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Was damals geschah: November 1976

Stephanie A. Hiller14. November 2012

Nach einer Tour durch die Bundesrepublik verweigerten die DDR-Behörden dem Liedermacher Wolf Biermann die Wiedereinreise und entzogen ihm die Staatsangehörigkeit.

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ARCHIV - Der Ostberliner Liedermacher Wolf Biermann gibt am 13.11.1976 in der fast ausverkauften Kölner Sporthalle sein erstes Konzert auf einer bundesdeutschen Bühne seit Ostern 1965. Der Künstler, der in der DDR Auftrittsverbot hat, war von der Jugendorganisation der Industriegewerkschaft Metall und von einer Bochumer Studentengruppe eingeladen worden. Wolf Biermann wurde am 16.11.1976 die Staatsbürgerschaft und damit das Recht auf Aufenthalt in der DDR entzogen. Foto: Wilhelm Bertram (zu dpa-Serie Sechs Jahrzehnte/70er Jahre vom 03.03.) +++(c) dpa - Report+++
Bild: picture-alliance/dpa

Seit 1965 war Wolf Biermann in der DDR mit einem Auftritts-, Publikations- und Ausreiseverbot belegt. Der kritische Kommunist sollte zum Schweigen gebracht werden. Doch das Gegenteil wurde erreicht: Biermann wurde im Westen wie im Osten zum Mythos und zum Symbol der Nichtanpassung. Überraschend bekam er 1976 von den DDR-Behörden ein Ausreisevisum. Nach elf Jahren Bühnenabstinenz konnte Wolf Biermann auf Tournee durch die Bundesrepublik gehen und die Frage war: "Lassen sie ihn wieder rein?"

Am 16. November 1976 dann meldete die Nachrichtenagentur ADN: "Die zuständigen Behörden der DDR haben Wolf Biermann, der 1953 aus Hamburg in die DDR übersiedelte, das Recht auf weiteren Aufenthalt in der Deutschen Demokratischen Republik entzogen. Diese Entscheidung wurde auf Grund des Staatsbürgerschaftsgesetzes vom 20. Februar 1967 nach dem Bürger wegen 'grober Verletzung der staatsbürgerlichen Pflichten' die Staatsbürgerschaft aberkannt werden kann, gefasst. Mit seinem feindseligen Auftreten gegenüber der Deutschen Demokratischen Republik hat er sich selbst den Boden für die weitere Gewährung der Staatsbürgerschaft der DDR entzogen."

Biermanns Ausbürgerung löste im Westen wie im Osten eine Protestflut aus, die Ausbürgerung Biermanns zu widerrufen. Trotz Solidaritätsaktionen für Biermann gab es dennoch kein Zurück. Er blieb ausgebürgert. 13 Jahre, bis mit dem Fall der Mauer auch das SED-Regime gefallen war.

Hören Sie Wolf Biermann auf der Pressekonferenz am 19.11.1976 in Köln.