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Tod beim Freitagsgebet

22. August 2014

Im Irak wurden mindestens 73 Menschen in einer sunnitischen Moschee getötet. Bewaffnete stürmten das Gotteshaus in der Provinz Dijala beim Freitagsgebet. Im Norden griffen Kurden und irakische Truppen IS-Stellungen an.

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Karte des Irak mit der Provinz Dijala (Quelle: DW)

In den vergangenen Wochen sorgten im Irak vor allem die Gräueltaten der sunnitischen Terrormiliz "Islamischer Staat" für Aufsehen. Nun wurden mehr als 70 sunnitische Gläubige beim Angriff auf eine Mosche in der Provinz Dijala nordöstlich von Bagdad getötet. Augenzeugenberichten zufolge stürmten Bewaffnete das Gotteshaus in der Stadt Al-Mikdadija während des Freitagsgebets und schossen um sich. Es gab Dutzende Verletzte.

Die Mörder waren diesmal vermutlich schiitische Milizionäre, berichtete der Nachrichtensender Al-Arabija. Demzufolge wollten sich die Angreifer für einen Sprengstoffanschlag rächen. Nach dem Angriff habe es außerhalb der Moschee Zusammenstöße gegeben.

Das Nachrichtenportal Al-Mada berichtete unter Berufung auf die Polizei, bei einer Explosion in derselben Region seien vier Kämpfer einer schiitischen Miliz getötet worden. In der nordöstlich von Bagdad gelegenen Provinz Dijala sollen einige vom Iran ausgebildete Schiiten-Milizen ansässig sein. Andere Quellen machten allerdings die Terrorgruppe "Islamischer Staat" für den Anschlag auf die sunnitische Moschee verantwortlich. Die radikalsunnitische Bewegung verfolgt neben den Schiiten auch moderate Sunniten.

Kurden greifen IS-Stellungen an

Im Norden des Irak lieferten sich Kurden und irakische Truppen Gefechte mit IS-Extremisten, um diese aus dem 130 Kilometer nordöstlich von Bagdad gelegenen Ort Dschalaula zurückzudrängen. Die militante Extremistenorganisation hatte die strategisch wichtige Stadt nahe der Grenze zum Iran vor knapp zwei Wochen erobert. Bei ihrer Offensive wurden die kurdischen Kämpfer von der irakischen Armee unterstützt.

Trotz der Drohung des IS, weitere US-Geiseln zu ermorden, setzt die Regierung Washington auf Luftangriffe gegen die IS-Extremisten. Die Dschihadisten hatten am Dienstag im Internet ein Video veröffentlicht, das die Enthauptung des entführten US-Journalisten James Foley zeigt. Die Terrorgruppe bezeichnete den Mord als Rache für die US-Luftangriffe auf IS-Stellungen im Nordirak. Die grausame Ermordung des 40-Jährigen Reporters hatte weltweit Empörung hervorgerufen. Papst Franziskus drückte den Eltern Foleys am Donnerstagabend in einem Telefonat seine Anteilnahme aus.

Peshmerga-Kämpfer am Mossul-Staudamm (Foto: rtr)
Bereits zurückerobert: der Mossul-Staudamm wird von kurdischen Kämpfern kontrolliertBild: Reuters

USA nennt IS "extreme Bedrohung"

Die USA sehen den "Islamischen Staat" nach Worten von US-Verteidigungsminister Chuck Hagel als "extreme Bedrohung für die Vereinigten Staaten" an. Die Terrororganisation sei so hoch entwickelt und gut finanziert wie keine andere. "Das ist jenseits von allem, was wir kennen", sagte Hagel auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit US-Generalstabschef Martin Dempsey. Hagel schloss auch künftige Luftangriffe gegen die Dschihadisten in Syrien nicht aus.

Um den Kampf gegen die Terrorgruppe zu unterstützen, liefert Ungarn Munition an die irakische Armee. Wie das Verteidigungsministerium in Budapest mitteilte, sollen mehrere Millionen Patronen sowie mehrere Tausend Munitionseinheiten für Kanonen und Panzerabwehrgeschütze geschickt werden.

Kontroverse Debatte um deutsche Waffen

Die von der deutschen Bundesregierung geplanten Waffenlieferungen zur Unterstützung der Kurden im Nordirak werden weiterhin unterschiedlich gesehen. So äußerte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt im Westdeutschen Rundfunk die Befürchtung, dass je nach Kampfgeschehen die Extremistengruppe IS möglicherweise deutsche Waffen von den Kurden erbeuten könnten. Damit könnten sich diese Waffen "am Ende genau gegen die Menschen wenden, die man schützen will".

Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Christoph Strässer, begrüßte dagegen die geplanten deutschen Waffenlieferungen. Es gebe Situationen, "in denen man mit militärischen Mitteln dafür sorgen muss, dass es nicht zu einem Genozid kommt", sagte der SPD-Politiker den "Ruhrnachrichten".

Merkel zu Regierungserklärung bereit

Das Kabinett will am kommenden Mittwoch eine abschließende Entscheidung über die Aufrüstung der kurdischen Streitkräfte treffen. Im Gespräch ist eine Lieferung von Handfeuerwaffen und Panzerabwehrraketen.

Von der Leyen und Steinmeier zu bei Pressekonferenz (Foto: afp)
Wendepunkt: Verteidigungsministerin von der Leyen und Außenminister Steinmeier wollen Waffen in den Irak schickenBild: Odd Anderson/AFP/Getty Images

Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, Bundeskanzlerin Angela Merkel sei bereit, dem Bundestag die Entscheidung in einer Regierungserklärung zu erläutern. Dies hatte die Opposition gefordert. Anschließend soll sich der Bundestag in einer Sondersitzung mit dem Thema befassen. Der Termin steht aber noch nicht fest. Ein Mitspracherecht hat der Bundestag nicht.

Humanitäre Hilfe läuft weiter

Die Bundeswehr hat am Freitag ihre Hilfsflüge in den Nordirak fortgesetzt. Eine Maschine der Luftwaffe startete vom Flughafen Halle/Leipzig mit Lebensmitteln und Sanitätsmaterial in Richtung der Kurdenmetropole Erbil. In diese Region hatten sich Zehntausende Jesiden, Christen und andere Vertriebene vor der Terrormiliz "Islamischer Staat" gerettet. Für die kommende Woche kündigte die Bundeswehr einen weiteren Hilfsflug an.

cw/ mak (rtre, afp, dpa, kna, dpa)