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Vom Strand ins Hinterland - eine neue Chance für Pernambuco?

25. Februar 2003

Sandstrände, Kokospalmen und türkisfarbenes Wasser locken jährlich Millionen Touristen in den brasilianischen Bundesstaat Pernambuco. Doch nur wenige besuchen das Landesinnere abseits der ausgetretenen Pfade.

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Eine Landschaft mit Bäumen und großen Hügeln im Hintergrund.
Noch unergründet: das Hinterland BrasiliensBild: Paula Morgado

Die schönen Strände der Hauptstadt Recife sind bei Touristen ein beliebtes Reiseziel. Weniger Interesse erregt die andere Seite der Provinz Pernambuco im Nordosten Brasiliens. Zu Unrecht, meinen die Einheimischen. Denn im Hinterland Pernambucos finden sich mehrere der bedeutendsten Kunsthandwerkszentren des Landes. Mehr Urlauber in diese Region zu locken ist die große Herausforderung für die Menschen.

Kreatives Kunsthandwerk

Eine große Stadt am Meer aus der Ferne
Recife - Hauptstadt des Bundesstaats PernambucoBild: Imago Fotografia

Ein Besuch lohnt sich! Berühmt sind die Tonfigurenwerkstätten in Caruaru und Tracunhaém und die Teppichknüpferei in Lagoa do Carro, die sogar der wichtigste Wirtschaftszweig für die Einwohner ist. Zahlreichen, ehemals verarmten Familien hat das Teppichknüpfen einen bescheidenen Wohlstand gebracht. Überall im Ort sieht man Verkaufsstände und knüpfende Frauen, die Teppiche mit bunten, geometrischen Mustern und Blumenmotiven verkaufen.

Viele Teppiche aus Lagoa do Carro gehen in Recife oder anderen Küstenstädten über den Ladentisch. "Es ist gut außerhalb zu verkaufen, aber noch viel besser wäre es, direkt hier zu verkaufen", sagt Isabel Gonçalves, die die lokale Vereinigung der Teppichknüpferinnen gegründet hat. "Denn hier haben wir keine zusätzlichen Kosten. Außerdem lernen die Besucher unsere Stadt kennen, trinken hier vielleicht ein Kokosnusswasser oder tanken ihr Auto auf. So bringen sie der Stadt ein zusätzliches Einkommen."

Die Gnaden des San Severino

An einer Wand hängen viele Fotos, zum größten Teil von Menschen, aber auch von Autos
Walfahrtsortkirche mit DankesgabenBild: Johannes Beck

Ein weiterer Tourismuszweig, der mehr Menschen auf das Land ziehen könnte, sind Reisen aus religiösen Motiven. In Pernambuco haben sich einige Orte zu viel besuchten Wallfahrtszielen entwickelt. In teilweise mittelalterlicher Weise pilgern vor allem Brasilianer von weit her zu den Wallfahrtsorten, um Bitten an die Heiligen zu richten oder ihnen für erhaltene Gnaden zu danken.

São Severino dos Ramos, etwa 45 Kilometer von Recife entfernt, ist mit bis zu 30.000 Besuchern an Sonntagen einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte Brasiliens. Ziel der Pilger ist eine lebensgroße Holzfigur des Heiligen Severin, die im Altarraum einer kleinen gelb-blau gestrichenen Kirche ausgestellt ist und Wundertaten bewirken soll. "Weltliche Ärzte existieren für mich nicht", sagt die Pilgerin Maria José do Prado. "Meine Ärzte sind Jesus Christus und São Severino dos Ramos. Ich erhalte alle Gnaden, um die ich ihn bitte. Und so werde ich weitermachen."

Wallfahrtsorte als Touristenmagnet?

Menschen stehen auf der Pritsche eines blauen Autos, drumherum laufen noch mehr Menschen
Ansturm auf São Severino dos RamosBild: Johannes Beck

Das staubige Gelände rund um die Kirche in São Severino dos Ramos verwandelt sich an Wochenenden in einen riesigen Marktplatz mit Volksfestcharakter. Live-Bands spielen Tanzmusik und an etwa mehreren Hundert Ständen gibt es die verschiedensten Dinge zu kaufen: Rosenkränze, Heiligenbilder, Keramiken, Kokosnüsse, T-Shirts oder Feuerwerksraketen.

Bisher besuchen vor allem brasilianische Reisende das Hinterland Pernambucos und seine Wallfahrtsorte. Vielleicht können die Heiligen von Pernambuco ja auch das Wunder bewirken, dass mehr ausländische Touristen sich für diese Region interessieren...

Autoren: Johannes Beck und Carlos Benevides

Redaktion: Peter Koppen