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Vom Buhmann zum Botschafter

Vögtle, Fabian (sid/dpa)21. März 2013

Früher Skandalfußballer, heute Botschafter gegen Diskriminierung: Kevin-Prince Boateng ruft vor der UNO zu mehr Engagement gegen Rassismus im Fußball auf.

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Kevin-Prince Boateng vom AC Mailand (Foto: REUTERS/Tony Gentile)
Kevin-Prince Boateng vom AC Mailand (Foto: REUTERS/Tony Gentile)Bild: Reuters

Der ehemalige deutsche Junioren-Nationalspieler Kevin-Prince Boateng vom italienischen Fußball-Erstligisten AC Mailand hat am Donnerstag (21.03.2013) bei einer Diskussionsrunde der Vereinten Nationen in Genf zu konsequenterem Kampf gegen Rassismus aufgerufen. "Zu glauben, man könnte den Rassismus besiegen, indem man ihn ignoriert, ist der größte Fehler, den wir machen können", sagte der gebürtige Berliner bei der UNO-Debatte "Rassismus und Sport" im Rahmen der Internationalen Woche gegen Rassismus: "Als ich in der Nationalmannschaft Ghanas spielte, habe ich gelernt, Malaria zu bekämpfen. Impfungen genügen nicht. Man muss die Teiche trocken legen, in denen die Malaria-Mücken gedeihen. Ich denke, dass Malaria und Rassismus vieles gemeinsam haben", erläuterte Boateng.

Boatengs einzigartige Aktion

Der Milan-Profi hatte am 3. Januar dieses Jahres für den Abbruch des Testspiels gegen den Viertligisten Pro Patria aus der norditalienischen Stadt Busto Arsizio gesorgt. Fans der Gastgeber hatten ihn und weitere dunkelhäutige Milan-Spieler mit Affenlauten beleidigt. Daraufhin unterbrach Boateng das Spiel, schoss den Ball in Richtung Zuschauer auf die Tribüne, zog sein Trikot aus und verließ mit höhnischem Applaus den Platz. Seine Teamkollegen folgten ihm, das Spiel wurde abgebrochen.

Für seine einzigartige Aktion hatte Boateng international viel Zuspruch erhalten. Insgesamt wird sechs Anhängern des lombardischen Klubs Aufhetzung zum Rassismus vorgeworfen. Am Mittwoch (20.03.2013) hatte Boateng im Prozess um die rassistischen Beleidigungen vor Gericht ausgesagt. "Immer wenn ich den Ball bekam, gab es Schmährufe und Affenlaute gegen mich", schilderte der Mittelfeldspieler laut Angaben italienischer Medien seine Erinnerungen an das Spiel. Er berichtete auch von ähnlichen, länger zurückliegenden, Vorfällen in Deutschland: "Ich denke, sie haben mich beschimpft, weil meine Haut nicht weiß ist. Das ist mir auch schon in Deutschland passiert, für mich ist das ganz klar Rassismus".

Kevin-Prince Boateng (Foto: EPA/MARTIAL TREZZINI)
Kevin-Prince Boateng vom AC Mailand spricht bei der UNO-Debatte "Rassismus im Sport"Bild: picture-alliance/dpa

Treffen mit Nelson Mandela

Boateng betonte, dass einer der wichtigsten Momente seines Lebens sein Treffen mit dem südafrikanischen Ex-Präsidenten Nelson Mandela während der Fußball-WM in Südafrika 2010 gewesen sei. "Er ist ein unglaublicher Mensch. Er hat mich gelehrt, dass man gegen Rassismus reagieren muss. Wir müssen uns von Menschen inspirieren lassen, die ihr Leben für Gerechtigkeit eingesetzt haben", sagte Boateng, der sich am Freitag mit Weltverbandspräsident Joseph S. Blatter treffen will, um mit ihm über Möglichkeiten der Rassismus-Bekämpfung im Fußball zu sprechen.

Böses Foul an Michael Ballack

Dass Kevin-Prince Boateng, dessen Halbbruder Jérôme Boateng bei Bayern München und in der deutschen Nationalmannschaft spielt, nun als Botschafter gegen Rassismus im Sport hervortritt, verändert wohl auch die bisherige Wahrnehmung seiner Person, vor allem in Deutschland. Denn der 26-Jährige ist hierzulande eher als Fußballrüpel bekannt. Dafür sorgten zum einen seine Eskapaden als Spieler in Deutschland und England außerhalb des Stadions, sowie überharte Tacklings auf dem Spielfeld. Das wohl bekannteste Foul beging er als Spieler des FC Portsmouth im FA-Cup-Finale gegen den FC Chelsea 2010: Boateng foulte seinen Gegenspieler Michael Ballack so schwer, dass dieser nicht bei der Weltmeisterschaft in Südafrika teilnehmen konnte.