Sonne.

Briefträger in Japan