Von Füchsen und Leuchttürmen: Die Biologie der Rothaarigen
Ob wegen Sturheit oder Hexerei - rote Haare sorgen immer für Gesprächsstoff. Aber wussten Sie, dass die Biologie der Rotschöpfe mindestens genauso einzigartig und sonderbar ist wie ihre Haarpracht?
Versammelt euch, ihr Sonderlinge!
Sie sind so selten und ihre Haarfarben so einzigartig, dass die holländische Stadt Breda den Rothaarigen sogar ein eigenes Festival widmet. Schenkt man den vielen Legenden Glaube, so sind rothaarige Frauen Hexen oder Vampire, stets stur und jähzornig. Auf jeden Fall sorgen sie immer für Gesprächsstoff - auch in der Wissenschaft!
Very international
Dass auf der britischen Insel die meisten Rothaarigen zu Hause sind, ist bekannt. Die meisten von ihnen leben in Schottland. Aber wer hätte gedacht, dass es auch in Mexiko, Südafrika und Israel Rotschöpfe gibt? In Deutschland sind übrigens zwei Prozent der Bevölkerung rothaarig.
Einer von vielen Leuchttürmen
Rote Haare sind oft ein Alleinstellungsmerkmal. In Menschenmengen fallen sie stets auf - denn nur drei Prozent der gesamten Weltbevölkerung trägt eine rote Haarpracht. Für die Besucher des jährlichen Rothaarigentags in Holland ist es also ein wahres Spektakel, gleich so viele Redheads auf einmal zu sehen.
Vom Aussterben bedroht?
Der niedrige Anteil der Rothaarigen in der Bevölkerung könnte noch weiter schrumpfen und sogar ganz verschwinden. Forscher prognostizieren, dass sie in gut 100 Jahren ausgestorben seien. Denn rothaarige Babys werden nur geboren, wenn beide Eltern ebenfalls rote Haare haben. Und bei der geringen Anzahl ist dieser Zufall doch sehr klein.
Der Zufall machts möglich
Britische Forscher fanden jedoch heraus, dass fast 40 Prozent der Weltbevölkerung - egal, mit welcher Haarfarbe - das mutierte MC1R-Gen in sich tragen. Dieses ist für die roten Haare verantwortlich. Tragen beide Elternteile das Gen in sich, haben sie eine 25-prozentige Chance, dass ihre Kinder rothaarig zur Welt kommen.
Mal Jammerlappen, mal Indianer
Es ist aber nicht nur die Farbe, die fasziniert. Denn liegt eine rothaarige Frau auf dem OP-Tisch, könnte ihr Anästhesist ins Schwitzen geraten. Viele der Frauen sind resistent gegen einige Betäubungsmittel und brauchen fast 20 Prozent mehr Narkosemittel als Blonde oder Brünette. Und sie sind bei Stich- oder Druckschmerzen unempfindlicher. Hitze- und Kälteschmerz halten sie dagegen nicht gut aus.
Keine Sonnenanbeter
Der Neid - weniger schmerzempfindlich zu sein - weicht, wenn ein Rotschopf in die Sonne geht. Denn intensives Sonnenbaden ist quasi unmöglich. Mit sehr wenigen Ausnahmen haben rothaarige Menschen sehr helle Haut. Grund ist der Mangel an dem Pigment Melanin, das Haut und Haare färbt. Dafür ist die helle Haut aber für Sonnenlicht durchlässiger und kann ihr eigenes Vitamin D produzieren.
Einmal Rotschopf, immer Rotschopf
Rothaarigen wird nachgesagt, sie seien stur und eigensinnig. Ihre Haare sind es auf jedenfall: Denn diese behalten auch noch im hohen Alter ihrer Träger ihre natürlichen Pigmente - und ergrauen so viel langsamer. Anstatt mausgrau zu werden, färben sie sich oft zu einem blassen Kupfer oder einem rosigen Blond.
Ein schweres Los?
Jede rothaarige Frau muss es im Leben über sich ergehen lassen, "Pippi Langstrumpf" oder "Hexe" gerufen zu werden. Das lässt sich aber gut ertragen, wenn man doch eigentlich merkt, wie neidvoll die eigenen Haare betrachtet werden. Doch während die Faszination für weibliche Rotschöpfe nicht abreißt, sieht es bei den Männern ganz anders aus...
Ein scheinbar ewiges Laster
Denn Männer mit roten Haaren gelten als unsexy und unmännlich. "Dieses Klischee muss aus der Welt geschaffen werden", sagte sich Modefotograf Thomas Knight und lichtete attraktive, rothaarige Männer ab. Seine Ausstellung "Red Hot" fand auch in Breda viele Bewunderer. Knights Idee, wie die männlichen Rotschöpfe die ewigen Vorurteile endlich loswerden könnten: "Wir brauchen einen rothaarigen Bond!"