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Warten auf die neue Geldflut der EZB

22. Januar 2015

Die Märkte blicken mit Spannung auf die erwarteten milliardenschweren Anleihenkäufe der EZB. Die Aussicht auf die bevorstehende Geldschwemme beflügelte die Aktienmärkte bereits im Vorfeld.

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Symbolbild EZB Europäische Zentralbank Frankfurt am Main (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: Daniel Roland/AFP/Getty Images

Laut jüngsten Medienberichten will die Europäische Zentralbank (EZB) zur Bekämpfung der hartnäckigen Wirtschaftsflaute in Europa Staatsanleihen im Wert von rund 50 Milliarden Euro monatlich ankaufen. So soll es das EZB-Direktorium entschieden haben, und so soll es dem EZB-Rat bei seiner Sitzung an diesem Donnerstag vorgeschlagen werden, berichten das "Wall Street Journal" und die Finanzagentur Bloomberg übereinstimmend unter Berufung auf Insider. Dem "Wall Street Journal" zufolge sollen die umstrittenen Käufe mindestens ein Jahr andauern. Laut "Bloomberg" dürften sie im März starten und bis Ende 2016 laufen. Die EZB wollte sich nicht äußern.

Mit dem großangelegten Kaufprogramm soll eine Deflation im Euro-Raum im Keim erstickt werden, also ein Abrutschen der Wirtschaft in eine langanhaltende Schwächephase mit fallenden Preisen auf breiter Front und schrumpfenden Investitionen.

Ein solches Programm, im Fachjargon quantitative Lockerung oder "QE" genannt, über das EZB-Präsident Mario Draghi frisches Zentralbankgeld in Umlauf bringen will, ist allerdings selbst unter Notenbankern umstritten. Kritiker betonen, das Zinsniveau im Euroraum mit einem Leitzins von 0,05 Prozent sei bereits extrem niedrig. Die Impulse weiterer Sondermaßnahmen seien daher begrenzt. Zudem wird befürchtet, dass die EZB den Reformeifer in Krisenländern bremst, wenn sie den Staaten in großem Stil Schuldscheine abkauft. Deutsche Widerstände gegen Staatsanleihenkäufe könnte EZB-Präsident Draghi mit einem Kompromiss auffangen: Eine Möglichkeit wäre, dass die jeweiligen nationalen Zentralbanken nur Anleihen ihres Heimatlandes erwerben - und dann auch nur für diese haften.

Die EZB strebt eine Teuerungsrate von knapp zwei Prozent an. Davon ist sie derzeit jedoch meilenweit entfernt. Zuletzt fielen die Preise in der Euro-Zone sogar um 0,2 Prozent.

"500 Milliarden sind nicht genug"

Nach Einschätzung des Co-Chefs der Deutschen Bank, Anshu Jain, wäre ein Volumen von 500 Milliarden Euro bereits eine leichte Enttäuschung. Der Markt erwarte ein Volumen von 750 Milliarden Euro bei den Anleihenkäufen. Eine Billion Euro wäre eine positive Überraschung, sagte Jain auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Das erwartete Kaufprogramm werde tiefgreifende Auswirkungen für die europäischen Geldhäuser mit sich bringen und die Stabilität in Europa insgesamt erhöhen. Es werde weniger Insolvenzen geben - die Banken müssten dann auch weniger Geld für ausfallgefährdete Kredite zurücklegen.

Nach Ansicht von OECD-Generalsekretär Angel Gurria sollte die EZB ihr Programm nicht deckeln und Draghi freie Hand lassen. "Lasst Mario so weit wie möglich gehen", sagte der Chef der Industriestaaten-Organisation in Davos. Demnach soll die EZB so viele Anleihen und für einen so langen Zeitraum kaufen, wie es für eine höhere Inflation und eine Belebung der Wirtschaft nötig ist.

Der Präsident der schweizerischen Großbank UBS, Axel Weber, forderte die EZB auf, nicht das ganz große Rad zu drehen. "Sie sollten nicht zu viel machen." Damit entfalle ein Anreiz für Reformen. Europas Politiker hätten es allerdings auch versäumt, die Zeit für Reformen zu nutzen, die ihnen die EZB verschafft habe, kritisierte Weber.

Börsen in Vorfreude

Einen Tag vor wichtigen geldpolitischen Beschlüssen der EZB profitierte der deutsche Leitindex von Spekulationen über umfangreiche Staatsanleihekäufe zur Stützung der Wirtschaft. Am Ende legte der Dax um 0,41 Prozent auf 10.299 Punkte zu, was den höchsten je erreichten Schlussstand bedeutete. Die Aussicht auf die bevorstehende Geldschwemme der EZB sorgte auch an der Wall Street für Kursgewinne. Der Dow-Jones-Index schloss mit einem Plus von 0,2 Prozent bei 7.554 Punkten.

qu/cr (rtr, dpa)