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Trans-Adriatische-Pipeline (TAP)

Jannis Papadimitriou18. Februar 2013

Griechenland, Albanien und Italien geben grünes Licht für eine Pipeline durch die Adria, die Erdgas aus dem Kaspischen Meer nach Europa transportieren soll. Die drei Länder haben ein Abkommen in Athen unterzeichnet.

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Ölbohrinseln unmittelbar vor der Küste von Baku (Foto: Matthias Tödt/DW)
Ölbohrinseln vor der Küste von Baku AserbaidschanBild: picture-alliance/dpa

Die 800 Kilometer lange Röhre soll Gas von der griechisch-türkischen Grenze über Nordgriechenland und Albanien nach Süditalien führen, wo es in das europäische Pipeline-Netz eingespeist werden soll. Das Projekt steht in Konkurrenz zur 1300 Kilometer langen Nabucco-West-Pipeline, die von der türkisch-bulgarischen Grenze nach Österreich verlaufen soll. Wer tatsächlich Gas aus Aserbaidschan unter Umgehung Russlands nach Europa liefern wird, entscheidet bis Mitte 2013 das Shah-Deniz-Konsortium, benannt nach einem riesigen Gasfeld im Kaspischen Meer. Zum Konsortium gehören unter anderem BP und Socar, der staatliche Energiekonzern Aserbaidschans.

Die zwei Milliarden Euro teure Trans-Adriatische-Pipeline (TAP) sei kürzer und billiger als die Nabucco-Gasröhre, meint Theodoros Tsakiris, Energieexperte im Athener Politikforschungsinstitut ELIAMEP und Assistenzprofessor für Geopolitik an der Universität Nikosia. Wichtiger noch: Diese Pipeline biete kosteneffizienten Zugang zu den Gasreserven im Kaspischen Raum, glaubt Tsakiris.

Theodoros Tsakiris, Energieexperte im Athener Politikforschungsinstitut ELIAMEP (Foto: DW/Jannis Papadimitriou)
Befürwortet den Bau der TAP - Theodoros TsakirisBild: DW/J. Papadimitriou

Unabhängigkeit von Russland

Die TAP sei ganz klar der attraktivste Anbieter, was die Baukosten und vor allem die Gebühren für die Gaslieferung betrifft, sagt der Athener Energieexperte und versucht dies an einem Beispiel aus dem Alltag zu verdeutlichen: "Wenn Sie mit dem Taxi zum Flughafen fahren, ist es egal, wie teuer der Taxiwagen war. Sie wollen wissen, wie viel die Fahrt kostet. So ist es auch hier: Die Pipeline über Nordgriechenland wird für die Gaslieferung weniger berechnen als die Konkurrenz." Zudem biete man bei der TAP den Shah-Deniz-Partnern die Möglichkeit, sich an der Pipeline-Betreiberfirma zu beteiligen, erklärt Tsakiris.

Die EU-Kommission will den Eindruck vermeiden, dass sie eine bestimmte Pipeline fördert. Brüssel befürwortet grundsätzlich jedes Projekt, das die Energieabhängigkeit Europas von Russland verringert. Tsakiris meint, es sei jedenfalls ein ermutigendes Zeichen für die südeuropäische Pipeline, dass der deutsche Energiekonzern Eon Ruhrgas sich mit einem Anteil von 15 Prozent am TAP-Vorhaben beteiligt.

Ölförderplattform vor Baku (Foto: AP)
Aserbaidschan, das Land am Kaspischen Meer, ist reich an Öl und GasBild: AP

"Gemeinsam mit ASPROFOS, einer Tochterfirma von Hellenic Petroleum (ELPE), arbeitet Eon bereits an einer Vorstudie zum Bau der Gasröhre über Nordgriechenland", berichtet Tsakiris. Erstmals tätige eine deutsche Firma eine derart wichtige Investition im Energiebereich in Griechenland. Die Zusammenarbeit sei durchaus ausbaufähig, glaubt der Energieexperte. Und er fügt hinzu: "Die TAP ist realistischer und erfolgversprechender als das Sonnenstromprojekt 'Helios',  das für so viel Furore gesorgt hat in letzter Zeit." Mit dem staatlich subventionierten Helios-Projekt will Griechenland ab 2015 Solarstrom nach Westeuropa exportieren.

Wichtige politische Unterstützung

Mit an Bord bei der Trans-Adriatischen-Pipeline sind auch der Schweizer Energieversorger EGL sowie der norwegische Ölkonzern Statoil. Woran es bisher gefehlt hat, war ein klares Bekenntnis der politischen Unterstützung für das milliardenschwere Projekt. Durch das Athener TAP-Abkommen, das Griechenland, Albanien und Italien am 13. Februar in Athen unterzeichnet haben,  wollten die beteiligten Regierungen dieses Versäumnis offenbar nachholen.

Infografik Gaspipeline Nabucco (DW-Grafik Olof Pock)
Nabucco - Konkurenzprojekt zu der Trans-Adriatischen-PipelineBild: DW

Aserbaidschan und die am Shah-Deniz-Konsortium beteiligten Partner legen Wert auf eine Garantiezusage, dass alle beteiligten Regierungen das Projekt unterstützen und die dazu benötigten Gesetze und Umweltauflagen ohne Komplikationen umsetzen würden, erläutert Theodoros Tsakiris. Nach der Unterzeichnung des Athener Abkommens hätte die TAP-Pipeline einen strategischen Vorteil gegenüber der Konkurrenz aufzuweisen, glaubt der Energieexperte.

Unsicherheitsfaktor griechische Opposition

Der Politikdozent und ehemalige Industrieminister Andreas Andrianopoulos warnt jedoch vor zu viel Euphorie. Zwar sei das TAP-Abkommen ein Erfolg, doch nun käme es darauf an, das Erdgasprojekt auch tatsächlich zu realisieren, meint er. In der Vergangenheit seien ähnliche Projekte an die Grenzen der Realität gestoßen, wie etwa die Burgas-Alexandroupolis-Pipeline, die russisches Öl über Bulgarien und Griechenland nach Westeuropa liefern sollte, so Andrianopoulos.

"Sieben Mal wurde die Pipeline groß angekündigt und liegt heute trotzdem auf Eis. Russland als Mehrheitseigentümer der Pipeline wollte aber keine Zusage geben, dass die nötige Fördermenge auch geliefert wird", erinnert sich Andrianopoulos. Dieses offensichtliche Problem wurde lange Zeit verkannt, die griechischen Politiker hätten sich einfach leichtfertig verhalten, beklagt der Ex-Industrieminister.

Als Unsicherheitsfaktor für das TAP-Projekt gilt nicht zuletzt das Verhalten der griechischen Linksopposition: Wenige Stunden, nachdem das TAP-Abkommen in Athen unterzeichnet wurde, erklärte die Linkspartei SYRIZA, sie sei nicht einverstanden mit dem Abkommen, das am Parlament vorbei erfolgt sei.

Andreas Andrainopoulos, Politikdozent und ehemaliger Industrieminister Griechenlands (Foto: DW/Jannis Papadimitriou)
Kein Verständnis für die Kritik der Opposition - Andreas AndrainopoulosBild: DW/J. Papadimitriou

Andrianopoulos hat kein Verständnis für den Frontalangriff der Opposition. Das Erdgasprojekt sei in Griechenland seit Jahren ohne erkennbaren Widerstand diskutiert worden, erklärt der ehemalige Politiker. Auch das Parlament sei ausreichend informiert worden. Insofern entbehrte die Kritik jeder Logik. "Es handelt sich wohl um die üblichen Floskeln, die unsere Linkspartei in der Opposition allzu gerne erzählt, aber schnell vergessen wird, sobald sie selbst Regierungsverantwortung übernimmt", moniert Andrianopoulos.