1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Am Tropf der Notenbanken

Andreas Becker25. Januar 2014

Die Weltwirtschaft erholt sich etwas, doch sie bleibt von der lockeren Geldpolitik der Notenbanken abhängig. Wann wieder Normalität einkehrt, blieb auch in Davos auf dem Weltwirtschaftsforum offen.

https://p.dw.com/p/1AxDd
Davos Schweiz 2014 WEF Weltwirtschaftsforum (Foto: rtr)
Bild: Reuters

Die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF) hatten schon vor der Tagung in Davos vorsichtig optimistische Prognosen vorgelegt. Demnach erholt sich die Weltwirtschaft langsam und wird in diesem Jahr um 3,7 Prozent wachsen.

Eigentlich eine gute Nachricht. "Wir sehen aber auch, dass sich die Ungleichgewichte wieder verstärken", sagte IWF-Chefin Christine Lagarde zum Abschluss des Weltwirtschaftsforums. In den letzten Jahren kam das Wachstum vor allem von den großen Schwellenländern. Die hofften, dadurch den Abstand zu den Industrieländern etwas zu verringern.

"Entwicklungs- und Schwellenländern haben zwar höhere Wachstumsraten", sagte Montek Singh Ahluwalia, Vize-Chef der Planungskommission der indischen Regierung. "Aber die Wachstumsimpulse jetzt kommen von der Erholung der Industrieländer."

Zinsen bleiben niedrig

Doch auch die sind nicht ohne Sorgen. In der Eurozone ist das Wachstum allenfalls zaghaft, deutlich stärker in den USA und in Japan. Die Frage ist allerdings, ob eine Erholung dauerhaft sein kann, die vor allem dadurch ermöglicht wird, dass Zentralbanken massiv Geld in die Märke pumpen.

"Unsere Geldpolitik bleibt unverändert", sagte Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank. "Die Zinsen bleiben auf oder unter dem aktuellen Niveau, und zwar für eine längere Zeit." Zurzeit liegt der Leitzins in der Eurozone bei 0,25 Prozent.

Normalerweise führt eine solche Politik früher oder später zu einem Anstieg der Preise, also einer Inflation. Doch die bleibt aus, in den Krisenländern der Eurozone fallen die Preise sogar.

Gefahr der Deflation

Japan kennt das Problem. Fast 15 Jahre lang sind dort die Preise beständig gesunken. "Die Deflation hatte verheerende Auswirkungen auf unsere Wirtschaft", sagte Haruhiko Kurode, Governeur der japanischen Notenbank. "Unternehmen haben nicht mehr investiert, die Löhne wurden nicht erhöht, und Haushalte haben nicht mehr konsumiert."

Vor einem Jahr hat die japanische Regierung von Premierminister Shinzo Abe begonnen, den Schalter umzulegen. Seitdem spült die Zentralbank Geld in die Märkte, die Regierung gibt viel Geld für Investitionen aus und erzwingt Strukturreformen. Das Ziel: mehr Wachstum und eine Inflationsrate von zwei Prozent.

Bisher sieht es danach aus, als habe die "Abenomics" getaufte Politik Erfolg. "Im vergangenen Jahr ist die japanische Wirtschaft um fast drei Prozent gewachsen", so Kuroda. Die Inflationsrate liegt inzwischen bei rund einem Prozent. "Das ist der höchste Wert seit 15 Jahren."

"Wir sind bereit"

Droht der Eurozone nun das Schicksal Japans, eine lange Periode der Deflation? Nein, sagt EZB-Chef Draghi. Drohender Preisverfall sei Teil des Reformprozesses in den Euro-Krisenländern und allenfalls vorübergehend. Falls nicht, werde die EZB handeln. "Wir sind bereit, alle vertraglich erlaubten Instrumente einzusetzen." Welche das sein werden, wollte Draghi nicht verraten, schließlich gehört es zum Beruf eines Zentralbankers, die Finanzmärkte überraschen zu können.

Somit wurde auch in Davos deutlich, dass große Teile der Weltwirtschaft noch weiter von den Zentralbanken künstlich belebt werden. Wann und wie hier wieder Normalität einkehren kann, bleibt offen.

Mehr Regulierung

Ausgerechnet ein Finanzminister, der Deutsche Wolfgang Schäuble, warnte am Ende des Forums davor, nur auf die Finanzen zu schauen. "Die Probleme auf dem Arbeitsmarkt haben wir nicht wegen der Finanzkrise, sondern wegen der dramatischen technologischen Veränderungen." Dazu zählen etwa die Automatisierung von Arbeitsprozessen und die Verlagerungen der Produktion ins Ausland.

In der zunehmend globalisierten Wirtschaft mit ihren starken Schwankungen werde sich daran nichts ändern, so Schäuble. "Wir brauchen deshalb mehr Regulierung, und zwar nicht nur für die Finanzmärkte." Doch ein globaler Regulierer, das musste der Minister zugeben, ist nirgends in Sicht.