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Magie gegen Tsetse-Fliege in Kenia

29. Februar 2012

Tsetsefliegen sind eine der größten Plagen in Afrika. Die Insekten übertragen Krankheiten, die für Menschen und Tiere tödlich sind. Kenianische Wissenschaftler haben jetzt ein Gegenmittel gefunden.

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Zwei Tsetse-Fliegen auf einer menschlichen Hand (Foto: dpa).
Durch die Stiche der Tsetse-Fliege sterben mehr als 3 Millionen Rinder pro JahrBild: picture-alliance/dpa

Sie sind eine der größten Touristen-Attraktionen Ostafrikas: Massai-Nomaden in roten Umhängen, die große Rinderherden durch die Landschaft treiben. Die Tiere haben eine besondere Bedeutung für die Massai: Sie sind Nahrung und wichtige Einkommensquelle für das Nomadenvolk. Doch nicht nur Dürre, Wasserknappheit und fehlendes Weideland bedrohen die Herden. Ein kleiner, aber gefährlicher Feind verschlimmert die Lage zusätzlich: die Tsetsefliege.

"Insekten tragen, wie wir Menschen auch, Bakterien, Pilze und Viren in sich. Aber diese Krankheitserreger sind nicht automatisch für den Menschen gefährlich", sagt Nguya Maniania. Der kongolesische Wissenschaftler arbeitet am Internationalen Institut für Insektenforschung (ICIPE) in Nairobi.

Drei Millionen tote Rinder im Jahr

Vor allem ein Insekt hat Maniania im Blick: die Tsetsefliege. Sie überträgt Nagana. Durch die Krankheit sterben jährlich rund drei Millionen Rinder in Afrika. Tiere, die mit Nagana infiziert sind, sterben nicht nur schneller. Sie bekommen vor ihrem Tod weniger Kälber und geben weniger Milch. Zudem ist die Fleischausbeute sehr gering.

Ein Massai mit rotem Umhang treibt eine Rinderherde durch die Landschaft (Foto: picture alliance).
Tsetse-Fliegen bedrohen vor allem RinderherdenBild: picture alliance / Kai-Uwe Wärner

In Kenia gab es viele Kampagnen, die die Tsetsefliege ausrotten sollten. Doch vor allem in ländlichen Gebieten und in den Nationalparks hat sich für die Nutztiere nichts geändert. Da es nicht möglich ist, flächendeckend Chemikalien gegen die Tsetsefliege einzusetzen, bedroht die Nagana-Krankheit inzwischen nicht nur Tiere.

Rinder zu Wasserböcken

Jetzt scheint das ICIPE eine Lösung gefunden zu haben. Die Wissenschaftler haben eine chemische Verbindung entdeckt, die dem Geruch von Wasserböcken ähnelt. Wenn Rinder damit behandelt werden, sinkt die Zahl der Tsetsefliegen-Bisse um rund 90 Prozent. Rajinder Kumar Saini leitet die Abteilung für Tiergesundheit beim ICIPE. Er arbeitet schon seit 30 Jahren mit Tsetsefliegen.

Zunächst begannen er und seine Kollegen damit, Wasserböcke zu beobachten. Dabei stellten sie fest, dass die Fliegen sie nicht stechen. Zusammen mit seinem Team entwickelte Saini daraufhin ein Abwehrmittel. Es besteht aus fünf Chemikalien und riecht nach - Wasserböcken.

Ein simples Halsband reicht

Ein Halsband mit dem Abwehrmittel wird den Rindern umgelegt und verhindert so, dass sich die Fliegen auf den Tieren niederlassen. Es kann auch an verschiedene Stellen auf einer Weide platziert werden. "Das ist von den Tierhaltern gut angenommen worden", sagt Dr. Saini. "Die Rückmeldungen zeigen, dass die Rinder sich vermehren und der Unterschied zwischen geschützten und ungeschützten Herden ist erkennbar."

Magische Kette, die vor der Tsetse-Fliege schützen soll. (Foto: DW)Agrarforschung institut (International centre for insect Physiology and Ecology Bild:DW
Mit dieser einfachen Kette können Tsetse-Fliegen vetrieben werdenBild: DW

Zunächst stellte das ICIPE das Mittel selbst her. Die Europäische Union, der größte Geldgeber des Projektes, regte 2009 an, für die Produktion des Abwehrmittels einen kommerziellen Partner zu suchen. Seitdem kümmert sich ein kenianisches Forschungsinstitut um die Herstellung. Außerdem will eine Schweizer Firma erforschen, ob das Mittel auch andere Fliegen vertreiben kann.


Autorin: Asumpta Lattus
Redaktion: Daniel Pelz